Königstein (nd) – Richtig abgerockt wurde am vergangenen Samstag beim Jubiläum von „Rock auf der Burg“. Das eintägige Festival fand zum 20. Mal statt – mit einem besonderen Line-up und bei herrlichem Sommerwetter. Kein Wunder also, dass so viele Besucher wie nie zuvor kamen, um die Konzerte der populären Bands aus der Rock- und Metal-szene in den altehrwürdigen Gemäuern des Königsteiner Wahrzeichens zu erleben. Die Musikfans konnten – wie auch schon in den vergangenen Jahren – zwischen der eher rockigen Hauptbühne auf der großen Festwiese und der kleinen Kellerbühne im Hellen Bogen mit härteren Metalklängen pendeln. Organisiert wird das Festival von der Rock-AG, die nicht nur auf die Unterstützung ihrer Mitglieder, sondern auch auf den Einsatz zahlreicher Helfer zählen kann. Auch Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko und der ehemalige Bürgermeister Leonhard Helm ließen sich den Sommertag voller Musik und Tanz nicht entgehen.
Eröffnung mit „Enamic“
Einige Wochen zuvor hatte der „Battle of the Bands“ in der Konrad-Adenauer-Anlage stattgefunden. Der Gewinner des Bandwettkampfes – die Mainzer Gruppe „Enamic“ – darf traditionell das Festival auf der Mainstage eröffnen. Mit abwechslungsreichem Modern Rock überzeugten Sänger Torsten Mühl, Gitarrist Philipp Kummer, Bassist Timo Schüler und Schlagzeuger Frank Hafenmair auf ganzer Linie. „Wir waren sehr überrascht, dass wir den Contest gewinnen konnten und haben uns wahnsinnig darüber gefreut. Für uns war es der bisher größte Gig überhaupt. Vor so vielen Zuschauern haben wir noch nie gespielt“, erklärte Enamic-Schlagzeuger Frank Hafenmair. Er hatte seine Frau und seine zweijährige Tochter mitgebracht. Der Nachwuchs begeistert sich vor allem für die Musik der Familienrockband „Heavysaurus“. „Heavysaurus hören wir zu Hause rauf und runter“, erzählte Estella Hafenmair lachend, während ihre Tochter zufrieden auf einer der Burgwiesen tollte. (www.instagram.com/enamic.official)
Begeisterung für Groß und Klein
Die Begeisterung für Heavysaurus, die wohl bekannteste Band des Festivals, blieb nicht auf Familie Hafenmair beschränkt. Das Konzept der deutschen Gruppe ist der finnischen Band Hevisaurus entlehnt. Ziel des Ensembles ist es, Heavy Metal auf eine kindgerechte Weise zu interpretieren. Mit aufwendigen Kostümen begeistern sie dabei nicht nur die jüngeren Besucher, sondern auch die Erwachsenen. Besonders Familien hatte der Auftritt von Heavysaurus auf die Burg gelockt. Die Ohren der Kleinsten wurden selbstverständlich mit Gehörschutz abgeschirmt. Zusätzlich beschränken sich die Musiker auf eine Lautstärke, die 85 Dezibel nicht überschreitet. Die Musik reicht von bekannten Rocksongs mit Symphonic-Metal-Anteilen bis hin zu beliebten Kinderliedern mit starken Gitarrenriffs. Die Bühnenshow von Heavysaurus ist im Übrigen Schwerstarbeit. Die Kostüme, die aus einem Drachen und vier Dinosauriern bestehen, wiegen einiges. Eine Anstrengung, die sich lohnt – in der Woche zuvor hatte die Band bereits auf dem größten Metalfestival der Welt gespielt: Wacken. (www.instagram.com/heavysaurus)
„Finest Pop, Modern Punk“
