Messerangriff am Kapuzinerplatz bringt 17-Jährigen in Lebensgefahr

Königstein (gs) – Freitagnacht ereignete sich für Petra T. genau das, was als Alptraum aller Eltern gilt – von der Polizei erhielt sie die Nachricht, dass ihr Sohn mit einer Stichverletzung in der Klinik liege und eine Notoperation notwendig sei. Geschockt von dieser nächtlichen Nachricht fuhr Petra T. ins Krankenhaus, wo sie die folgenden Stunden damit verbrachte, um das Leben ihres Sohnes zu bangen, bis sie schließlich die erlösende Nachricht erhielt, dass er außer Lebensgefahr sei – Stunden, die sie als Mutter gezeichnet haben und immer mit der Frage im Kopf: Was war passiert?

Die Tatbeschreibung der Polizei liest sich kurz und prägnant: Zur Tatzeit am Freitagabend gegen 23.30 Uhr befand sich der Geschädigte in Begleitung mehrerer Zeugen im Bereich des Kapuzinerplatzes in Königstein. Zu der Gruppe stieß ein, den Anwesenden bekannter, 19-Jähriger. Nachdem die Gruppe einige Zeit gemeinsam verbracht hatte, holte dieser unter Einfluss von Alkohol ein Klappmesser aus der Tasche und „fing mit dem Geschädigten einen Showkampf an“. Dabei sei die Klinge ausgeklappt gewesen. Auf unbekannte Weise sei der Geschädigte mit dem Messer am Bauch verletzt worden Der Beschuldigte habe noch versucht, über den Notruf Hilfe zu holen, entfernte sich dann jedoch vor dem Eintreffen der Polizei von der Örtlichkeit.

Soweit die Schilderung der Polizei, wie sie sich aus einer ersten Lagebewertung und ersten Zeugenaussagen vor Ort in der betreffenden Nacht ergeben hatte. Die Schilderung der Tatumstände und des Tathergangs erwecken im Kopf des Lesers vorrangig die Vorstellung von zwei Jugendlichen, die sich in alkoholisiertem Zustand einen Messerkampf mitten in Königstein geliefert hätten. Ein junger Mann blieb mit lebensgefährlicher Stichverletzung zurück, der andere flüchtete.

Es stellt sich jedoch die berechtigte Frage, ob es wirklich genauso war, wie verständlicherweise aufgeregte Zeugen es in der Tatnacht geschildert hatten. Mittlerweile hat der geschädigte junge Mann, dem es glücklicherweise heute besser geht, zu den Geschehnissen am Freitagabend Stellung genommen und seine persönliche Schilderung, die er mittlerweile auch der Polizei gegenüber zu Protokoll gegeben hat, erzählt eine andere Geschichte.

Der 17-Jährige sei mit seiner Freundin und einem guten Freund gegen 23 Uhr auf dem Weg nach Hause gewesen, als sie zwei weitere Freunde trafen und am Kapuzinerplatz stehen blieben. Mit seinem Freund verließ er auf dessen Bitte die Gruppe, um in der Limburger Straße Zigaretten aus einem Automaten zu holen. Als die Freunde zur Gruppe zurückkehrten, stand dort auch der 19-jährige, den der Geschädigte flüchtig aus der Schule kennt. Nach kurzem Gespräch, das konfliktfrei verlaufen sei, hätte der 19-Jährige ohne Vorwarnung ein Messer gezogen und damit vor dem Geschädigten „herumgefuchtelt“. Der 19-Jährige warf seinem Bekannten vor, diese hätte „schlecht“ über ihn geredet, was er von sich gewiesen habe, wobei der 17-Jährige auch nicht den Eindruck gehabt habe, dass sein Gegenüber diese Anschuldigung wirklich ernst gemeint habe. Es habe für ihn „eher wie Spaß“ geklungen. Daraufhin habe der 19-Jährige zunächst den Griff des Messers in die Richtung des 17-Jährigen gedreht und in dessen Bauch gestoßen. Weil der Geschädigte keine Angst gezeigt habe, hätte der 19-Jährige gefragt, warum er denn keine Angst habe, worauf der Jüngere antwortete:“Ich habe keine Angst vor dir, ich weiß doch, dass du mir nichts tust“. Daraufhin habe der Ältere das Messer umgedreht, so dass die Klinge auf den 17-Jährigen zeigte, habe die Augen weit aufgerissen und zugestoßen.

Der Geschädigte sei so überrascht gewesen, dass er zunächst nicht realisiert habe, was geschehen sei. Erst als er seine Jacke hochgezogen und die große Menge Blut gesehen habe, sei ihm klar geworden, was passiert war. „Du hast ja zugestochen“, seien seine Worte gewesen, bevor er zu wanken anfing und sich auf Anraten seiner Freunde auf den Boden gelegt habe, wo seine Freundin umgehend Erste Hilfe leistete.

Der geistesgegenwärtigen Reaktion seiner Freunde war es wohl zu verdanken, dass die lebensbedrohende Verletzung nicht noch schlimmer ausging.

Mehrere Zeugen alarmierten daraufhin zeitgleich den Notruf – darunter auch der vermeintliche Täter. Gegenüber dem Rettungsdienst soll dieser jedoch angegeben haben, der 17-Jährige sei lediglich gefallen und hätte sich dabei verletzt. Bevor die Polizei eintraf, hatte sich der 19-Jährige jedoch vom Tatort entfernt.

Der verletzte 17-Jährige wurde mit dem Rettungswagen in die Hochtaunuskliniken eingeliefert und dort notoperiert, da Lebensgefahr bestand. Mittlerweile geht es ihm den Umständen entsprechend gut, so dass er seine Aussage der Polizei gegenüber zu Protokoll geben konnte.

Von Seiten der Polizei werden mit dem Hinweis auf die laufenden Ermittlungen aktuell keine weitergehenden Informationen veröffentlicht, so dass es zu der Person des 19-Jährigen und dessen Verbleib ebenfalls keine näheren Aussagen gibt.



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