Königstein/Falkenstein (hhf) – „Am Anfang war der Urknall. Dann formte Gott Jokus den Elferrat aus Einzellern...“ Das Raumschiff der Plaschis war in diesem Jahr im Bürgerhaus Falkenstein gelandet, erstmals unter dem Kommando von Captain Ela (van der Heijden). „Resi, I hol‘ di mit dem Traktor ab“ – das Närrische Volk konnte sich in diesem Jahr in Shuttlebussen zum Ort des Geschehens fahren lassen – was Polizei und Thekenmannschaft sicher gleichermaßen gut hießen – und betrat die Narrhalla durch einen goldenen Rahmen – die Zeitmaschine.
Vergangenheit und Zukunft
Tatsächlich befanden sich in der Halle aus den 70er-Jahren (Ela: „Naja, ein bisschen renovieren, dann geht das schon“) modernste Ausrüstungsgegenstände aus dem technischen Bereich, riesige Flachbildschirme an der Bühne korrelierten mit alten Büchern als Tischdekoration und unzähligen, einzeln ausgesuchten Zeitungsausschnitten an den Wänden.
Unter Konfettibombenfeuer und begleitet von reichlich Tanzgardistinnen zog der Elferrat ein, in diesem Jahr erstmals tiefergelegt in eine Ecke der Bühne verbannt, wo es sich die Kappenträger allerdings recht gut gehen ließen, vor allem in der zweiten Halbzeit, als „bequeme Kleidung“ angesagt war. Plötzlich tauchten da Raumfahrer und Ägypter auf und Leonhard Helm hatte eine ganz aus Zeitung gefertigte Weste nebst Hut aus seinem Schrank gekramt, hergestellt aus „Der Königsteiner“ 1991, einer von ihm selbst mitverantworteten CDU-Postille.
Erste und letzte Auftritte
Nicht nur wegen ihrer äußerst gelungenen ABBA-Performance bildeten „Die Zigeuner“ der KG 1900 Hofheim den historisch bedeutsamsten Auftritt des Abends – sie treten seit 1932 bereits in der vierten Generation auf. Oder besser traten, denn die Gruppe löst sich zum Ende dieser Saison auf. Das ist ein echter Verlust für die Region, wie die Sänger und Tänzer noch einmal eindrucksvoll bewiesen. Spätestens als Udo Jürgens mit 66 Jahren blondes siebzehnjähriges Haar aber bitte mit Sahne beschwor, stand das Publikum zum ersten Mal an diesem Abend auf den Stühlen (und einer ist heruntergefallen, das konnte man hören).
„Das ist ja wie Tetris hier“: Moderatorin Ela kämpfte sich Platz für Platz durch die volle Bühne, um mit den Delegationen aus Bad Soden und Usingen Orden und Reden auszutauschen. Auch die eine oder andere Flasche Sekt wechselte den Besitzer, dann verschwanden Alkohol und Auswärtige, um die Bühne den „Smartys“ zu überlassen. Diese jüngsten Tänzer der Plaschis, gerade neu gegründet, mussten allerdings erst mal auf ihre Orden warten, denn natürlich war eine Zugabe angesagt, viel zu schön war der Auftritt unter dem Thema „Pippi Langstrumpf“. Dass sie nach der Zugabe dann ohne ihre Orden abtraten, mag der mangelnden Bühnenerfahrung geschuldet gewesen sein, aber kein Problem – das edle Metall in Kronkorkenform wurde von den Trainerinnen in die Umkleidekabine nachgereicht.
Plasterkacker
In der nächsten Umbaupause erfreuten Burgfräulein Charlotte und ihr Hofstaat den Saal mit ansteckendem Gesang und Tanz, die Bommersheimer Kinderprinzen Lara und Mark mussten für die eigentlich ganz verständlichen „Plasterkacker“ ein „Uiuiui“ über sich ergehen lassen und dem Orscheler Prinzen gelang es wieder einmal nicht, seinen Hofmarschall vom Singen abzuhalten, wofür er sich händeringend entschuldigte.
