Königstein – Die Stadt Königstein im Taunus ist seit mehr als zehn Jahren eine sogenannte Klimakommune. Damit hat sich die Burgenstadt verpflichtet, auf der Grundlage einer CO2-Bilanz Aktionspläne mit Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu erstellen und diese zu verwirklichen. Nun fragt man sich auf Seiten der im Dezember gegründeten Klimaliste Königstein, was die Stadt seither gemacht hat.
„Die Bilanz der letzten fünf Jahre des Bündnisses aus CDU, FDP, SPD und Bündnis90/Die Grünen ist ernüchternd“, erklärt Gruppierungsmitglied Achim Grunicke. Bis heute habe Königstein keinen Klimamanager. Bis heute liege kein Klimaschutzkonzept oder irgendeine Art von Aktionsplan vor. Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden der Stadt – Fehlanzeige. „Das Kurbad ist nach wie vor eine CO2-Schleuder. Über ein Radwegekonzept wird seit Jahren diskutiert – passiert ist wenig. Auf der Hauptstraße ist auf wenigen Metern ein gestrichelter Radweg gekennzeichnet worden – das war es“, spart er nicht mit Kritik. Nach wie vor setze die Stadt auf das Auto als das privilegierte Fortbewegungsmittel. Ein Umstieg auf E-Mobilität werde einem nicht leicht gemacht – es gebe kaum E-Tankstellen, und die wenigen seien ständig belegt. Nach Grunickes Beobachtung ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV)kaum attraktiver geworden, die Verbindungen wären nach wie vor unbefriedigend. Die umgesetzten Maßnahmen zum Klimaschutz seien also überschaubar. Das müsse sich ändern, und deshalb trete die Klimaliste Königstein zur Kommunalwahl an.
„Wir wollen keine Lippenbekenntnisse, sondern konkretes Handeln und das sofort. Der Klimaschutz muss endlich auf die Agenda und sollte allerhöchst Priorität genießen. Ansonsten sind die Pariser Klimaschutzziele nicht mehr zu erreichen“, rückt Grunicke in den Fokus. Damit man in der Burgenstadt endlich vorankomme, fordert die Klimaliste eine stärkere Beteiligung der Bürger*innen und wirft die Fragen in den Raum: „Warum ist es bisher nicht gelungen, unsere Bürger*innen bei der Entwicklung von Konzepten einzubinden? Warum nutzt man nicht die Expertise unserer Bürger*innen, Wissenschaftler*innen und Klimaaktivisten?“ Die Stadt müsse die Bürger*innen mit einbeziehen. Dazu gebe es etablierte Formate wie die Bürgerversammlung. Aber auch Online-Formate wie Bürgerbefragungen seien möglich. Die Stadt müsse auf ihre Bürger*innen zugehen.
Andererseits müssten hierbei auch die Bürger*innen der Stadt mitmachen und ihren eigenen Beitrag leisten. „Wenn unsere Stadtverwaltung ihre Vorbildfunktion wahrnehmen wird, dann werden auch die Bürger*innen mitziehen. Nur gemeinsam können wir die Klimakrise meistern. Wir haben in Königstein viele engagierte Bürger*innen, die schon jetzt eigene Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen haben. Weil auch sie verstanden haben, dass wir hier gemeinsam handeln müssen“, zeigt sich Grunicke überzeugt.
Bereits zum aktuellen Zeitpunkt hätten einige Bürger*innen Photovoltaik auf ihrem Dach installiert. Das Fahrrad werde trotz fehlender Radwege immer mehr als Verkehrsmittel genutzt. Darüber hinaus sehe man auch immer mehr E-Fahrzeuge. Viele Bürger*innen seien also bereits heute der Stadt voraus. Andere wollten diesen Beispielen folgen. „Viele sind aber verunsichert, wissen nicht so recht, an wen sie sich wenden sollen, suchen Rat und Beratung. Welche Heizung ist die energetisch Beste für mein Haus? Wo finde ich den erfahrenen Handwerker, der mir die Photovoltaikanlage installiert? Was ist mit Balkonmodulen? Welche Anbieter sind seriös? Wie kann ich Energie und Wasser einsparen? Wo bekomme ich welche Fördermittel? Wie kann ich eine Zisterne bei mir zuhause einbauen? Wie kann ich Müll vermeiden?“, nennt das Mitglied der Klimaliste Königstein Beispiele seiner Meinung noch offener Fragen. Aus ihrer Beobachtung heraus suche der Interessierte im Internet und werde von einer Flut von Informationen erschlagen. Da gebe man dann schon mal schnell auf. Die Bürger*innen wollten vor Ort beraten werden.
Deshalb fordert die Klimaliste ein eigenes, separates Klimabüro entsprechend dem Bürgerbüro oder der Kur- und Stadtinformation. An das Klimabüro sollten sich die Bürger*innen mit allen Fragen zum Klimaschutz wenden können, um eine kompetente Beratung zur Umstellung von Gasthermen und Brennwertkesseln auf Wärmepumpen, Installation von Photovoltaikanlagen oder einer Wallbox für das E-Auto zu erhalten. Oder wie man Energie und Trinkwasser einsparen könne, Auskunft und Hilfestellung zum Thema Müllvermeidung und -trennung, Tipps für den nachhaltigen Konsum, Fördermöglichkeiten – um nur einige Beratungsleistungen zu nennen. Dies sollte ergänzt werden durch eine gut sichtbare Erweiterung der Homepage der Stadt Königstein um den Themenkomplex Klimaschutz. Nicht minder elementar beim Service des Klimabüros seien regelmäßige Fortbildungen in Sachen Klimaschutz für Bürger*innen, Unternehmen, Dienstleister und Vereine und regelmäßige Informationen zu Fragen der Klimakrise und des Klimaschutzes durch Publikationen, Social-Media-Beiträge, Zeitungsanzeigen und Aushänge. Das Klimabüro könnte somit einen Rund-um-Service zum Thema Klimaschutz für alle Königsteiner*innen anbieten. Die Nachfrage sei da. Die Bürger*innen wollten zum Klimaschutz beitragen. Das Klimabüro könne und werde dabei helfen. Deshalb fordere die Klimaliste das Klimabüro. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, begründet Grunicke den Vorstoß (pu).