„Frankfurt liest ein Buch“ – Deniz Ohde zu Gast in der St. Angela-Schule

Deniz Ohde war mit ihrem erfolgreichen Debütroman „Streulicht“ zu Gast in der SAS.

Königstein (gs) – Mit ihrem Debütroman „Streulicht“ stand die Autorin Deniz Ohde dieses Jahr im Mittelpunkt der Aktion „Frankfurt liest ein Buch“. Am vergangenen Mittwoch war die Autorin bei den Oberstufen-Schülerinnen in der Bibliothek der St. Angela-Schule zu Gast, um ihr Buch persönlich vorzustellen und sich dem Austausch mit den jungen Damen zu stellen.

Lieblingsthema „Schreiben“

Deniz Ohde wurde 1988 in Sindlingen, einem traditionellen und bürgerlichen Stadtteil Frankfurts, geboren. Hier wuchs die Autorin in einer lesebegeisterten Familie auf und fühlte sich in den Welten der Kinderbuchklassiker schon in jungen Jahren wie zu Hause. Früh reifte in ihr der Wunsch, einmal selbst ein Buch zu schreiben. Einige Jahre schrieb sie den Blog „briefeanbleistift“, in dem sie sowohl fiktionale Texte als auch literarische Tagebucheinträge veröffentlichte. Das Online-Medium half ihr dabei, eine notwendige Distanz zu den eigenen Texten zu entwickeln und unter dem Pseudonym „Deniz Onomato“ veröffentlichte sie zudem literarische Tweets. Im Jahr 2018 schloss Deniz Ohde ihr Germanistikstudium erfolgreich ab und bereits 2019 stand sie mit ihrem Text „Vision Board“ auf der Shortlist für den deutschen Literaturpreis „Wortmeldungen“. Deniz Ohde arbeitet und lebt in Leipzig.

Erfolgreicher Debütroman

Gleich mit ihrem Debütroman „Streulicht“ gelang ihr der schriftstellerische Durchbruch. Das Buch handelt von einer jungen Ich-Erzählerin halb-türkischer Herkunft, die an ihren Heimatort in unmittelbarer Nähe des Industrieparks Höchst zurückkehrt und sich in Rückblenden an ihre Familiengeschichte und ihren Weg vom Arbeiterkind zur Akademikerin erinnert. Der Roman, der stark autobiografische Züge trägt, schaffte es auf Anhieb auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020 und brachte Ohde im selben Jahr den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ein. Die dortige Jury lobte die Autorin für ihren „Bildungsroman, der den Vergleich sucht, der soziologisch unnachgiebig ist und unter sanftem Druck alles zum Vorschein bringt“. In diesem Jahr war „Streulicht“ Thema des jährlich im April stattfindenden Lesefestes „Frankfurt liest ein Buch“.

Gabriele Fachinger, Literaturwissenschaftlerin und Leiterin der Bibliothek der SAS, hatte gemeinsam mit ihrer Kollegin Antje Gerlach (Lehrkraft für Geschichte und Musik) die fantastische Idee, Deniz Ohde in die Bibliothek zu einer Lesung einzuladen. Viele Oberstufen-Schülerinnen, die auch schulintern an dem Projekt „Frankfurt liest ein Buch“ teilgenommen hatten, füllten den lichtdurchfluteten Raum bis auf den letzten Platz, als die Autorin persönlich aus ihrem Roman las. Gabriele Fachinger begleitete die Lesung und hinterfragte im persönlichen Gespräch mit der Autorin nicht nur die autobiografischen Einflüsse in der Geschichte, sondern würdigte auch den besonderen und sehr einnehmenden Schreibstil, mit dem die Autorin ihre Geschichte erzählt. Im Fokus der Erzählung, so Deniz Ohde, stehe immer die Fragen „Wer bin ich eigentlich?“ und „Wo gehöre ich hin?“. Der Roman, so wurde bei der Lesung deutlich, eröffnet den Leserinnen und Lesern einen Blick in die Gedankenwelt einer Jugendlichen, die in einer wenig wohlhabenden Familie mit Migrationshintergrund aufwächst. Deutlich werden in ihrer Erzählung die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Wohlstand ihrer Freunde und die Sehnsucht der Protagonistin nach Struktur und Sicherheit.

Reger Austausch mit den Schülerinnen

Im Anschluss an die Lesung hatten die Oberstufen-Schülerinnen Zeit, mit der Autorin ins Gespräch zu kommen. Auch ihnen, so führten mehrere Schülerinnen an, sei bewusst, dass sie sich in einer privilegierten Position befänden, die ihnen wirtschaftliche und emotionale Sicherheit gebe. Das Buch sei mithin ein „Blick über den Tellerrand“ gewesen, der neue Perspektiven geöffnet und zum Nachdenken angeregt habe.

Den Wunsch der Protagonistin nach Sicherheit könne man nachvollziehen und einige der jungen Damen sprachen davon, dass man sich manchmal in einer „Bubble“ befinde, die man bewusst verlassen müsse. Eltern, so war zu hören, seien für die Jugendlichen durchaus wichtig als eine Art „Leitfigur“, die den differenzierten Blick auf die Gesellschaft begleiten sollten.

Begleitet wurde die Lesung durch eine Ausstellung zum Thema „Bildungschancen gestern und heute“, die an das Literaturthema angelehnt war.

Darüber hinaus war die Bücherstube Gundi Gaab aus Bad Soden mit einem Büchertisch zum gleichen Thema vertreten.

Weitere Artikelbilder



X