St. Annaberg-Wallfahrt: Wir loben dich, heilige Mutter Anna!

Marienlob von Pfarrer Burczek vor der Schutzmantelmadonna.

Königstein (kw) – Etwas später als sonst hat die 67. St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt am letzten Sonntag im August begonnen. Es gab einen Grund dafür: Das Oberschlesische Blasorchester aus Ratingen war erstmalig – und mit etwas Verspätung – angereist, um den Gottesdienst mitzugestalten. Bei strahlendem Sonnenschein kamen gut 250 Mitfeiernde auf dem mit Fahnen gesäumten Weg zur Kollegskirche der Bischof-Neumann-Schule (BNS), die aus einem Meer von Sonnenblumen und weißen Gladiolen geschmückt war. In einem neu gestalteten Raum neben der Sakristei wurde das Sakrament der Beichte gespendet.

Zeitgleich konnten die Wallfahrer das Rosenkranzgebet hören und auch mitbeten, welches von Frau Glinka vorgetragen wurde und das sie auf den Tag einstimmte. Bevor die Heilige Messe anfing, begrüßte die Königsteiner Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko die Gläubigen. Eindrucksvoll sprach sie über die Bedeutung des St. Annaberges in Oberschlesien und wie wichtig diese Wallfahrt für die Schlesier und deren Nachkommen ist, die dadurch die Traditionen und das Gedenken an die Heimat pflegen und aufrecht erhalten.

„Diese Wallfahrt ist die einzige ihrer Art in ganz Hessen“, berichtet die Wallfahrtsleiterin Patricia Ehl und ergänzt: „Mir ist die Tragweite und die damit verbundene Aufgabe, die Wallfahrt aufrechtzuerhalten, sehr bewusst.“ Wegen Krankheit, Urlaub und anderer Termine entschuldigte sie folgende Personen und teilte deren Grüße mit: Landrat Ulrich Krebs, Kreishistoriker Gregor Maier, Weihbischof Gerhard Pieschl, Konsistorialrat Wolfgang Blau, Andreas Hofmeister, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, sowie Jens Henninger, Schulleiter der BNS.

Die musikalische Einstimmung auf den Gottesdienst und der Einzug waren vielversprechend, als das Oberschlesische Blasorchester unter dem Dirigenten Andreas Buschmann und die Orgel mit der Organistin Christa Pfaff-Stenzel im Wechsel das Lied „St. Anna voll der Gnade…“ anstimmten.

Würdevoll schritten die Messdiener, Prof. Hubertus Drobner, Domkapitular Krystian Burczek und Pfarrer Andreas Ochmann zum Altar, begleitet von der oberschlesischen Fahne und in Tracht von Familie Ulfig und Herrn Paetz.

Sie steht für die Liebe Gottes

In seiner Predigt setzte der Hauptzelebrant Prof. Dr. Dr. multis Hubertus Drobner aus Paderborn den Fokus ganz auf die Heilige Anna. In beeindruckender Auslegung beschreibt er die Grundstruktur menschlichen Lebens. Hl. Anna = Mutter / Maria = Tochter / Jesus = Enkelkind. Wenn wir alle Brüder und Schwestern Jesu sind, so ist die Hl. Anna gleichzeitig unser aller Oma und Gott unser aller Vater.

Das erste, was die Kinder lernen, ist die Liebe der Mutter, der Eltern. Denn Gott hat gesagt, ich bin die Liebe. Aus Liebe habe ich Euch geschaffen und ich gebe euch den Auftrag, euch zu vermehren und die Liebe an die nächsten Generationen weiterzuleiten.

Ebenfalls sind die Eltern für die Kinder Hilfe und Schutz, wie auch die Schutzmantelmadonna. Wenn sich ein Kind weh tut, geht es zur Mutter. Wenn aber Mutter und Vater keine Zeit haben, weil sie arbeiten gehen müssen, dann ist die Oma da. Sie ist gütig, hat mehr Zeit und ist Vorbild. Denn nur, was den Kindern vorgelebt wird, werden sie auch weitertragen. So ist das auch mit dem christlichen Glauben, denn wir sind alle Kinder Gottes.

Diese Predigt wurde mit viel Applaus gewürdigt.

Pfarrer Burczek bedankte sich am Schluss bei den Wallfahrern für die Treue und Verbundenheit zur Heimat. Ein kleines Dankeschön, eine Kerze vom St. Annaberg, für den Einsatz in der Vertriebenenarbeit wurde überreicht an Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko, den Vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien Albrecht Kauschat, den BdV-Kreisverbandsvorsitzenden Frank Dittrich und an den Geschäftsführer des Oberschlesischen Blasorchesters Ratingen Andreas Gundrum. Einen großen Dank sprach Pfarrer Burczek an Patricia Ehl aus für ihr Engagement, die St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt jährlich auszuarbeiten und durchzuführen, damit das Bekenntnis zur Heimat nicht verloren geht. Für die vielen schlaflosen Nächte, die im Vorfeld dahergehen, wurde ihr ein Kissen vom St. Annaberg überreicht.

Janny Riedel war nach dem Tod ihres Manns Michael Riedel (Vorsitzender der Eichendorffgilde Frankfurt) zum ersten Mal alleine bei der Wallfahrt. Sie bedankte sich ebenfalls bei Patricia Ehl, dass sie im Gedächtnis ihres Mannes diese Wallfahrt weiterführt. Gedankt wurde allen für das feierliche Hochamt und vor allem Pfarrer Burczek, der zwei Geschenke für die Kirche mitbrachte: eine Kniebank und eine Figur Anna Selbdritt, die vor dem Auszug gesegnet wurde.

Zur Mittagspause gab es eine Einladung in die Mensa der BNS. Es wurden ein Erbseneintopf, Kaffee und schlesischer Kuchen gereicht, bevor es zur Heimatstunde in die Kollegskirche ging.

Heimatstunde

Der Referent Prof. Hubertus Drobner sprach über das Thema „Bedeutende Gelehrte der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Breslau“. Er berichtete, wie bedeutend die Fakultät der Uni Breslau war. Die 1702 von Kaiser Leopold I. gegründete Universität der schlesischen Metropole Breslau entwickelte sich im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts zu einem Zentrum historischer Forschung, zur „Leopoldina“. Einer der Gelehrten war Berthold Altaner, der ein Werk über die Kirchenväter erarbeitet hat. Es blieb bis zum Ende des letzten Jahrhunderts das Standardwerk über einen herausragenden Personenkreis der Kirchengeschichte.

Weiter betrachtete Prof. Drobner den Theologen und Historiker Joseph Hubert Reinkens, den Theologen und Priester Joseph Wittig, den schlesischen Kirchenhistoriker Joseph Jungnitz sowie den Priester und Professor Franz Xaver Seppelt. Alle diese Gelehrten hatten es auf ihrem katholischen Weg schwer, da sie nicht den Idealen entsprachen und des Öfteren unangenehm auffielen.

Mit „Über die Berge schallt…“ begann dann das Marienlob, welches von Pfarrer Burczek vor der Schutzmantelmadonna gebetet wurde, unterstützt durch den Kantor Matthias Riedel, mit der anschließenden Aussetzung „Sakrament der Liebe Gottes“, besser bekannt als „Tantum ergo“. Mit dem Pilgersegen endetet dieser Wallfahrtstag. Am Schluss gab Patricia Ehl bekannt, dass im kommenden Jahr am 31. August die St. Annaberg-Gedächtniswallfahrt in der Kollegskirche wieder stattfinden wird.

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