Vom Großbrand am Altkönig zur intensiven Jugendarbeit: Königsteiner Feuerwehr mit vielfältigen Herausforderungen

Retten - löschen - bergen - schützen. Dafür ist die Feuerwehr bekannt, künftig möchte sie auch digital von sich reden machen. Daniel Otto-Schleicher präsentiert den neuen Webauftritt der Königsteiner Brandschützer. Erster Stadtrat Jörg Pöschl, die künftige Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko und Stadtbrandinspektor Stefan Freund schauen interessiert hin.

Königstein (as) – Die Königsteiner Freiwilligen Feuerwehren haben ein aufregendes Jahr hinter sich und setzen in der Zukunft auch mithilfe einer neuen Internetseite verstärkt auf die Jugend. So die Kernbotschaften der 50. gemeinsamen Jahreshauptversammlung am Samstagabend in der Heinrich-Dorn-Halle in Schneidhain, zu der Stadtbrandinspektor Stefan Freund – 2023 gewählt und somit bei seinem ersten Auftritt in dieser Position – rund 150 Feuerwehrleute aller Abteilungen in Uniform und zahlreiche Gäste begrüßte. 

In seinem Bericht kam Freund natürlich ausführlich auf das Ereignis des Jahres 2023 zu sprechen – den großen Waldbrand am Altkönig im Juni. Für die Königsteiner Wehren war es ein Extremerlebnis, das es in dieser Form viele Jahre lang nicht gegeben hatte, aber es brachte auch hervorragend die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr zum Einsatz. Sechs Tage, vom 12. bis 17. Juni, dauerte der Einsatz insgesamt, rund 1.000 Einsatzkräfte von Wehren aus der gesamten Umgebung waren im Einsatz, dazu gab es Unterstützung der Stadt Königstein, von THW und Rotem Kreuz – eine gewaltige Mannschaftsleistung. Und niemand wurde bei dem Extremeinsatz in Steilhanglage mit binnen weniger Minuten durchbrennender und umstürzender Bäume ernsthaft verletzt, lediglich drei Feuerwehrleute mussten ambulant im Krankenhaus behandelt werden. „Ich ziehe den Hut davor, was Ihr als Gemeinschaft geleistet habt, Ihr habt gekämpft bis zum Umfallen“, rief Stefan Freund seinen Mitstreitern aus der Einsatzabteilung zu. Der Kraftakt am Altkönig hatte auch verdeutlicht, wie gut die Wehr funktioniert. Sie vereint Einsatzwillen, Leistungsbereitschaft, Kameradschaft – Werte, die der immer mehr auseinanderdriftenden Gesellschaft guttun.

Und das Schöne: Der Brand am Altkönig zeigte auch, wie tief die Feuerwehr in der Stadtgemeinschaft verankert ist und wie sehr die Königsteiner ihre Wehren schätzen. Es gab Transparente zum Dank, zahlreiche Bürger hätten Verpflegung zum Lagezentrum unweit des Fuchstanzes gebracht, erinnerte Freund. Dass die Feuerwehr immer für die Menschen in der Stadt da ist, zeigen die Zahlen des Jahres 2023: 401 Einsätze hatte es gegeben, darunter 17 Großbrände und 41 kleinere Brände. Den größten Einzelposten in der Bilanz bilden mit 92 Einsätzen mittlerweile jedoch Sturm und Unwetter, im weiteren Sinne Folgen des Klimawandels, die auch die Feuerwehren immer stärker fordern.

Der erste Einsatz des Jahres sei am 1. Januar 2023 um 1 Uhr gewesen, als ein brennender Anbau in der Altkönigstraße erfolgreich gelöscht wurde – „zu einer Zeit, in der jeder feiert, ist die Feuerwehr auch einsatzbereit“, so Stefan Freund. Aber es gibt auch „Anekdoten“, die den Stadtbrandinspektor den Kopf schütteln lassen: ein im Schrank eingesperrter tollwütiger Hund, nicht geräumte Gehwege oder auch der Ausfall eines Schulbusses. „Wir sind mit wenigen Ausnahmen ehrenamtlich tätig und für Notfälle da, aber das sind keine Notfälle.“ Im ersten Fall konnte immerhin die von der Feuerwehr verständigte Tierrettung Main-Taunus helfen.