Zwischen Auftakt und Highlight hatte das Trio „Friends don‘t lie“ die Bühne erobert. Das Besondere an der Gruppe aus Frankfurt ist, dass sie sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch singt. Einflüsse aus verschiedenen Genres bringen vielfältige Klänge hervor. Neben Pop-Punk, Pop-Rock und Emo finden sich auch klassische Breakdowns und Rapelemente in den gesellschaftskritischen Songs des Trios. Sänger und Gitarrist Markus Ziesch, Bassist Jens-Ole Emser und Schlagzeuger Stefan Suchoroschenko bezeichnen ihren Musikstil als “Finest Pop, Modern Punk”. Instagram: (www.instagram.com/friendsdontlie.band)
„Grell“ bringt frischen Wind
Die Band „Grell“ aus Neumünster, 2022 gegründet, gehört zu einer neuen, lebenshungrigen Generation von charismatischen Künstlern, die frischen Wind in die Rock- und Metalszene bringen. „Wir haben mit Rockmusik angefangen, aber man erfindet sich immer neu – inzwischen ist es eher Rapcore“, erklärte Gitarrist David Seymour Bergner. Mit Songs wie „Jugendlicher Wahn(Sinn)“ konnten sie das Publikum mitreißen – die Stimmung auf der Festwiese war gigantisch. Auch Sänger Fabian „Köstlich“ Köster, Gitarrist Maximilian Reinhold, Bassist Yannik „Mitzi“ Mitzloff und Schlagzeuger Arne Schmidt hatten sichtlich Spaß auf der Bühne. „Die Location ist wirklich toll und die Orga auch, wir sind sehr gut empfangen worden“, so Bergner. Als Ziel für die Zukunft haben sie sich einen Auftritt auf dem Hurricane Festival gesetzt. Instagram: www.instagram.com/grellmusik
Gute Laune mit „Attic Stories“
Im Anschluss spielten sich „Attic Stories“ in die Herzen der Zuschauer. Als einzige Band auf der Mainstage mit einer weiblichen Sängerin hatten die Karlsruher eine große Strahlkraft – mit ihrem Pop-Punk. Es ging um gute Laune, Emotionen und Party – also einfach darum, eine gute Zeit zu haben. Die Vorfreude von Sängerin Ramona Aufinger, den Gitarristen Johannes Elsner und Marius Masino und von Schlagzeuger David Becker war schon im Vorhinein riesig. „Es ist ein superschönes Festival, wir freuen uns mega“, so Masino. Ihr großer Wunsch für die Zukunft ist, eine eigene Headliner-Tour und ein Album herauszubringen. An diesem wird bereits fleißig gearbeitet. Instagram: www.instagram.com/atticstories
Die dunklen Seiten der Gesellschaft
„Flash Forward“ aus dem Ruhrgebiet konnte die Stimmung auf der Festwiese noch weiter anheizen. „Wir sind nicht eindeutig einzuordnen, manche Songs sind härter, manche weicher“, erklärte Sänger und Gitarrist Gerrit Kühne den Stil der Band. In ihren Texten greifen sie Themen auf, die immer mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Mentale Gesundheit, Selbstzweifel und Einsamkeit spielen in ihren Songs eine große Rolle – genauso wie Lebensfreude und Mut. Auch in Zukunft möchten Sänger und Gitarrist Gerrit Kühne, Bassist Jakob Wolff, Schlagzeuger Tino Wilczewski und Stefan Weigel, ebenfalls Sänger und Gitarrist, das Beste aus sich herausholen. „In diesem Jahr haben wir zehn oder elf Festivals gespielt, das möchten wir gerne beibehalten“, so Kühne. Ein großer Meilenstein war das neue Album „Renegade“. (www.instagram.com/flashforwardband)
Der Headliner „From Fall to Spring“
