Ehemaliges Donath-Gelände wirdstädtebaulich entwickelt

Aktuelles Bild vom Betriebsgelände der Spedition Donath in SchneidhainFoto: Kuschel

Schneidhain (gs) – Am Ortsrand von Schneidhain, direkt neben der neu gebauten Feuerwache, liegt das Betriebsgelände der Spedition Donath, deren großflächige Hallen aktuell überwiegend als Lager für Umzugsgut genutzt werden. Darüber hinaus dient das Grundstück als Container- und LKW-Stellplatz nebst LKW-Waschanlage. Die umliegende Infrastruktur, so ist man sich wohl einig, genüge den heutigen Anforderungen eines modernen Logistikunternehmens nicht mehr, weswegen das Gelände im November 2021 an die S&G Development GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main verkauft wurde. Das ca. 7.500 qm große Grundstück ist als reines Gewerbegebiet ausgewiesen und wurde als solches auch an den Investor veräußert. Dieser plant auf der Liegenschaft allerdings keine Ansiedlung eines größeren Gewerbebetriebes, sondern möchte das Grundstück städtebaulich entwickeln. Entstehen soll – in direkter Nachbarschaft der Seeger Orbis GmbH – ein Mischgebiet, dessen Projektplanung unter dem Namen „Quartier Weidenblick“ der Stadt bereits vorgestellt wurde, die jedoch erstmal entsprechendes Baurecht schaffen muss, um die Projektumsetzung zu ermöglichen.

Projekt „Quartier Weidenblick“

Ziel der Planung, so die Entwicklungsgesellschaft, sei die Neuausrichtung und Wiederbelebung des Gewerbestandortes unter Berücksichtigung der Nachbarschaft. Dabei würden, so ist der Projektbeschreibung zu entnehmen, die Bedürfnisse der Kommune und des Ortsteils berücksichtigt. Geplant ist ein „urbanes Quartier“ mit Miet- und Eigentumswohnungen, Büros, Praxisflächen und einem Drogeriemarkt. Darüber hinaus ist der Bau einer Kindertagesstätte (U3) vorgesehen. Die gewerblichen Nutzungen und die Unterbringung der Kindertagesstätte sind in dem geplanten Baukörper entlang der Wiesbadener Straße und Zum Braubachtal vorgesehen. Nach Süden orientiert ist ein Ensemble aus Wohngebäuden mittleren Standards geplant. Vorgesehen sind 21 Zwei-, 24 Drei- sowie 16 Vierzimmerwohnungen, die zum Teil als Eigentums- und zum Teil als Mietwohnungen angeboten werden sollen. Bis auf insgesamt 15 Stellplätze sollen alle Parkplätze in einer quartierseigenen Tiefgarage untergebracht werden, deren Zufahrt von der Wiesbadener Straße aus erfolgen soll. Geplant sind großzügige Grünflächen und eine teilweise Dachbegrünung.

Kontroverse Diskussion im Stadtparlament

Die Stadtverordneten hatten in ihrer letzten Sitzung am 23. März darüber zu entscheiden, ob sie dem vom Projektentwickler vorgelegten Bebauungskonzept zustimmen und das notwendige Planungsrecht für die Maßnahme über einen „Vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ schaffen wollen.

Während die Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Grüne, FDP und SPD dem Bauvorhaben in seiner aktuellen Planung positiv gegenüberstehen, meldete die Fraktion der ALK nachhaltige Bedenken an.

Breite Zustimmung fast aller Fraktionen

Die Zustimmung auf breiter Front der Stadtverordneten begründet sich zuallererst darauf, dass die Fraktionen das Konzept als „rundherum“ gelungen, dem Stadtteil angemessen und als zukunftsweisend in Bezug auf die Stadtentwicklung beurteilen. Thomas Boller (CDU), Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses, merkte gleich zu Beginn der Diskussion an, dass die Umsetzung des nun vorliegenden Entwurfes die positive Entwicklung, die der Stadtteil Schneidhain u.a. mit dem neuen Sportgelände, dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses und dem Neubaugebiet sowie dem Supermarkt genommen habe, fortführen werde. Der Bitte an den Projektentwickler, mehr Gewerbefläche als ursprünglich geplant vorzusehen, sei dieser nachgekommen, so dass der Zustimmung der CDU-Fraktion nichts im Wege stehe. Felix Lupp äußerte sich für die SPD ebenfalls positiv zu dem Entwurf und freute sich besonders, dass Wohnraum im „mittleren Preissegment“ geschaffen werde, was gerade jungen Familien entgegenkäme. Für die FDP ergriff Ascan Iredi das Wort und äußerte sich ebenfalls positiv zu dem Bauvorhaben. Zwar habe man in den Reihen der FDP Bedenken hinsichtlich der „Umwidmung“ reiner Gewerbeflächen in ein „Mischgebiet“ gehabt, jedoch sei der Mehrwert, den das geplante Vorhaben für Schneidhain bringe, höher zu bewerten. Eine Industrieansiedlung sei an dieser Stelle – direkt gegenüber einem Wohngebiet und dem Supermarkt – ohnehin kaum machbar und damit unrealistisch, so Iredi. Die jetzt gefundene Mischung aus „weißem“ Gewerbe und Wohnen sei eine ideale Lösung für Schneidhain, weshalb auch die FDP dem Antrag zustimmte.

