Stellungnahmen des BUND zu zwei Königsteiner B-Plänen

Königstein (kw) – Zwei Bebauungspläne bereits bebauter Gebiete wurden überarbeitet und daher offengelegt. Zum einen das Gewerbegebiet rund um das Hilfeleistungszentrum am Kreisel („K 78 – Gewerbegebiet am Kreisel“) und zum anderen das Gebiet zwischen Reichenbachweg und Mühlweg in Falkenstein („F 16 – Reichenbachweg“). Beim Gewerbegebiet am Kreisel werden Anstrengungen unternommen, um für mehr Grün im Gebiet zu sorgen, was der Ortsverband Königstein-Glashütten des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ausdrücklich begrüßt.

So sollen beispielsweise alle Flachdächer begrünt werden. Hier hatte der BUND laut seiner Ortsverbandsvorsitzenden Cordula Jacubowsky nur wenige Verbesserungsvorschläge. Allerdings plädiert der BUND dafür, dass ein Teil des Gebietes noch Möglichkeiten zur Aufstockung um ein weiteres Geschoss bekommen solle. Das würde nach Überzeugung der Umwelt- und Naturschützer den anwesenden Gewerbetreibenden mehr Spielraum zur Vergrößerung bieten und auch Polizei, Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz (letztere mit zwei Wachen: Hauptamt und ehrenamtliche Bereitschaft) unterstützen. „Insbesondere das DRK platzt aus allen Nähten; vielleicht ließe sich mit einer gezielten Aufstockung und Umbau erreichen, dass das DRK auch langfristig an Ort und Stelle bleiben könne, denn einen besseren Standort für das zu betreuende Gebiet (Glashütten, Königstein, Kronberg) gäbe es wohl nicht“, erklärt Jacubowsky.

Im Plangebiet „Reichenbachweg“ dagegen stellte der BUND nach ihren Worten enttäuscht fest, dass ein so großes und als „durchgrünt“ bezeichnetes Gebiet nur 21 Bäume enthalte, die zum Erhalt festgesetzt werden konnten. Zum Vergleich nennt die Ortsverbandsvorsitzende das wesentlich kleinere Gewerbegebiet am Kreisel, dessen Durchgrünung ausdrücklich verbessert werden soll und bereits 22 Bäume enthalte. „Das ist enttäuschend für das Falkensteiner Gebiet, in dem alle Grundstücke mehr als 500 Quadratmeter messen. Üblicherweise bieten diese Grundstücke bereits Raum für mindestens zwei Bäume, größere Grundstücke noch mehr“, rückt Jacubowsky vor Augen. Nach ihrer überschlägigen Berechnung müssten sich bei rund 70 Grundstücken also rund 150 bis 200 Bäume (!) finden lassen, von denen mindestens rund 50 Bäume zum Erhalt festgesetzt werden sollten. Falls es so viele (besser: so wenige) Bäume gar nicht gebe, könne eigentlich nicht mehr von einem „durchgrünten“ Gebiet gesprochen werden, „Häuserwüste“ träfe es dem BUND zufolge dann wohl besser. Die örtlichen Natur- und Umweltschützer hoffen, dass sich doch mehr erhaltenswerte, auch junge Bäume finden lassen und bittet Grundstücksbesitzer darum, ihre Bäume zu melden.

Aber es gebe auch einen Lichtblick: So habe der Bauherr eines sanierten Gebäudes in der Straße „Am Ellerhang“ ein weißes Dach installiert. Das sei vorbildlich, lobt der BUND. Denn nur 100 Quadratmeter weißes Dach reichen laut Jacubowsky bereits aus, um einmalig den durchschnittlichen CO2-Ausstoß eines Deutschen im Jahr (circa 10,5 Tonnen CO2) zu neutralisieren. In Kalifornien seien die „cool roofs“ bereits Pflicht. Forscher des US National Center for Climate Research hätten berechnet, dass, wenn weltweit alle Dächer und Straßen weiß gestrichen würden, einmalig rund 44 Milliarden Tonnen CO2 ausgeglichen werden könnten. Für eine gleich große Einsparung müssten alle Autos 18 Jahre lang stillstehen, und das weltweit! Weiße Häuser und Dächer trügen so zu einer Abkühlung von circa 1 °C in heißen Sommernächten bei und helfen damit, die Folgen des Klimawandels erträglicher zu gestalten. Die traditionelle Architektur im Mittelmeerraum mit ihren weiß getünchten Häusern nutze genau diesen Effekt.

Aus diesem Grund hat der BUND auch darum gebeten, dass zukünftig für neue Häuser und Dächer die Pflicht besteht, helle Farben (am besten Weiß) zu benutzen. Die hellen Dächer und Häuser, die Bäume, Passivenergiehäuser und die Bitte, nicht nur auf Kohle und Erdöl (das ab 2026 sowieso verboten sei), sondern langfristig auch auf Erdgas zu verzichten, sind die Hauptforderungen des BUND, um ein bereits bebautes Wohngebiet nachträglich sukzessive klimafreundlicher zu gestalten. „Königstein ist Klimakommune“, stellt Cordula Jacubowsky fest, „und das bedeutet, dass sie etwas tun will – und das kann sie auch schon tun, bevor es endlich einen Klimamanager geben wird. Der wird vermutlich sowieso mindestens das Gleiche empfehlen.“ (pu)



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