Oberursel. Die Vorfreude auf die Bommersheimer Kerb, die am letzten Wochenende stattfand, war groß. Das beliebte Fest im Stadtteil Bommersheim ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Region und bringt Menschen jeden Alters zusammen, um gemeinsam zu feiern und Traditionen zu bewahren.
Nach Wochen des Regens meinte Petrus es gut mit den Kerbeborschen und trug so dazu bei, dass das dreitägige, vielseitige Programm viele Besucher anlockte. „Die Kerb ist mehr als nur ein Fest – sie ist ein Ausdruck der Verbundenheit“ verriet uns der Vorsitzende der Kerbeborschen Bommersheim, Christian Schließmann. „Seit Generationen wird dieses Fest mit viel Herzblut und Engagement für Bommersheim und seine Gäste organisiert“.
Am Freitag fiel der Startschuss um 20.00 Uhr live und Open Air mit der Band All Reset, die mit ihrem Repertoire den Festplatz zum Beben brachten. Ausgelassen feierten rund 550 Gäste bis in die späten Abendstunden.
Weiter ging es am Samstag mit dem traditionellen Aufstellen des Kerbebaums auf dem Festplatz. Bei bestem Wetter freuten sich vor allem Familien und Kinder auf den 23,4 Meter hohen Kerbebaum, der auf dem neuen Planwagen mit ein wenig Verspätung am Festplatz vor der Burgwiesenhalle Bommersheim eintraf und zuvor morgens um 9.30 Uhr im Taunus gefällt wurde. Moderator, Thomas Nitsche, gebürtiger Bommersheimer Bub und Ritter der ersten Stunde, begrüßte die Anwesenden und Vertreter der Politik und erklärte den Besuchern das Brauchtum.
Mit Kühlung und wie vor 100 Jahren
Rund 30 „Borschen“ stellen den Baum von Hand auf „und die Kühlung müsse stimmen, damit das klappt“, woraufhin erst einmal eine Runde Apfelwein-Schoppe verteilt wurde. Mit viel Kraft, Gefühl, Stangen und Seilen wurde der Baum Stück für Stück und dem Kommando „zu gleich“ in die Senkrechte gehievt, bevor er nach rund 45 Minuten verkeilt und verankert werden konnte. „Dabei bediene man sich keiner neuen Theorien sondern vielmehr orientiere man sich an den Erfahrung unserer Vorfahren, die es vor 100 Jahren nicht anders gemacht hätten“ erklärte Thomas Nitsche. Auch das Burgfräulein Catharina packte mit an und half den Borschen am Seil. Traditionell fehlen durfte natürlich auch die Schlumbel nicht, die im Anschluss weit oben am Baum auf ihrem Stuhl sitzend befestigt wurde und mit bestem Blick die Kerb bewacht. „Inzwischen wird die Schlumbel nicht mehr so häufig geklaut, wie es früher unter den Kerbeborschen der Ortsteile der Fall war und die nur mit der Auslösewährung Apfelwein zurückgewonnen werden konnte“ erklärte Christian Schließmann. Er beobachte aber, dass die jüngere Borschengeneration wieder größeres Interesse an dem Brauchtum zeige und ist gespannt, was die Zukunft bringt.
Zur offiziellen Eröffnung marschierten die Borschen gemeinsam mit Ritter Heinrich, Burgfräulein Catharina und einem Henker an der Spitze passend zur Musik auf den Festplatz. Christian Schließmann betonte, dass man sich bewusst in diesem Jahr für eine Open-Air Kerb entschieden hätte und der erste Abend mit der Hausband All Reset unter freiem Himmel mit bester Stimmung ein Highlight war. „Der Planwagen habe seine erste Kerbefahrt im eigenen Land gut gemeistert und die Modernisierung sei zum Schutz Aller absolut notwendig gewesen.“
Bevor die neue Mottofahne 2025, die ein Geschenk von Christian des Alfred-Delp-Hauses ist, getauft und aufgehangen wurde, wurde der Tradition folgend Anwärter Kai zum Jung-Kerbeborsche geweiht, mit einem Glas Apfelwein-Schoppe besiegelt und für Kenner wiederzuerkennen anhand seines Namens auf dem neuen Polo-Kragen.
Antje Runge ließ es sich nicht nehmen, die Bommersheimer Kerb zu besuchen, die zwar „eine der kleinsten Kerben der Region sei aber eben mit Raubrittertum, Ritterhenker und Burgfräulein, die alle mit anpacken“. Lang ersehnt und jetzt endlich als Geschenk der Stadt dabei verkündete sie, dass noch in diesem Jahr das Kassenhäuschen neben dem Festplatz abgerissen werde und ein Container für die Kerbeburschen aufgestellt würde, für ihre Kerbeutensilien und die Fortführung der Tradition.
