Königstein (pu) – Das 1905 gegründete und weit über die Stadt- und Regionsgrenzen hinaus bekannte Konditorei-Café Kreiner in der Hauptstraße 10 sowie Paul Kiefer, der im letzten Jahr sein 50-jähriges Firmenjubiläum feierte (wir berichteten) und dessen Sohn Dirk, der mittlerweile den Betrieb leitet, erhielten dieser Tage lieben Besuch, der internationales Flair im Caféhaus im Wiener Stil verströmte.
Kein Geringerer als Rolf Lukaschewski, der sich mit seinen großformatigen, expressiven, gesellschafts- und zeitkritischen Gemälden, wie beispielsweise seinem „Opernball-Triptychon“, seine internationale Position in der Malerei des 21. Jahrhunderts verschaffte und von 1981 bis 1993 in Falkenstein lebte, beehrte gemeinsam mit seiner Ehefrau seinen langjährigen Freund mit einer mehrstündigen Stippvisite bei legendärer Zitronentorte und Kaffee.
Da sich solche Ereignisse mittels funktionierendem Netzwerk schnell herumsprechen, stießen rasch weitere Freunde und Bekannte dazu. Doch es sollte noch besser kommen.
Wenn so kreative Geister wie Konditorenmeister und Maler- und Bildhauer-Institution zum lebhaften Gedankenaustausch zusammentreffen, liegt der Verdacht nahe, dass sich das am Ende des Tages in einer bleibenden Erinnerung niederschlägt.
In der zeichnerischen Tat, denn der Künstler hinterließ seine persönlichen Spuren in einem neu angelegten Gästebuch durch innerhalb kürzester Zeit gefertigte Porträts von Vater Paul und Sohn Dirk.
Sowohl Senior als auch Junior Kreiner war die große Freude über diese besondere Ehre ins Gesicht geschrieben. Nun sind sie gespannt, welche Persönlichkeiten sich im Laufe der Zeit noch alles im Gästebuch verewigen werden.
Rolf Lukaschewski wurde am 1. Dezember 1947 in Schleswig geboren. Von 1968 bis 1978 studierte er Malerei und Bildhauerei in Köln an der Fachhochschule für Kunst und Design unter den Professoren Dieter Kraemer (Malerei) und Karl Burgeff (Bildhauerei). Seine akademische Ausbildung schloss er als Meisterschüler mit Auszeichnung ab. In seiner eigenen Formsprache und Farbgebung synthetisiert er eine Vielfalt divergierender Stilrichtungen, die zwar der Tradition und Avantgarde der klassischen Moderne verpflichtet sind, sich gleichzeitig aber auch mit ihr auseinandersetzen. Seine Bildthemen beschäftigen sich intensiv mit dem Zeitgeschehen und dem Zeitgeist des 21. Jahrhunderts. Schon in seinen Anfangsjahren stellte Lukaschewski den Menschen mit seinem sozialen, kulturellen und politischen Umfeld in den Vordergrund. Dabei gerieten international bekannte und herausragende Persönlichkeiten und Stil-Ikonen der Zeit, wie John F. Kennedy, Marilyn Monroe, Agatha Christie, Peggy Guggenheim oder Marlene Dietrich, die er teilweise auch persönlich kennenlernte, immer mehr in den Fokus des Künstlers. Die Verschmelzung von Privat-Mensch und Symbolfigur, Innen- und Außenwelten wurden für Lukaschewskis Arbeiten stilprägend. Es vollzog sich der Wandel von einem der Neuen Sachlichkeit und ihren berühmten Vertretern (Otto Dix und George Grosz) inspirierten Stil zu einer Annäherung an den Neo-Expressionismus und der Pop-Art. Die staatspolitischen Umwälzungen und der Wegfall der Mauer von 1989 fanden in den Ölgemälden der Folgezeit ihren Widerhall. Seine Bilderzyklen „Brandenburgertor“ und „Deutsche Wiedervereinigung“ tragen diesen Ereignissen Rechnung und ihre Einzelportraits setzten den Staatsmännern Ronald Reagan, Michail Gorbatschow und Helmut Kohl ein Denkmal. Nach wie vor steht die Analyse von Zeit, Raum und Individuum im Vordergrund. Sichtbar wurde dies besonders Anfang der Neunziger, in seinem Brandenburger Tor-Zyklus der Trilogie „Deutsche Wiedervereinigung. Er führt diese Auseinandersetzung mit den zeit-moralischen Aspekten des gesellschaftlichen Wandels in seinen analytischen Porträts, so zum Beispiel in seinem Porträt von Papst Johannes Paul II. sowie seiner Darstellung von „Jesus Christus“ zur 2000-Jahrfeier, fort und lebt heute in Paris.