Falsche Polizisten: Bei Anruf Betrug

Polizistin Nicole Meier von der Beratungsstelle für Kriminalprävention Bad Homburg war echt – mit Dienstwaffe und Original-Ausweis. Foto: Sura

Königstein (aks) – Die aktuelle Warnung der „Schutzfrau“ Nicole Meier, die in der Kriminalprävention tätig ist, gilt den „falschen Polizisten“, die per Telefon ihr Unwesen treiben und vor allem ältere Menschen um ihr Erspartes bringen: Sobald sie ihr Opfer am Telefon hätten, ließen sie nicht mehr locker. Die Rede ist von geschulten und ausgebufften falschen Polizisten am anderen Ende der Leitung, die Menschen wortwörtlich ins Verderben schickten. Da würden haarsträubende Geschichten erzählt, von Einbruchsbanden, die ganz in der Nähe ihr Unwesen trieben und auf dem Weg zu der Person am anderen Ende der Leitung seien. Um das Schlimmste – also Personenschaden – zu vermeiden, sollten die meist betagten Damen und Herren ihr Bargeld oder Schmuck vor die Haustür legen, damit die „Kollegen“ es in Sicherheit bringen könnten. In einem Fall warf ein Geschädigter 8.000 Euro im Plastikbeutel vom Balkon.

Meiers Warnung: „Die Polizei nimmt niemals Geld oder Schmuck.“ Die Täter würden selten gefasst, Strippenzieher im Hintergrund säßen häufig in der Türkei und seien nur mit größter List zu fassen. Der Fall einer 90-Jährigen zeigte vorbildhaftes Verhalten, sie verständigte gleichzeitig die Polizei, hielt den Anrufer hin, und mit echten Polizisten vor Ort, die Tafeln hochhielten und ihr vorgaben, was sie sagte und wonach sie fragte, konnte ein Rädelsführer festgenommen werden – einer von vielen. „Die alte Dame war danach fix und fertig!“ Zur Zeit sei das Epizentrum für diese Betrugsmasche in Oberursel. Im letzten Jahr trieben die Täter in Königstein ihr Unwesen mit erschreckenden Vorfällen, wo sogar Menschen zu Schaden kamen.

Auf der Suche nach Opfern

Die Telefonnummern ihrer betagten Opfer bekommen sie häufig aus dem Telefonbuch, da genügten „alte“ Vornamen und „alte“ – also kurze – Nummern. Auch das Internet biete ein reiches Betätigungsfeld: viele Menschen machten sich nicht klar, wie transparent und leicht abrufbar ihre persönlichen Daten seien. Die Anrufe erfolgten meistens spät abends, wenn das anvisierte Opfer schlaftrunken sei. Es sei unvorstellbar, mit welchem Druck die Täter am Telefon Angst und Schrecken verbreiteten.

Der kurze knappe Rat der Polizistin: „Seien Sie unhöflich, legen Sie sofort auf, wenn Sie keinen Anruf erwarten oder wenn Ihnen etwas merkwürdig vorkommt!“. Falls die Notrufnummer 110 im Display erscheine, handele es sich hundertprozentig um Betrug. Die Polizei rufe immer mit unterdrückter Nummer an – es erscheint dann das Wort „Anonym“ auf dem Display, keine Nummer.

Cyberkriminalität

Eine gute Portion Vorsicht sei bei jedem Anruf angebracht, ob es sich nun um vermeintliche Mitarbeiter von Softwarefirmen, Telefondiensten oder Banken handele, man kann entweder sofort auflegen oder um Rückruf bitten und sich dann bei den echten Firmen rückversichern.

Misstrauisch sollte man vor allem im Internet werden: die meisten Hacker legten es darauf an, dass man auf Anhänge von täuschend echten E-Mails von Telekom oder der Hausbank anklickt, damit sie sich in das eigene System einwählen können und so Daten ausspionieren. Wer wissen möchte, ob er bereits gehackt wurde, kann das im Internet überprüfen unter „identity leak checker“, so lautet Meiers Tipp.

Aber es geht noch einfacher in den sozialen Medien, allen voran denen von Marc Zuckerberg, der bekanntermaßen im großen Stil Daten von Facebook, Whatsapp und Instagram verkauft. Im Übrigen akzeptierten fast alle Nutzer die Datenschutzbedingungen, die da sagen, dass man die Bildrechte und auch das Adressbuch an Whatsapp überträgt, sogar die Daten von Nicht-Nutzern dieser Medien seien damit ausspionierbar. Kommunikation auf allen Kanälen ist gut, aber Skepsis sei dennoch angebracht.

Bleiben Sie aufmerksam!

Ein guter Kontakt zu Nachbarn sei wichtig, da kann man schon mal um Hilfe bitten, wenn man bei einem Gespräch nicht allein in der Wohnung sein möchte. Auch in der Öffentlichkeit müsse man laut werden, wenn man sich bedrängt fühlt: „Ich will das nicht.“ Das genüge meist, um Täter in die Flucht zu treiben. Lärm, Licht und Leute seien der Garant für mehr persönliche Sicherheit.

Nicole Meier bittet auch ausdrücklich um Aufmerksamkeit im eigenen Umfeld. Nachbarn hätten schon Einbrüche verhindert: Ob es sich um auffällige Autos, Personen oder um verdächtige Geräusche und Situationen handelt: „Rufen Sie die Polizei an, dafür sind wir da, und wir sind auf Ihre Hinweise angewiesen!“ Manchmal genüge ein Hinweis für den fehlenden Puzzlestein.

Der Abschluss ist versöhnlich: „Ich will nicht, dass Sie mit dem Gedanken rausgehen, die Welt ist so schlecht. Es gibt viele nette und hilfsbereite Menschen.“ Sie bedaure sehr, dass das kriminelle Verhalten Einzelner das soziale Gefüge untergrabe. A propos Telefonnummern: Haben Sie die Nummer der Polizeistation Königstein parat? Die kann am schnellsten helfen. Hier ist sie: (06174) 92660, am besten gleich ins Handy eingeben!



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