Großer Andrang beim Anschwimmen im Freibad Königstein

Viele Mutige wagten sich beim Anschwimmen in das mit 16 Grad Celsius sehr frische Wasser, ein Schwimmer kam sogar im Badedress der 1920er Jahre.  Fotos: Diehl

Königstein (nd) – Am vergangenen Sonntag war es endlich so weit – das Anschwimmen im Freibad Königstein gab den Startschuss in die diesjährige Freibadsaison. Es war ein besonderes Anschwimmen, denn das Freibad im Woogtal feiert 2024 sein 100-jähriges Bestehen. Trotz des nicht ganz sommerlichen Wetters waren viele Besucher und Amtsträger der Stadt Königstein gekommen, um das frisch renovierte Freibad einzuweihen und einigen Wagemutigen beim Sprung in das 16 Grad kühle Nass zuzuschauen.

Bewegte Geschichte eines Schwimmbades

Pläne für ein Freibad in Königstein gab es bereits seit dem Jahr 1912, doch dann kam der Erste Weltkrieg und an den Bau eines Schwimmbades war erstmal nicht mehr zu denken. 1923 war es dann aber doch so weit, Lilli Mannheimer, eine Jüdin, die in Amsterdam lebte und zum Kuraufenthalt in Königstein war, wollte sich bei der Stadt bedanken und spendete eine große Summe, von der das Freibad gebaut werden konnte. Die feierliche Eröffnung konnte bereits im darauf folgenden Jahr gefeiert werden. Doch auch eine weniger glanzvolle Zeit hat das Bad am Randes Woogtals erlebt. In der Zeit des Nationalsozialismus blieb die Einrichtung zwar geöffnet, doch Juden durften nun nicht mehr hinein – was für ein Zynismus, wenn man bedenkt, dass die Finanzmittel für den Bau von einer Jüdin gespendet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Schwimmbad seine goldenen Zeiten, die meisten Freibäder in der Umgebung waren im Krieg beschädigt worden oder aufgrund der damaligen Besatzung nicht frei zugänglich, und so brach das Freibad in Königstein einen Besucherrekord nach dem anderen. Im Jahr 1992 wurde eine Sanierung fällig und zur Neueröffnung des Bades im Jahr 1993 ließen es sich der damals amtierende Bürgermeister Bertram Huke und der Erste Stadtrat Ernst Dehler nicht nehmen, vom neu errichteten 3-Meter-Sprungturm ins Wasser zuspringen – wohlgemerkt voll bekleidet. Diese bewegte Geschichte kann man jetzt auf Schautafeln nachlesen, die Stadtarchivarin Dr. Alexandra König erarbeitet hat und die man nun im Freibad im Woogtal bewundern kann.

Feierlicher Saisonstart

Pünktlich zum großen Jubiläum wurde das Freibad wieder saniert (die KöWo berichtete) – die Sanitäranlagen und Teile der Technik wurden erneuert und vieles mehr. „Die Stadt hat fast 200.000 Euro investiert, damit Sie heute in ein frisch renoviertes Freibad springen können. Es hat nicht an Exklusivität verloren“, so der Erste Stadtrat Jörg Pöschel. „Schwimmen ist eine der wichtigsten Sportarten, die wir anbieten können. In meinen Augen ist das Königsteiner Freibad eines der schönsten der Region, und ich freue mich, dass die Menschen dieses Bad so annehmen“, führte Bürgermeister Leonhard Helm aus.

„Sonniges Wetter und viel Volk. Sie schwimmen, springen von den Türmen. Die Rasen sind voll von Menschen, halb nackt und halb bunt, und es ist etwas wie ein wirkliches Fest“, eröffnete Stadtarchivarin Dr. Alexandra König ihre Rede mit einem Zitat von Max Frisch, denn so ähnlich sah es wohl auch bei der Eröffnung des Freibades 1924 aus. Sie erläuterte, dass „öffentliche Schwimmbäder damals etwas Neues waren“, man erhoffte sich eine bessere Volksgesundheit und Seuchenprävention. Die Standortwahl war günstig, denn das Gelände am Woogtal war städtischer Grund und man konnte das Quellwasser nutzen, das durch das Tal fließt. „Das Wasser wurde von einem Becken in das andere geleitet, es war nicht beheizt“, erklärte König und „das frische Quellwasser lud ein zum Schwimmen“.

Nach dem feierlichen Teil mit Sekt und Häppchen scharrten die Kinder schon mit den Hufen, und als Bürgermeister Leonhard Helm dann von Zehn herunterzählte, gab es kein Halten mehr. Mit einem lauten „Platsch“ sprangen die unerschrockenen Kinder ins Wasser, gefolgt von einigen Erwachsenen und unter den wachsamen Augen von Robert Tews und Marcus Oberlininger, beide Meister für Bäderbetriebe, kamen alle Schwimmer wieder sicher am Beckenrand an. Auch wenn es an diesem Tag noch etwas kühl war, spätestens wenn die Sonne auf die Solaranlagen scheint, welche die Becken aufwärmen, ist das Wasser auch für „Frostbeulen“ warm genug.

Nochmal die besonderen Termine der diesjährigen Freibadsaison:

Samstag, 15. Juni: Luna-Schwimmen bei Mondschein bis Mitternacht

Samstag, 27. Juli: Familientag

Sonntag, 15. September: Saisonabschluss

 

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