Bevor aber die Stimmung im Saal kippen konnte (was eigentlich außerhalb des Möglichen lag), retteten die „Resi-Elfen“, auch als „Resi-Dancers“ bekannt, den Abend mit einer weiteren Zeitreise. Diesmal rückwärts gewandt, warteten sie zunächst auf ein „Space-Taxi“, dann folgte ein Blick in die Steinzeit mit Fred Feuerstein und Anhang. Die Fahrkünste im Steinzeit-Mobil ließen auf erhöhten Alkoholgenuss der Fahrerinnen schließen, doch kam wenigstens niemand ums Leben. Einen Verletzten gab es allerdings zu beklagen, ein Trainingsschäden zwei Tage vor der Sitzung sorgte dafür, dass Dino trotz vehementen Einsatzes der Keule nicht von der Stelle zu bewegen war.
Gelbwesten-Protokoller
Ebenfalls von einem Unfall deutlich gezeichnet, enterte Rolf Krönke die Bütt zum Protokoll – vielleicht hätte er doch den Spruch lassen sollen: „Die Berge groß, die Hirne klein – der Elferrat in Falkenstein.“ Nach eigener Aussage hatte er allerdings die „Hüpfburg hinter dem Schloss“ ausprobiert, die Parcour-Anlage, mit der der Bürgermeister seiner Ansicht nach auf den Enkeltrick hereingefallen ist. Er schlug stattdessen vor, das Areal in einen Grillplatz für Senioren umzuwandeln, mit Irrgarten: „Da findet der Helm nach der Einweihung nie wieder raus.“
Man ahnte es schon: Als erster Gelbwesten-Protokoller („Das trägt man jetzt in Paris!“) ist Krönke nun noch gefürchteter bei den Behörden. Ihnen kreidete er unter anderem an, dass der Kindergarten an den Messerwiesen nur für Neuenhainer gut zu erreichen sei, während die Königsteiner Kinder gleich im Auto zur Rückfahrt sitzen bleiben können, wenn die Eltern es endlich durch den Kreisel geschafft haben. Offenbar war das Hitzefrei im Rathaus zu spät gekommen und hat einige Hirnschäden nicht vermeiden können.
Straßen-Strich
Dem Bürgermeister dichtete er ein neues Gefährt für den Burgfest-Umzug an: Man nehme einen Bollerwagen, dazu einen Schild mit der Aufschrift „Bäderverband“. Den würde dann Rainer Kowald bestimmt gerne ziehen – entlang des Straßen-Strichs (Radfahrer-Schutzstreifen) vorbei an der Konrad-Ratten-Anlage mit dem ständig defekten Franzosenklo – bis zur Kirchgasse, die der Rathauschef dann alleine hinabrollen kann. „Lieber Kerbeborsch in Schnaadem als hier Bürgermeister“, zeigte er schließlich doch Mitleid und bedankte sich beim Publikum: „Zuhören ist eine Kunst!“
So hatte sich das Publikum die nächste Tanzeinlage also redlich verdient und wurde von der (Lady-) Gaga-Gang in blonden Kurzhaarfrisuren zur Zugabe auf die Tische getrieben. Immerhin haben es die Stepperinnen Helen Dawson, Isabelle Hunkel, Lisa Koblitzek und Angelika Orzechowski mit dieser Nummer schon bis zu den deutschen Meisterschaften gebracht.
Kampf dem Alkohol
„Hallo Theke, zwölf Flaschen Wasser, ich gebe einen aus“ – noch bevor er richtig in der Bütt stand, hatte es Jörg Pöschl mit dem Elferrat schon ver(plaster)schissen. Der wiederum ließ den Guttempler auf seinem Vernichtungszug gegen den „Höllensaft“ Alkohol am ausgestreckten Arm verhungern, trotz eindeutiger Aufforderungen bekam er das Nachschenken mehrfach verweigert.
Dennoch schüttete er sich während seiner flammenden Bußpredigt geschätzte eineinhalb Liter des „feucht gewordenen Leides für die Christenheit“ in den Hals: „Paulus schrieb an die Korinther: Sauft nicht wie die Bürstenbinder.“ Auch für den Kellner hatte er noch einen Tipp („Junger Mann, wo bleibst‘e dann? Das nächste Mal zieh‘ Rollschuh‘ an!“), dann trat er ohne Zugabe ab, der „Anti-Alkoholgegner“ musste wohl eilig austreten.
