Am internationalen Frauentag laden Stadtarchivarin Dr. Alexandra König und Suzanne Müller-Hess, Frauenbeauftragte der Stadt Königstein, zu einem Vortrag über eine der interessantesten Frauengestalten der Literaturgeschichte ein, die noch dazu einen – wenn auch nicht ganz freiwilligen – Bezug zu Königstein hat. Caroline von Schelling, vor 260 Jahren geboren, war vor genau 230 Jahren in Königstein.
Von der Professorentochter über die Demokratin hin zur Muse der Dichter: Caroline von Schelling konnte auf ein bewegtes Leben zurücksehen, als sie 1809 mit nur 45 Jahren plötzlich starb. Dazu gehörte auch ihre kurze Zeit als Gefangene in Königstein im Taunus.
„Madame Lucifer“
In Mainz gehörte sie nach dem Sieg der französischen Revolutionstruppen 1792 zum engsten Kreis um Georg Forster, einem der führenden Köpfe der Mainzer Jakobiner. Nach der Rückeroberung wurde sie von preußischen Truppen festgesetzt und kam als Geisel in das damalige Staatsgefängnis nach Königstein. In Briefen schilderte sie anschaulich die Strapazen der Haft. Sie war zu diesem Zeitpunkt schwanger von einem französischen Offizier und fürchtete die Entdeckung. Schließlich erreichte sie dank prominenter Fürsprecher ihre Freilassung. Ihr Lebensweg führte sie nach Jena. Sie heiratete den Literaten August Wilhelm Schlegel. Gemeinsam arbeiteten sie an der Übersetzung Shakespeares. Ihr Haus wurde zum Mittelpunkt des geistigen Lebens der Zeit, dem „Jenaer Kreis“. Schiller, Novalis, Tieck gehörten dazu, mit Goethe und Humboldt stand sie in Kontakt. Mit der hier entstandenen literarischen Strömung der Frühromantik ging Caroline in die Geistesgeschichte ein. Ihr persönlicher Lebensweg ließ sie nach der Auflösung der Zweckverbindung mit Schlegel eine Liebesheirat mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling eingehen. Caroline von Schelling war hoch gebildet, eloquent, mit Witz und treffender Beobachtungsgabe gesegnet und mitunter auch gefürchtet. So soll Friedrich Schiller sie als „Madame Lucifer“ bezeichnet haben.
Der Historiker Dr. Daniel Meis wirft in seinem Vortrag einen Blick auf das Spannungsfeld von Konvention und Moderne, in dem sich Caroline von Schelling befand.
Alltagsnah schildert er ihre Lebensumstände und nähert sich ihrer Gefühlswelt. Meis lehrt an den Universitäten Düsseldorf, Bonn und Stuttgart. Seine in Arbeit befindliche Habilitation befasst sich mit Caroline von Schelling.
Königsteins berühmte Gefangene: Caroline von Schelling (1763-1809) – zwischen Konvention und Moderne
Vortrag von Dr. Daniel Meis am 8. März 2023 um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Königstein