Königsteins erste Bürgermeisterin heißt Beatrice Schenk-Motzko

Probeweise nahm die künftige Bürgermeisterin schon mal auf dem Chefsessel Platz.

Königstein (as) – Beatrice Schenk-Motzko wird die erste Bürgermeisterin in der Stadtgeschichte Königsteins. Die CDU-Politikerin setzte sich in der entscheidenden Stichwahl am Sonntag mit 53,65 Prozent der Stimmen gegen ihre Mitbewerberin Nadja Majchrzak (ALK) durch, auf die 46,35 Prozent entfielen. Die Wahlbeteiligung lag bei 49,6 Prozent. Die Amtszeit Schenk-Motzkos wird am 1. Juni 2024 beginnen, sie tritt die Nachfolge ihres Parteikollegen Leonhard Helm an, der nach 18 Jahren im Amt nicht mehr kandidiert hatte.

Pünktlich zur Schließung der Wahllokale um 18 Uhr war das Magistratszimmer des Rathauses gut gefüllt zur sogenannten Wahlparty – fest in der Hand der CDU, die reichlich Polit-Prominenz aus der Region aufgeboten hatte: vom Bundestagsmitglied Norbert Altenkamp über den Ersten Kreisbeigeordneten Thorsten Schorr bis hin zu einer Reihe von Bürgermeistern. Nur von den beiden Protagonistinnen fehlte zu dieser Zeit noch jede Spur. Sie wollten die Ergebnismeldungen aus den 17 Wahlbezirken lieber im engeren Kreise ihrer Anhänger verfolgen, nachdem sie die Nervosität den Tag über auf einem Kindergeburtstag (Schenk-Motzko) bzw. mit dem Zubereiten von Köstlichkeiten für die eigene Wahlparty (Majchrzak) der ALK im benachbarten Adelheidstift bekämpft hatten. Derweil gesalbte Worte des Stadtoberen: Bürgermeister Helm leitete den Abend mit den Worten ein, dass „Demokratie von Wechsel lebt“ und sah es zudem als positives Signal der Wechselfähigkeit unserer Regierungsform, dass erstmals eine Frau an die Rathausspitze komme. Und Stadtverordnetenvorsteher Dr. Michael Hesse (ALK) verwies mit Blick auf Helm, dass die letzten 100 Meter des langen Wahlkampfs gemeinsam von CDU und ALK eingeläutet worden seien. Und im Vorausblick auf die kommende Legislaturperiode: „Das ist auch ein Zeichen, dass eine konstruktive Zusammenarbeit möglich ist.“

Dann um 18.15 Uhr das erste Ergebnis: Schenk-Motzko 63 Prozent – Majchrzak 37 Prozent. Erster lauter Jubel der Sympathisanten. Auf den zweiten Blick wurde dann aber klar, dass es sich um den Briefwahlbezirk der CDU-Hochburg Falkenstein handelte. So klar sollte das Ergebnis dann doch nicht bleiben – aber es war durchaus eine deutliche Tendenz für den finalen Ausgang. Nach dem vierten ausgezählten Bezirk (Briefwahl in der ALK-Hochburg Mammolshain) kam Majchrzak erstmals auf zehn Prozentpunkte heran (45:55), aber viel knapper sollte es dann auch nicht mehr werden, zumal sich Schenk-Motzko in der Folge die wichtigen Bezirke Königstein-Stadtmitte und -Altstadt sicherte, wo beim ersten Wahlgang vor drei Wochen noch Majchrzak vorne gelegen hatte. Überhaupt drehte sich das Ergebnis in den Wahlbezirken komplett um: Hatte es am 28. Januar noch 11:6 für Majchrzak gestanden, so hieß es bei der Stichwahl plötzlich 12:5 für Schenk-Motzko. Hatten hier doch die Wahlempfehlungen von SPD, Grünen und FDP für Schenk-Motzko mehr verfangen, als es die ALK wahrhaben wollte?