Die Band „From Fall to Spring“ brachte die Stimmung auf der Festwiese auf den absoluten Höhepunkt. Die sechs Musiker aus dem Saarland erfreuen sich großer Beliebtheit – durch ihre Teilnahme am deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) wurden sie einem breiten Publikum bekannt. Zusätzlich durften sie in diesem Jahr auf Wacken auftreten. Besonders auffällig sind die beiden Frontsänger – die Zwillinge Philip und Lukas Wilhelm. Den Stil der Band kann man dem NuMetal zuschreiben. „Es ist gute Laune-Musik – einfach Musik zum Abgehen“, so Philip. Vor allem ihr ESC-Song „Take the Pain Away“ und das Linkin-Park-Cover „In the end“ sorgten für Jubelschreie und lautes Mitsingen der Zuschauer. Das große Ziel von Gitarrist Sebastian Monzel, Bassist León Arend, Schlagzeuger Benedikt Veith und den Wilhelm-Brüdern ist eine Welttournee. In diesem Jahr geht es erstmals auf Europa-Tour. Neben Konzerten in Deutschland wird es Auftritte in London, Antwerpen, Paris, Prag, Warschau und Wien geben. Noch sind nicht alle Konzerte ausverkauft. Diese Woche erscheint zudem das Album „Entry Wounds“ mit der Singleauskopplung „Blood“. (www.instagram.com/from.fall.to.spring; Homepage: www.fromfalltospring.de)
Neuerung auf der Kellerbühne
In diesem Jahr hat sich der Vorstand der Rock-AG etwas Besonderes für die Kellerstage einfallen lassen. Die ehemalige Wachstube im Hellen Bogen, wo sich die Kellerbühne befand, hat nur begrenzte Kapazitäten und nicht alle Besucher passen gleichzeitig hinein. Zusätzlich fühlt sich nicht jeder wohl in den beengten Gemäuern. Erstmalig wurde im Hellen Bogen ein Monitor aufgehängt, sodass die Zuschauer die Bühne auch von außen sehen konnten. „Die Idee hatte mein Vater Thomas Reinhardt“, erklärte Dominik Glienicke, Vorstandsmitglied der Rock-AG. Das Konzept kam bei Rock-Fans sehr gut an. „Der Monitor vor der Kellerstage ist wirklich toll“, bestätigte Besucherin Sandra. „Generell ist es verdammt gut, die Bandauswahl ist toll und das Festival ist gut organisiert – nur mehr Sonnenschirme wären schön“, ergänzte ihr Begleiter Chris. Dass es mehr als eine Bühne gibt, stößt ebenfalls auf viel Gegenliebe. „Es ist sehr schön – ich mag den Wechsel zwischen sanften Tönen oben und härteren Klängen unten“, so Besucher Dennis Beuth.
„Altered Rebirth“ eröffnen Keller
Die Eröffnung der Kellerstage durfte in diesem Jahr die Band „Altered Rebirth“ aus Frankfurt und Wiesbaden übernehmen. Erst 2023 gegründet, konnten die vier Musiker im letzten Jahr bereits ihr erstes Album veröffentlichen. Mit sphärischen Klängen und träumerischen Melodien kann man den Stil von Sänger Silas Schmidt, Gitarrist Thomas Steier, Bassist Collin Althaus und Schlagzeuger Karl Theo Eifert als Dreamy-Metalcore bezeichnen. Sanfte Synthesizer, gemischt mit harten Breakdowns, ergaben die perfekte Mischung. (www.instagram.com/alteredrebirth)
„Damage Case“ mit Trash Metal
„Damage Case“ brachte echten Hanauer Melodic Trash Metal auf die Kellerbühne. Einprägsame Melodien, schnelle Gitarrenriffs und tiefe Bässe wummerten durch die alten Gemäuer. Sänger Marco Vanic, Lead-Gitarrist Hamza Bourouyne, Bassist Jakob Pflüger und Schlagzeuger Christoph Schmidt konnten die Liebhaber brachialer Klänge voll und ganz überzeugen. (www.instagram.com/damagecaseofficial)
„Lucidrae“ springen ein
Nachdem die Band „Alexis in Texas“ krankheitsbedingt absagen musste, sprangen „ Lucidrae“ aus Heilbronn kurzfristig ein. Sängerin Ivi Cocoza, Gitarrist Max Barth, Bassist Julian Engl und Schlagzeuger Julian Stipovic spielen Alternative Metalcore mit verträumten Elementen. Daran orientiert sich auch der Bandname. Luzide Träume bezeichnen den Zustand des Klartraums. (Instagram: www.instagram.com/lucidraemusic)
