Leserbriefe Halloweenl

Unser Leser Manfred Zaß, Limburger Str. 12, Königstein, schreibt zum Thema Halloween auf der Burg Folgendes: Leider waren wir am Tag der Präsentation im HdB nicht in Königstein, daher meine Meinung auf Basis der Umfänglichen und objektiven Berichterstattung incl. der pro und contra Leserbriefe in der KöWo vom 7.3.24. Neben den von Ihnen aufgeführten Sachbezügen ist ein Aspekt in der Veröffentlichung nicht angesprochen: Müssen wir aus Geschäftsgründen jeden über Facebook & Co. in unsere Wohnzimmer transportierten Amerikanismus mitmachen? Bietet unsere eigene Geschichte und Tradition nicht genügend Anlässe zum Vergnügen und zur Besinnung? Da hilft auch der Leserbriefbezug zur keltischen Geschichte Irlands, zum Verhalten im marginalen Inselreich Malta oder dem Export aus den USA, einem Land mit völlig anderen Traditionen, nichts.

Dass gerade in und um die angepeilte Halloween-Vergnügungsfrist in Kontinentaleuropa staatliche und religionsbezogene Gedenktage (9. November, Totensonntag, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Reformationstag, Allerheiligen, Allerseelen und die Voradventszeit) im Kalender stehen, mag für die Eventindustrie und die Spaßgesellschaft unerheblich sein, es zählt vor allem wirtschaftlicher Erfolg und Belustigung. Eine Innehalten zum Ende eines vielfach hektischen Jahresablaufs gilt als Anspruch der alten Zeit und der älteren Generation, ob religiös motiviert oder nicht. Hierbei geht es nicht um Bevormundung oder Verbot, wie der Bürgermeister meint, sondern um die Frage, wieviel Zeitgeist unserer Gesellschaft zugemutet wird, schlicht um abwägendes, aber auch steuerndes Nachdenken und danach Prioritäten setzen, auch durch die Verwaltung.

Zu bedenken gilt auch, dass die Tradition zumindest in einigen Landstrichen genügend Platz für Maskieren, Verkleiden und ungebundenes Feiern bietet: der 11. November als Karnevalsbeginn und Februar/März als eigentliche Karnevalszeit zum Beispiel, vom Silvesterspektakel mal abgesehen. Wenn man jedoch globalisierten Import der heimischen Tradition vorzieht, fallen diese Argumente natürlich in sich zusammen und man wird unkritisch zum Dracula. Mögen die Stadtverordneten am 21.3. weise entscheiden.

Michael Grumm aus der Karlsstraße hat eine andere Sichtweise auf das Thema Halloween: Ich kann nur schwer die Bedenken nachvollziehen , die hier diskutiert werden. Unsere Behörden werden automatisch dafür sorgen, dass mehr Sicherheitsleute Absperrmaßnahmen auf der Burg installiert werden, dass für Besucher nur wenig Platz bleibt. So ist auch unser geliebtes Burgfest zu Grabe getragen worden.

Christoph Schlott aus Limburg vom Neuen Königsteiner Kreis e.V., schreibt Folgendes: Am 21. März entscheiden die Stadtverordneten Königsteins, ob sie der jährlich wiederkehrenden Horror-Veranstaltung „Home of Darkness“ auf der Festungsruine zustimmen. „Härter“ als in Frankenstein verspricht der Veranstalter. Dabei geht es nur vordergründig um die Frage, wie nützlich eine solche Veranstaltung „für die Stadt“ sein könnte. Vom Imagegewinn bis zu erträumten Absatzzahlen der Gastronomie wabern Erwarterungen durch die Stadt, ohne Zahlenbasis. Die versprochenen Gewinne sind nicht verbindlich, der Vorvertrag macht die Stadt zum Mitveranstalter eines Trash-Events. Im Grunde genommen steht zur Disposition: Geben die Stadtverordneten zu, dass sie und die Parteipolitiker in den letzten Jahrzehnten nicht eine kreative Idee für ihr Stadtimage aufbrachten und überlassen ergo dieses Image zu gestalten dem erstbesten Geschäftsmann, der ihre Ruine begehrt, besoffen geredet von Versprechungen? Der Eugen-Kogon-Preis ist verschwunden. Es lebe der perverse Hedonismus!



X