Durch die Wälder, durch die Auen: ALK besichtigt Woogtal und Bangert

Wissensvermittlung, Meinungsaustausch und einen bilderbuchmäßigen Sommerausflug bot der Gang mit der ALK diesmal, zum Beispiel an den frisch gemähten Wiesen im Woogtal entlang, die den entsprechenden Duft verbreiteten. Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Ohne Corona hätte die Reihe „wALK & tALK mit ALK“ schon früher im Jahr begonnen, nun konnte man aber wenigstens pünktlich zu den Sommerferien damit loslegen – eine Zeit, die schon immer den Schwerpunkt der Ortsbesichtigungen bildete.

Rund 30 interessierte Königsteiner*innen – eine gewisse Fluktuation auf der Runde gehört traditionell dazu – hatten sich auf Einladung der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) am Startpunkt Krankenhaus eingefunden und quittierten mit spontanem Applaus die Feststellung, dass es diese Ortstermine nun schon seit 20 Jahren gibt. Wenn Andreas Colloseus sich nicht verzählt hat (was selten passiert), dann begab man sich diesmal auf die 58. Tour, die früher „ALK unterwegs“ benannt war. Wie üblich beteiligten sich auch andere Organisationen an der Begehung, so waren diesmal zum Beispiel Vertreter des BUND und der IG Kulturlandschaft dabei, der überparteiliche „Woogtaldialog“ wurde überwiegend durch Mitglieder aus Reihen der ALK repräsentiert.

Auf dem Weg vom Woogtal zum Bangert sollten diesmal Naherholung und Artenvielfalt im Brennpunkt stehen, doch erweiterte man den Begriff „Naherholung“ ob des Treffpunktes kurzerhand auf das Krankenhaus St. Josef.

Start am Krankenhaus

Der ALK-Stadtverordnete Manfred Colloseus gab sowohl als Mitglied des Fördervereins St. Josef als auch als „eingeborener“ Königsteiner Überblick über Vergangenheit und Gegenwart des Krankenhauses, das 1912 neben dem Stammhaus der Familie Colloseus errichtet wurde. Gemeinsam mit den „Dernbacher Schwestern“ aus dem Westerwald, die wohl noch über Verbindungen des Dr. Pingler nach Königstein gekommen waren, kümmerte sich lange Zeit die katholische Kirchengemeinde um den Betrieb des Hospitals, das ab den 1960er-Jahren freilich mehrfach in finanzielle Nöte geriet.

„Ganz Königstein erhob sich geschlossen“ und der Förderverein, der bis heute viel bewirkt, wurde gegründet, auch die Stadt stieg mit ins Boot, bis um 2015 herum der Landkreis St. Josef mit seinen Hochtaunus-Kliniken als deutlich kleineren Bruder vereinte. Wo früher die Königsteiner geboren und lange Zeit von Belegärzten betreut wurden, ist heute die sehr moderne geriatrische Abteilung der Kreiskliniken untergebracht. Schon hat das kleine, hübsch gelegene Krankenhaus wieder einen guten Ruf weit über den Hochtaunuskreis hinaus erworben, den der Förderverein gerade durch den Ausbau eines Wintergartens stützen will.

Heuernte im Woogtal

Unter dem wunderbaren Duft frisch gemähter Wiesen führte der zweite Vorsitzende der ALK, Markus Klein, nun weiter durch das Woogtal. Als Mitglied des Woogtaldialogs informierte er entlang mehrerer Stationen über den aktuellen Sachstand der Woogtalpflege. Unterstützt wurde Klein dabei von Colloseus, ebenfalls aktiv im Woogtaldialog sowie von ALK Stadträtin und Gründezernentin Gabriela Terhorst. Sie erklärte unter anderem, dass die Stadtverwaltung in diesem „Außenbereich“ ohne Zustimmung übergeordneter Behörden gar nichts mehr verändern darf. Im Einklang mit diesen steht aber zum Beispiel die Heuernte, die zweimal im Jahr auf den Wiesen durchgeführt wird. Früher hatte man durch wesentlich enger getaktetes „Mulchmähen“ (der kurze Grünschnitt bleibt dabei auf dem Rasen liegen) der Artenvielfalt großen Schaden zugefügt.

Nun besteht Hoffnung, das Rad wieder ein Stück zurückzudrehen, dabei müssen aber vor allem die Hundehalter mithelfen, denn der Kot ihrer Lieblinge macht das Heu für die Landwirtschaft unbrauchbar.

Unbrauchbar sind auch allerlei Sitzgelegenheiten rund um den „Pulverbrunnen“, der vor wenigen Jahren erst von engagierten Bürger*innen saniert worden ist, hier scheint sich auch in Corona-Zeiten ein „Party Hot-Spot“ entwickelt zu haben, wie Müll und zum Lagerfeuer verwendete Holzteile regelmäßig belegen.

Schmetterlinge am Bangert

Wesentlich gesitteter verhält sich die Jugend gemeinsam mit Eltern und Rentnern im Freibad, das unter Corona-Regeln wieder geöffnet ist. Deutlich weniger bekannt sind die direkt angrenzenden Feuchtwiesen des Bangert – lediglich die Schneidhainer müssen an feuchten Tagen einige Schritte durch den Matsch in Kauf nehmen. Am großen Bahnübergang in Richtung Schneidhain dagegen hat der entymologische Verein „Apollo“ seine „Schmetterlingswiesen“ eingerichtet, weil es dort eben trocken ist und der Boden „abgemagert“.

Kenntnisreich führte Markus Klein hier in die Lebensräume des „Flora-Fauna-Habitat“ (FFH-Schutzgebietes) mit seinen fragilen Lebensgemeinschaften ein. Der Bangert, wie wir ihn heute kennen, bedarf neben dem Schutz aber auch der behutsamen landwirtschaftlichen Nutzung, denn es ist eine historisch gewachsene Kulturlandschaft und keine Wildnis, wie die Übersetzung von „Bangert“ belegt: „Baumgarten“, also „Streuobstwiesen“.

Dr. Peter Haug, Königsteiner Landwirt in der dritten Generation, schilderte eindrücklich seine Herausforderungen zwischen strengen Auflagen und Wirtschaftlichkeit der Nutzung. Er dankte ausdrücklich der ALK, deren Mitglieder sich in den siebziger Jahren erfolgreich gegen die Bebauung des gesamten Bangertgebietes eingesetzt hatten. Aus der Bürgerinitiative „Rettet den Bangert“, gemeinsam mit weiteren Königsteiner Initiativen, war Anfang 1981 die ALK hervorgegangen.

Rückblick an der Sitzspirale

Auch diesen Erfolg genossen die Wanderer sichtlich, als sie an der „Sitzspirale“ am oberen Ende des Bangertweges den offiziellen Teil des ebenso informativen wie unterhaltsamen Tages beendeten. „Auf dem Weg gab es viel Gelegenheit, ins Gespräch miteinander zu kommen. Die Impulse werden in die weitere ALK-Arbeit einfließen“, versprach Nadja Majchrzak, bevor sich die Teilnehmer in größeren und kleineren Grüppchen auf den Rückweg machten – nicht ohne eifrig weiter zu diskutieren.

Dazu Forelle & Post böser Blick ?

ZU

Landwirt in Verantwortung...

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