Trotz der hohen Akzeptanz tut sich die Feuerwehr in einer Stadt wie Königstein mit ihrer Bevölkerungs-, aber auch Einkommensstruktur und den Lebenshaltungskosten schwer, Feuerwehrleute zu akquirieren. Die Einsatzabteilung sei zwar befriedigend aufgestellt, die Zahlen sind konstant, aber laut Freund sei es trotz aller Werbemaßnahmen kaum möglich, Erwachsene für den aktiven Dienst zu gewinnen. Das betonte auch Kreisbrandinspektor Carsten Lauer im späteren Verlauf der Sitzung. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen für junge Feuerwehrleute und deren Familien sei ein Schlüssel, um zu verhindern, dass sich junge, einsatzwillige Menschen allzu früh aus der Kurstadt und damit von der Feuerwehr verabschieden müssten.

Ein zweiter Augenöffner im Jahr 2023 war, dass die Feuerwehr nicht für alle Notfälle gewappnet ist. Stefan Freund berichtete vom Wintereinbruch am 27./28. November. Damals mussten einige Kameraden in den Feuerwehrgebäuden übernachten, da ab dem späten Nachmittag keine Straßen mehr befahrbar waren. Für solche Extremwetterereignisse müssten Feldbetten angeschafft werden, verstärkt Lebensmittel eingelagert werden. „Wir müssen aufrüsten“, sagte Freund. Der Appell an die Stadtverwaltung, die auch ohne den wegen Krankheit entschuldigten Bürgermeister Leonhard Helm mit dem Ersten Stadtrat Jörg Pöschl und Katya Hengen, der Leiterin des Fachbereichs 3, zu dem auch die Feuerwehren zählen, sowie der neu gewählten Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko stark vertreten war, blieb jedenfalls nicht ungehört: „Wir haben immer ein offenes Ohr für Euch“, hatte Pöschl bereits in seinem Grußwort versichert. 

108 Aktive, 45 Jugendliche

Zum Stichtag hatte die Königsteiner Feuerwehr 108 Feuerwehrleute in der Einsatzabteilung (31 in Königstein-Mitte, 30 in Falkenstein, 27 in Schneidhain und 20 in Mammolshain), das ist immerhin ein Zuwachs von fünf aktiven Feuerwehrleuten gegenüber dem Jahr 2022. Die Alters- und Ehrenabteilung hat 29 Mitglieder und die Jugendfeuerwehr 45 (Königstein 25, Schneidhain 12, Mammolshain 8). Auf diese Zahl ist man zu Recht stolz, teilweise sind das Werte wie in der 80er Jahren. Allerdings brach die Falkensteiner Jugend im vergangenen Jahr ganz weg. Es gibt aber neue Hoffnung: Bei einem Aktionstag am Sonntag konnte der Falkensteiner Jugendwart Kai Matern einige junge Gäste begrüßen und sprach von einem „Erfolg“. Künftig trifft sich die Falkensteiner Jugendfeuerwehr wieder dienstags von 17 bis 18 Uhr, Neuinteressierte zwischen 10 und 17 Jahren können jederzeit dazukommen.

Der Schlüssel für eine erfolgreiche und starke Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr Königstein liegt eindeutig bei der Jugend. „Jugendfeuerwehr ist viel mehr als Schläuche ausrollen“, machte Stadtjugendfeuerwehrwart Markus Pauly in seinem Jahresbericht deutlich. Umweltschutz, die Jugendsammelwoche, Nistkästen bauen, Freizeitfahrten und vieles mehr gehören dazu. „Wir geben Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich in eine Gruppe zu integrieren und gemeinsam etwas zu erleben“, sagte Pauly. Absolutes Positivbeispiel im vergangenen Jahr war eine Gruppe von neun Mädchen und Jungen, die zehn Wochen lang intensiv für die Leistungsspanne in Geisenheim trainierte und dann tatsächlich auch diese höchste Auszeichnung, die es in der Jugendfeuerwehr gibt, erreichte.