Gute Stimmung war auch für den zweiten Abend vorprogrammiert, an dem die Coverband EVE mit einer energiegeladenen Show die Stimmung Open Air aufheizte. Rund 600 Gäste rockten zu Liedern der letzten 50 Jahre ab und so manch einer schwelgte in Erinnerungen and diese Zeit.
Gut ausgeschlafen folgte am Sonntag der Frühschoppen, bei dem der Musikzug FF Bommersheim mit seinem vielseitigen Musikprogramm nicht fehlen durfte - ein tolles musikalisches Kontrastprogramm zu den Vorabenden.
Spiel, Spass und Spannung
Gerade Familien mit Kindern nutzten den letzten Tag der Kerb für einen Besuch und hatten noch einmal die Gelegenheit, an der Kinderolympiade teilzunehmen, die in Zusammenarbeit mit dem Turnverein entstanden sei und über die sich Christian Schließmann sehr freue, oder aber ausgelassen auf der Hüpfburg herumzuspringen, um sich anschließend gemeinsam bei Kaffee und Kuchen bei Klängen des Feldberg Duo‘s zu stärken.
Das Abschlusshighlight der Raubritter-Kerb war sicherlich der Traktor-Pulling Wettbewerb, der zwar noch nicht eine so lange Traditionszeit aufweist, aber immer wieder die Besucher staunen lässt, mit welchen Kräften die unterschiedlichen Teams bei Sonnenschein und Hitze am Kerbesonntag den Traktor aus eigener Kraft in Bewegung setzen und über die Ziellinie kurz vor der Hüpfburg bringen – in diesem Jahr ein etwas leichterer Fendt Geräteträger, Baujahr 1969 mit 31 PS, die den Teams aber nichts nützten.
Zwei Neuregelungen gab es in diesem Jahr: Die Herren starteten mit einer weiteren Distanz als die Frauen und nach Erreichen der Ziellinie musste jeder Ziehende ein Glas Äppler leergetrunken haben, bevor die Zeit stoppte.
Teamzeiten auf Messersspitze
Insgesamt sind in diesem Jahr neun Teams, bestehend aus jeweils vier Ziehenden, an den Start gegangen. Gespannt war man, ob die Titelverteidiger „Alte Kerbeborsche Kalbach“ den Wanderpokal wieder mit nach Hause nehmen würden. Die „Kerbemädel aus Kalbach“ mussten leider kurzfristig abspringen, wurden aber durch das spontan zusammengestellte Team „Profis Treff Bad Homburg“ ersetzt. Auch die Brunnenkönigin Tanja I. ließ es sich nicht nehmen, mit ihrem Team den Traktor aus eigenen Kräften ins Ziel zu bringen. Das Team der Herzen war ganz klar die Frauengruppe die „Supporter“ der Kerbeborsche aus Bommersheim, die den vorletzten Platz belegten. Vielleicht Ansporn für sie, im nächsten Jahr den Titel zu holen, weil genau das haben die Tagessieger Kerbeborsche aus Bommersheim „Jugend forscht“ geschafft, die im letzten Jahr noch Vorletzter waren. Als einziges Team in Sackleinen laufend und deswegen auch „Säckelträger“ genannt, holten sie den Wanderpokal zurück nach Bommersheim.
Als Verlierer sehen sich die Vorjahresgewinner nicht, für sie war es nur wichtig, schneller gelaufen zu sein als die „Junge Kerbeborsche“ aus Kalbach.
Getreu dem Motto: nach der Kerb ist vor der Kerb wird bereits über die Fortsetzung im nächsten Jahr nachgedacht, um wieder bei hoffentlich gutem Wetter Menschen zusammenzubringen, die Traditionen pflegen, Freude daran haben und das Miteinander zu feiern. Genau deswegen bittet Christian Schließmann um rege Teilnahme an der jüngst gestarteten Kerb-Online-Umfrage, die anonym oder namentlich genannt unter: http://kerb-bommersheim.de/umfrage-zur-bommersheimer-kerb, ausgefüllt werden kann. Für ihn und die Kerbeborschen sei das Feedback der Bommersheimer und Besucher der umliegenden Gemeinden sehr wichtig, um andere Blickwinkel in die Planungen für die Folgejahre mit aufzunehmen.
Tradition verpflichtet und so freue man sich jetzt bereits schon auf die Kerb in Kalbach am kommenden Wochenende, die man zusammen feiert. „Wir versuchen uns gegenseitig zu besuchen und uns zu unterstützen, das sei wichtig, da doch sehr viel Zeit und Planung in der Umsetzung der Feste steckt, und jede helfende Hand wertvoll sei“, so Christian Schließmann.
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