Leserbrief Asterix in Königstein

Unser Leser Hans-Peter Trimborn, Stresemannstraße 1h, aus Königstein, kommentiert die Bürgerversammlung zu Halloween am 1. März (s. unsere Berichterstattung auf Seite 1 und 3):

Die anhaltenden schillernden Beschreibungen zum kommenden Untergang des Abendlandes durch das geplante Halloween-Spektakel hatten mich zum Besuch der Bürgerversammlung im Haus der Begegnung bewogen. Zu den vielen interessanten Ausführungen durfte ich als letzte Wortmeldung meine Meinung kund tun. Ich möchte das hier etwas ausfeilen:

Zitat 1: „Man kann besser über etwas urteilen, wenn man selbst dort gewesen ist. Wir waren mit und ohne Kinder mehrmals Gast auf Burg Frankenstein – es war immer toll und das Gruseligste war für mich die Verkleidung meiner Frau.“ Hierzu möchte ich ausführen, dass alle positiven Vorredner die perfekte Organisation, den reibungslosen Shuttle-Service des Veranstalters, die Ruhe und die gute Stimmung auf dem Veranstaltungsgelände richtig beschrieben haben. Es gibt meiner Meinung nach keine Parallele zu den von kritischen Stimmen ins Feld geführten Veranstaltungen Burgfest, Rock auf der Burg etc. – die Zielgruppe sowie der Zeitpunkt Herbst mit Halloween ist komplett anders. Die Anfahrt der deutlich überregionalen Besucherstruktur erfolgt planmäßig mit einem auch für Navigationsgeräte direkt zugewiesenen Shuttle-Parkplatz vor der Stadt. Die im Sommer stattfindenden Trinkgelage von vorwiegend jungen Leuten im Stadtkern ist nicht originär den Veranstaltungen AUF der Burg, sondern eher dem knappen Taschengeld der meist noch Schülern zuzurechnen. (persönliche Meinung: Wir waren auch mal jung)

Zitat 2 schließt an „wir waren auch mal jung“ an: der Teilnehmerkreis des Bürgertreffs lässt genau die Zielgruppe der jüngeren Bürger leider sehr vermissen. Anwesend war vorwiegend die 60-Plus-Gruppe völlig verängstigter Bürger und Bürgerinnen, die sich (berechtigt) vor zunehmender Kriminalität und Randale usw. fürchten.

Hierzu möchte ich ausführen, dass dafür das tägliche Aufräumen und Polizeipräsenz am Kapuzinerplatz/Busbahnhof eine bessere Durchdringung gegen Kriminalität hätte, als das Verteufeln eines geordneten Festivals.

Zitat 3: „es erinnert mich an die Piraten bei Asterix, die ihr Schiff lieber selbst versenken als sich dem Kampf zu stellen.“ Hierzu möchte ich ausführen, dass für mich die gesamte Diskussion teils akademisch, teils weinerlich am Thema vorbei und teils mit komplett weltfremden Argumenten geführt wird. Zum einen ist das Sicherheitskonzept wiederholt belegt worden – hierzu wird es Verantwortliche geben, die sich daran messen lassen müssen. Zum Zweiten ist der Umweltschutz jedermanns Sache und damit auch für mich wichtig. Einfach aber alles künftig auszulassen, weil sich vielleicht eine Fledermaus ein paar Wochen lang unwohl fühlt, empfinde ich als Barrikade der Zukunft für die nachkommende Generation. Diese müssen mit dem Ergebnis dieses Denkens dann mit der leeren Stadtkasse die künftige Attraktivität Königstein verantworten.

Drittens möchte ich mich klar von der Aussage eines Vorredners „WIR wollen IHRE Veranstaltung nicht in unserer schönen Stadt (…)“ distanzieren. Ich gehöre nicht zu diesem WIR und den Vergleich von Halloween-Verkleidungen mit der Gewalt der Nazis usw. zu ziehen ist barer Unfug. (...)

Viertens empfinde ich das von der ev. Pfarrerin über Gefolgsleute verlesene Pamphlet aus dem früheren Leserbrief mit Vergleich der Hamas usw. als hoffnungslos verwirrt und kann dazu nur noch den Kopf schütteln. Gerade die sehr gläubigen Iren, Amerikaner, Malteser und u.v.m. feiern Halloween intensiv. Unentschlossenen empfehle ich hierzu den Blick in die schöne italienische Stadt Lucca. Hierhin strömen seit Jahren Abertausende „Halloweenies“ – die Stadt steht immer noch, es sind keine Mauern herausgebrochen und der „sanfte Tourismus“ nicht auf der Flucht.

Gehen Sie bitte mal in sich und überlegen sich, was die Kriminalität am Frankfurter Hauptbahnhof (Kritik einer Vorrednerin) oder die Hamas mit der Veranstaltung im Oktober in Königstein und Ankündigung derselben zu tun hat.

Ihre Kinder, Enkelkinder und übrigens auch nahezu alle Konfirmanden aus der ev. Gemeinde freuen sich auf solche Feste in unserer ansonsten klinisch aussterbenden Stadt. Eine Geisterstadt ist sicher etwas Besonderes, eine Stadt mit spannenden Geistern aber auf jeden Fall!

Nun komme ich zum letzten Punkt: Es wird über die Kosten und Nutzen diskutiert. Ich akzeptiere die Fragen an die Stadtverwaltung uneingeschränkt und hätte dieselben gestellt. Allerdings muss auch über einen positiven Nachhall der Veranstaltungen gesprochen werden. Es wird international über solche Festivals berichtet, Besucher kommen auch für spätere Reisen zu „zivilen“ Zwecken wieder. Das haben wir selbst bei den Taufen unserer Kinder mit Verwandten und Freunden aus anderen Städten erlebt „bei Euch ist es ja schön, da kommen wir nochmal wieder“. Sie sagten es, sie taten es und sie konsumierten in unseren Gaststätten und Hotels und erzählten es weiter. Man kann eine solche Veranstaltung nicht nur mit den direkten betriebswirtschaftlichen Kosten bewerten – dann können wir unser Stadtmarketing direkt abschaffen.

Feiert, seid fröhlich und gönnt Euch mal eine Auszeit von Euren düsteren Gedanken!



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