„Unser Ziel muss sein, die Jugendlichen so schnell wie möglich in die aktive Feuerwehr zu bringen“, führte Carsten Lauer aus. Ein Schlüssel könnte sein, einen zweigeteilten Grundlehrgang einzuführen. Mit dem bisherigen Lehrgangsformat, das sich an Anfänger richte, würden gut ausgebildete Jugendliche, die mit 17 Jahren schon bis zu sieben Jahren Erfahrung mitbrächten, gelangweilt und frustriert, zudem sei der Zeitaufwand des Grundlehrgangs zu hoch. Bei der aktuellen Praxis würden im Alter zwischen 15 und 17 Jahren zu viele Jugendliche verloren gehen. „Wir werden es den jungen Leuten leichter machen“, versprach der oberste Feuerwehrchef des Kreises.

Ein Versprechen und ein Anreiz für junge Menschen soll auch die neu gestaltete Webseite der Königsteiner Feuerwehr sein, die Web-Administrator Daniel Otto-Schleicher vorstellte. Gestaltet wurde sie mit viel Bewegtbild auf den Seiten, Videos und Social-Media-Inhalten von der Marketingagentur Vinoma aus Bad Soden. Deren Macher Timo Schwinn und Lars Burock waren ebenfalls in Schneidhain anwesend, seit Frühsommer 2023 haben sie mit der Königsteiner Feuerwehr an dem neuen digitalen Aushängeschild gearbeitet. Der Slogan auf der Startseite lautet „Werde FeuerwEhrenbürger*in“ – auch in dieser Schreibweise drückt sich aus, dass sich die Feuerwehr modern und zeitgemäß präsentieren möchte. Sie ist in dieser Woche unter der bekannten Domain www.feuerwehr-koenigstein.de an den Start gegangen. Reinklicken lohnt sich. 

Abend der Ehrungen 

Natürlich, das gehört zu einer Jahreshauptversammlung der Feuerwehr, gab es auch eine Reihe an Beförderungen und Ehrungen sowie Totengedenken. Abschied nehmen musste die Feuerwehr von den Kameraden Hans Joachim Decani und Bernd Schulz, derer in einer Schweigeminute gedacht wurde. 

Beförderungen nach Silber zum Brandmeister erhielten Marc Jacobs und Peter Kiesow sowie der Stellvertretende Stadtbrandinspektor Jochen Stefanski zum Oberbrandmeister. Die wichtigste Ehrung des Abends in Form der Florian-Medaille der Hessischen Jugendfeuerwehr in Silber erhielt Martin Kuchling für seine 20-jährige Tätigkeit als Jugendwart. Es handelt sich um die zweithöchste Ehrung der deutschen Jugendfeuerwehr, verliehen wurde sie aus den Händen von Laudator Michael Wickenhöfer, dem Stellvertretenden Landesjugendfeuerwehrwart, und Kreisjugendfeuerwehrwart Thomas Garbe. 

Alle Beförderungen und Ehrungen

Beförderungen:

Feuerwehrfrau-Anwärterin/Feuerwehrmann-Anwärter: Gabriela Eimer, Lucian Lazar, Lukas Becker, Norbert Kemnitz

Feuerwehrmann: Nicolo Canthal, Steffen Franz, Benedict Grebe, Davide Cappello, Marcel Mühlbauer

Oberfeuerwehrmann: Daniel Fauerbach, Hosam Sandid, Simon Wendt, Sebastian Starosciak, Tom Zindel

Löschmeister: Maximilian Schwager, Markus Becker, Henning Rackow

Oberlöschmeister: Daniel Giehl, Johannes Beuth, Timo Steffens

Hauptlöschmeister: Marc Jacobs, Jens Hiller

Brandmeister: Marc Jacobs, Peter Kiesow

Oberbrandmeister: Jochen Stefanski

Ehrungen:

Ehrennadel des Nassauischen Feuerwehrverbands in Silber (20 Jahre): Melanie Wikoril, Young-Hwan Kim

Silbernes Ehrenzeichen am Bande des Landes Hessen (25 Jahre): Andreas Ehl 

Goldenes Brandschutzehrenzeichen am Bande des Landes Hessen (40 Jahre): Marc Jacobs, Thomas Reul

Ehrenmedaille der Hessischen Jugendfeuerwehr in Bronze: Markus Pauly

Ehrenmedaille der Hessischen Jugendfeuerwehr in Silber: Martin Kuchling

Weitere Artikelbilder



X