„Monashee“ mit vielen Einflüssen
Die Kellerstage hörte nicht auf zu beben. Dafür sorgte auch die Band „Monashee“ aus dem Raum Koblenz. Beeinflusst von vielen Genres wie Hiphop und Crossover ist der Stil von Monashee kein typischer Metalcore, aber auch nicht ganz Hardcore. „Wir versuchen, viele Gefühle auf Metalart rüberzubringen“, erklärte Sänger Kevin „Kebo“ Boha. Bassist Jonas Leyendecker und Schlagzeuger Lucas Stein ergänzen die Band. „Uns hat es sehr gut gefallen – gute Orga, guter Sound, guter Empfang“, so Stein. (Instagram: www.instagram.com/monasheeofficial)
Noch ein Bandwechsel
Mit „Tag my heart“ fiel die nächste Band krankheitsbedingt aus. Sie wurde von „Samyra“ aus Dortmund vertreten. Sänger Janis Grewe, die Gitarristen Tarik Sieg und Alex Zylla, Schlagzeuger Felix Gudd sowie Bassist Florian Gudd befinden sich musikalisch zurzeit im Umschwung von Melodic Metalcore hin zu Hardcore. (Instagram: www.instagram.com/samyra.band)
„Accvsed“ begeistern
Als Headliner der Kellerstage rockten „Accvsed“ nochmal ordentlich die Bühne. Die Schlange vor der ehemaligen Wachstube war lang, denn viele Besucher wollten die Musiker hautnah erleben. Als Modern-Metalcore-Band beschäftigen auch sie sich mit Themen wie mentaler Destruktivität und emotionaler Verletzlichkeit. Sänger Tino Mehlig, die Gitarristen Valentin Noack und Daniel Gorgievski, Bassist Pascal Klebe und Schlagzeuger Christopher Lerner veröffentlichten vor einer Woche das Album „Dealers of Doom“. Auf Deutschlandtour gehen sie in diesem Jahr gleich zweimal. (Instagram: www.instagram.com/accvsed.band)
Tolles und friedliches Festival
„Wir haben ein tolles Jubiläums-Festival auf die Beine gestellt – für uns und auch für die Besucher. Der Aufbau ging wahnsinnig schnell“, erklärte Hendrik Mangold, der zwölf Jahre Vorstandsvorsitzender der Rock-AG war. Nachgerückt als Vorstand sind jetzt Marco Russo und Dominik Glienicke. Eine wahrlich würdige neue Generation, denn beide lieben die Musik und Rock auf der Burg. Nicht zuletzt spielen beide in nicht ganz unbekannten Metalbands. „Was für ein geiles Festival“, bestätigte auch Marco Russo. Die Einsatzkräfte hatten ebenfalls keinen Grund zu klagen. „Wir haben nichts zu tun, alles ist ruhig“, bestätigte Kai Matern von der Feuerwehr Königstein. Der Securitydienst konnte dem nur zustimmen. „Es ist alles im grünen Bereich“, so der Einsatzleiter der Firma H-Security. In Spitzenzeiten waren rund 1.200 von 2.700 zugelassenen Besuchern auf der Burg. „Es war friedlich und entspannt“, bekräftigte auch Einsatzleiter Nelson Reuleaux von der Polizei Königstein.
Für die Besucher und Bandmitglieder war das Festival ebenfalls ein Genuss: tolle Bands, herrliches Wetter und sowohl im Backstagebereich als auch auf der Festwiese eine hervorragende Verpflegung, die von Pommes und Würstchen über Waffeln und Kaffee bis hin zu Apfelwein und Bier reichte.
Im kommenden Jahr wird Rock auf der Burg ausnahmsweise am ersten Wochenende im August stattfinden. Den 1. August 2026 haben sich die Rock- und Metalfans aus der ganzen der Region bestimmt schon notiert.