Leserbrief

Ort der Demokratiegeschichte

Unsere Leserin Frauke Heckmann, 1. Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde e.V. Königstein, schreibt zum Artikel „Königstein wird offiziell zur Verfassungsstadt“ (vgl. KöWo Nr. 32/2025) Folgendes:

Zum zweiten Mal sind wichtige Repräsentanten öffentlicher Einrichtungen auf einem Bild zu sehen, in dem der Stadt die Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“ vor dem Eingang der Villa Rothschild verliehen wird. Ein gleiches Bild war schon im Mai 2024 publiziert worden. Einziger Unterschied: Jetzt soll die Plakette auch aufgehängt werden. Eine große Tat kündigt sich an.

Erforscht und dargestellt haben zwischen 2019 und 2024 das „Haus der Länder“ Villa Rothschild jedoch die beiden Königsteiner Vereine Neuer Königsteiner Kreis e.V. und Verein für Heimatkunde e.V. Königstein: 2019 mit einem Festakt und zwei Büchern in Zusammenarbeit mit der Deutschen Ministerpräsidentenkonferenz und der Hessischen Staatskanzlei, 2024 mit einer Bauzaun-Ausstellung und einer kleinen Dauerausstellung im Stadtmuseum Königstein, zu sehen im Internet bei Youtube: „Hessen-Geschichten. Königstein. Haus der Länder“ mit 15 Videos und „Digitales Stadtmuseum Königstein. Haus der Länder“ mit sechs Videos, gefördert von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und dem Hessischen Justizminister, inhaltlich gefüllt von renommierten Historikern wie Michael F. Feldkamp und Christoph Schlott.

Diese veritablen Taten können sich die beiden Königsteiner Vereine seit 2019 auf die eigenen Fahnen schreiben. Die Stadt hingegen würde nach eigenem Bekunden nur gern etwas tun. Eine Bundesförderung 2024 in Höhe von Euro 62.500 hat die Stadt jedoch nicht abgerufen, der angekündigte städtische Festakt 2024 und die Internetpublikation kamen nicht zustande, die Bauzaun-Ausstellung unseres Vereins konnte auf Magistratsbeschluss nach Januar 2024 nicht mehr gezeigt werden, das Museum ist inzwischen geräumt.

Auf der Strecke bleiben die historische und die aktuelle Wahrheit. Der in Königstein gern kolportierte Satz: „Hier wurde das Grundgesetz geboren“ ist blanker Unsinn: Im März 1949 nahmen die Ministerpräsidenten im „Haus der Länder“ Villa Rothschild Stellung zum Grundgesetz (so wie in der KöWo Nr. 32 dargestellt, d. Red.), das einzig in Herrenchiemsee und Bonn „geboren“ wurde. Königstein war damals wichtig als „Zentrum der Länder“, wie der Hessische Ministerpräsident Christian Stock zu Protokoll gab. Deshalb hieß die Villa Rothschild ja auch „Haus der Länder“ und deshalb ist sie ein wichtiger Ort im Gründungsprozess der Bundesrepublik Deutschland.



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