ALK meldete Bedenken an

Umfassende Kritik an der durchweg positiven Sicht der meisten Fraktionen im Stadtparlament kam aus den Reihen der ALK. Runa Hammerschmitt stellte sich die Frage, warum die Königsteiner eines der letzten großen zusammenhängenden Gewerbegebiete in der Stadt „opferten“, um dem Investor, der das Grundstück unter genau diesen Bedingungen erworben hatte, nun zu erlauben, weniger als 50 % Gewerbe dort anzusiedeln. Es stand der Vorwurf im Raum, der Immobilienentwickler habe „günstiges“ Gewerbeland erworben, um es nun als „teures“ Wohneigentum weiter zu veräußern. Der Mehrwert, der entstehe, so Hammerschmitt, würde vom Investor abgeschöpft und die Stadt werde leer ausgehen. Zwar sei „günstiger“ Wohnraum knapp, aber die Stadt habe keinerlei Handhabe, den Investor zu zwingen, diesen später auch tatsächlich anzubieten, was einem „Freibrief“ gleichkomme. Königstein, so gab sie mahnend zu bedenken, brauche zur Finanzierung anstehender Großprojekte dringend Gewerbeeinnahmen – diese würden durch die Umwidmung einer der letzten großen Gewerbeflächen zukünftig fehlen, weshalb die vorliegende Planung keinesfalls als „zukunftsweisend“ bezeichnet werden könne.

Vorteile für Stadt/Stadtteil überwiegen

In ihrem anschließenden Statement äußerte sich Dr. Bärbel von Römer-Seel (Bündnis 90/Grüne) zu der - von ihr aus den Ausführungen ALK wahrgenommenen - negativen Sicht auf das Engagement des Investors. Sie warf der stärksten Fraktion im Stadtparlament vor, sich „in punkto Stadtentwicklung in einer endlosen Zeitschleife“ zu befinden. Die ALK habe sich „einer Verhinderungspolitik bezüglich der Entwicklung Königsteins verschrieben“, anstatt die Stadt „bedarfsgerecht und lebensfreundlich“ zu gestalten. Anstatt zu fragen, welche Vorteile die Entwicklung der besagten Fläche für Königstein und den Stadtteil Schneidhain bringe, frage die ALK immer nur, welchen Vorteil der Investor bei dem Vorhaben habe, „als gäbe es hier kriminelle Handlungen und unmoralische Geschäfte offenzulegen und um jeden Preis zu verhindern“. Die vorliegende Planung, so Dr. Römer-Seel vereinbare Ansprüche aus Versorgungsdiversität, sozialer Fürsorge und nachhaltiger Wohnform, weshalb die Fraktion das Vorhaben ebenfalls unterstütze.

Beschlussvorlage angenommen

In der anschließenden Abstimmung stimmten die Stadtverordneten mit 23 Ja- und 12 Nein-Stimmen (bei keiner Enthaltung) dem vom Investor vorgelegten Bebauungskonzept für das „Quartier Weidenblick“ mehrheitlich zu. Das Planungsrecht wird über einen „Vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ geschaffen. Zusätzlich stellten die Stadtverordneten die Anforderung an den Projektentwickler, eine zentrale Wärmeversorgung einzuplanen. Außerdem sollen Verhandlungen zu dem Zweck geführt werden, den Erwerb oder die dauerhafte Anmietung von mehreren Wohnungen zur Weitervermietung an Familien mittleren Einkommens oder städtische Bedienstete zu ermöglichen.

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