Einen Auftritt der besonderen Art hatte dagegen nun Rainer Kowald, der für seine unglaubliche und ununterbrochene 47 Jahre währende Moderation der Sitzung geehrt wurde: „Das ist einskommafünf Jahre länger als es mich gibt“, unterstrich Ela van der Heijden den Quantensprung. Für Rainer Kowald gab es einen Plaschi-Stern Marke Hollywood und die Ehrenmitgliedschaft. „Es war eine super Zeit, eine spannende Zeit“, bedankte sich der Geehrte und gestand: „Es macht Spaß, das alles mal anders zu erleben.“
Die zweite Halbzeit eröffnete der JSB aus Mainz-Kastell musikalisch, zum Glück, denn die Tontechnik nahm eine größere Auszeit – leider nicht das einzige Mal an diesem Abend. Später boten die Tänzerinnen von „Tanzrausch“ aus dem selben Ort eine atemberaubende Vorführung mit Vampiren und Fledermäusen, deren Pyramide sogar etwas zu hoch für die Falkensteiner Bühne war.
Pop-Reisen für Singles
„Die Saufziege steckt doch bestimmt noch in der Piano-Bar“ ärgerte sich Nicole Hülsmann, dass sie den Auftritt des „Duo Gnadenlos“ allein beginnen musste, doch damit tat sie Ela Van der Heijden Unrecht, die ja schließlich von ihrem Nebenjob als Moderatorin kam und sich noch umziehen musste. Weil sie den Popeye-Katalog für Kreuzfahrten nicht ganz aufgeschlagen hatten, waren die zwei Schlappmäuler in der Hoffnung, Pop-Reisen seien etwas für Singles, zur See gefahren. Statt Kontakt zum Decksoffizier zu bekommen, stellte sich das vermeintliche FKK-Deck als Glasdach vom Speisesaal heraus, aber so richtig wollten die beiden ja auch gar keinen Mann haben: „Ambulant ist ok, aber nicht stationär.“
Schließlich kam Ela dann doch noch zum Zuge, als der Kapitän drohte, das Schiff zu versenken, wenn sie mit ihm nicht ins Bett ginge: „Ich habe uns alle gerettet, drei mal!“ Und das, wo ihre Freundin sie der Dickleibigkeit bezichtigte: „Wem deine Klamotten passen, der hungert nicht.“ Also beleidigt ab in die Koje: „Jaaa, das Runde muss ins Eckige!“
Hewwlguggler
Definitiv ohne Gewichtsprobleme – mit drei Verletzten aus der Trainingsphase auch im personellen Rahmen stark abgespeckt –schwebten die „Königstänzer“ als letztes Eigengewächs über die Bühne dann fuhren die Ketscher Hewwlguggler musikalisch schweres Geschütz auf – allein die beiden mobilen Schlagzeuge sahen sehr nach einer Feldküche aus und die Blechbläser hätten sicher auch die Mauern von Jericho klein gekriegt. Leider konnten es die Freibiergesichter aber nicht lassen, eine Narrenkappe zu stibitzen und gegen Getränke umzutauschen, daher müssen wir hier Abzüge in der B-Note machen.
Der musikalische Auftritt war allerdings derart umwerfend und pompös, dass die „Fröhlichen Buchfinken“ aus Usingen danach einen schweren Stand hatten. Hier wäre es sicher geschickter gewesen, erst das Finale zu setzen und die Buchfinken dann singen zu lassen, denn die vier Singvögel waren gut und lockten mit gängigen Melodien aus Rock, Pop und deutscher Schlagerwelt zum Tanzen – und genau das ist ja zum Abschluss des Abends auch gefragt.
Eine spontane, nicht repräsentative Umfrage im Publikum ergab übrigens, dass das neue Konzept der Plaschis durchaus ankommt. Sicherlich waren einige Kinderkrankheiten erkennbar – vor allem in Sachen Mikrofon – doch daran lässt sich ja arbeiten, es wäre ja nun ein Jahr Zeit dafür.
Fotos: Friedel