Leserbrief

Unser Leser Erich Högn macht sich Gedanken über das Thema Barrierefreiheit im Busverkehr:

Wenn es in den aktuellen Nachrichten aus dem Rathaus in der Königsteiner Woche KW 50 heißt: dass „wir weiter die Herausforderung des barrierefreien Ausbaus der ÖPNV-Haltestellen in unserer Stadtmitte haben“, klingt das inzwischen wie ein elftes Gebot, das ausnahmslos zu halten ist. Der Leser fragt sich, was man eigentlich unter „Barrierefreiheit“ zu verstehen hat und wer diese einfordert. Der gescheiterte Versuch der Verkehrsdrehung hat die Fahrgäste der Busse erleben lassen, dass die überhöhten Bordsteine an der Parkseite der Georg-Pingler-Straße zu einer Falle für Ein- und Aussteigende geworden sind. Erst vor wenigen Tagen wurde der Verfasser Augenzeuge eines Falles, der ganz konkret erkennen ließ, dass ein 15 cm hoher Bordstein an den Bushaltestellen den vorgesehenen Zweck nicht erfüllt. Ein älterer, aussteigender Fahrgast stand sichtbar erschrocken vor dem Spalt, der sich vor ihm auftat. Der Hilflose musste von zwei kräftigen Männern aus dem Bus gehoben werden, da seine Beine sichtbar zu kurz waren, um den Bussteig zu erreichen. Was sollen unter diesen Bedingungen Gehbehinderte, was Fahrgäste mit Rollatoren oder Kinderwagen tun?

Dass es sehr wohl anders geht, zeigt z.B. die Haltestelle “Auf dem Seif“ in Falkenstein. Dort ist der Bordstein nur 12 cm hoch. Eintreffende Busse betätigen ihre Hydraulik so, dass ein höhengleicher Übergang für Ein- und Aussteigende entsteht. Warum sollte dergleichen nicht auch auf der Häuserseite der Georg-Pingler-Straße möglich sein? In Frankfurt werden für Zu- und Abfahrten von Anliegern die Oberkanten der Bordsteine so abgeschrägt oder abgerundet, dass die Benutzer ohne Probleme ein- und ausfahren können.

Die Stellungnahme aus dem Rathaus führt zu weiteren Fragen: Wer hat sich je begründet über mangelnde Aufenthaltsqualität im Bereich der Georg-Pingler-Straße beschwert? Die dort ansässigen Gastronomen betreiben ihr Geschäft seit Jahren, ohne dass man je von Problemen erfuhr. Wann gab es – abgesehen von dem unvermeidlichen Stau nach Unterrichtsende in der Schulstadt Königstein - Gedränge? Gefährliches Gedränge gibt es jedes Mal, wenn die für diesen Zweck völlig unzureichenden Ersatzhaltestellen in der Adelheidstraße den Fahrgästen zugemutet werden! Und, um dergleichen am neuen alten Bussteig Georg-Pingler-Straße auszuschließen, bedarf es allerdings der Barrierefreiheit, die nur dann umgesetzt wird, wenn die von der Stadt aufgestellten Pflanzkästen abgeräumt werden, weil der alte Bewegungsraum in vollem Umfang gebraucht wird.

Und schließlich: Bereits Ende September wurde die Einrichtung eines „Workshops“ angekündigt. Warum ist dies nicht schon längst geschehen?



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