Spannung früh raus

Nach dem 13. Bezirk – Schenk-Motzko führte noch immer mit acht Punkten – war immer mehr der Satz „Das ist durch!“ zu vernehmen. Ja, die Spannung war raus, auch wenn Maj­chrzak am Ende noch etwas aufholte. Schließlich fehlten ihr bei ihrem zweiten Anlauf auf das Bürgermeisteramt 429 Stimmen (2.724 zu 3.153 Stimmen) auf ihre Konkurrentin. Die siegreiche Beatrice Schenk-Motzko ließ sich dann auch nicht mehr lange bitten und bahnte sich mit zahlreichen Umarmungen unterwegs den Weg ins Sitzungszimmer. „Ich bin überwältigt und hatte nicht mit diesem Ergebnis gerechnet“, war ihre erste Reaktion nach dem großen Applaus. 16 Monate hatte sie, aus Bad Vilbel stammend, dafür gearbeitet, sich in Königstein bekannt zu machen und schließlich eine Mehrheit hinter sich versammeln zu können. Und sagte: „Ich bin zutiefst dankbar, dass ich auf die kommunale Ebene zurückkehren darf. Ich freue mich auf die Verwaltung, die Mitarbeiter und die gemeinsame Arbeit für Königstein und für die Bürger Königsteins.“

Nach ihrem Glückwunsch an die Wahlgewinnerin nahm auch Nadja Majchrzak den Applaus und die Blumen für ihr Ergebnis entgegen. „Der Verlierer ist heute kein Verlierer“, versuchte Helm eine versöhnliche Würdigung. Das Ergebnis der ALK-Kandidatin „sei aller Ehren wert“.

Ruck durch die Stadt

Natürlich werden Politiker immer gleich nach Gründen für Erfolg und Misserfolg gefragt – das ist in Königstein nicht anders als in Wiesbaden oder Berlin. Die künftige Bürgermeisterin: „Ich habe die letzten drei Wochen gemerkt, dass viele Menschen zusammengerückt sind und Bewegung reingekommen ist“. Sie habe bei ihren vielen Gesprächen regelrecht einen „Ruck“ und den Willen zu dem von ihr propagierten Neustart verspürt – „auch bei Leuten, die nicht unbedingt mit der CDU zusammenhängen“. Kurz darauf ging es zur Wahlparty – natürlich in den treuesten Stadtteil, ins Bürgerhaus nach Falkenstein. Bis 1 Uhr in der Nacht feierte die künftige Bürgermeisterin dort mit rund 120 Parteifreunden.

Nadja Majchrzak zeigte sich so kurz nach der Niederlage „weder enttäuscht noch traurig“, sie müsse einfach konstatieren, dass es trotz der Arbeit ihres „tollen Teams“ und ihrer Freunde „eben nicht gereicht“ habe. Und nein, an den Empfehlungen der anderen Parteien habe es nicht gelegen, vielleicht aber an der gestiegenen Bevölkerungs- und Wählerfluktuation, die sie seit der Kommunalwahl 2021 bemerke. „Wir müssen uns als ALK immer stärker bemühen, müssen mehr im Wahlkampf dafür tun, um die Leute zu erreichen, als die großen, bekannten Fraktionen.“

Der Politik werde sie auf jeden Fall erhalten bleiben. „Ich habe mich auch ohne Ämter immer engagiert; es war nie mein Ziel, Fraktionsvorsitzende oder Bürgermeisterin zu werden, solche Posten sind immer an mich herangetragen worden.“ Mit der ALK wolle sie weiter ein starke Stimme in der Stadt sein. Zum Thema Blockadepolitik, die der ALK oft vorgeworfen wird – eine Behauptung, die natürlich auch im Wahlkampf einen Rolle gespielt hatte: „Es geht uns immer um die Sache. Wenn man gegen etwas ist, ist man auch immer für etwas“, so Majchrzak. Zum Beispiel habe die ALK einst als erste Fraktion für die Rettung des Bangerts gekämpft, über den jetzt alle Parteien glücklich seien. Dann ging es auch für sie zurück zu den Parteifreunden und dem reichlichen kalten Buffet – dem vollendeten Werk an diesem Tag.

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