Die biblische Weihnachtsbotschaft lautet: Gott verkündet durch seine Engel Frieden für alle Menschen. Diese Botschaft hat derzeit einen schweren Stand. Man hört sie vor dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten und fragt sich, wie es denn zu Friedensverhandlungen kommen kann, wenn die militärisch überlegenen Kriegsparteien ganz offensichtlich keinen gerechten und dauerhaften Frieden wollen.
Die Aussichten auf solchen Frieden in der Ukraine und Nahost sind zweifellos trübe. Und ob Syrien in eine friedliche Zukunft geht, ist noch offen.
Das aber bringt die Friedensbotschaft der Weihnachtsgeschichte nicht zum Verstummen. Im Gegenteil! Die Engel verkünden einen universellen Frieden, der nicht nur „Abwesenheit von Krieg“ ist, sondern etwas viel Umfassenderes bedeutet: Ein Leben im Einklang mit Gott und im Einklang mit unseren Mitmenschen, und zwar für alle Menschen dieser Erde. Die Weihnachtsbotschaft ist so gesehen ein zutiefst religiöser und zugleich ein politischer Einwand gegen eine Welt, in der Kriege und Konflikte ohne irgendwelche Rücksicht auf dem Rücken derer ausgetragen werden, die einfach nur ein normales Leben in Ruhe und Frieden führen wollen.
Es ist kein Zufall, sondern Gottes Wille, dass die Friedensbotschaft in der Weihnachtsgeschichte nicht dem König Herodes in Jerusalem und seinem Machtapparat mitgeteilt wird, sondern den Hirten, die in der Nacht von Bethlehem ihre Schafe hüten. Diese Hirten waren „normale“ Menschen, die täglich ihrer Arbeit nachgingen. Sie hatten keine besondere Macht. Aber sie ließen sich von den Engeln sagen, dass sie im Stall von Bethlehem das Jesuskind finden würden und dass dieses Kind der Retter sei, den Gott der Welt sendet. Die Hirten ließen sich diese Botschaft zu Herzen gehen, liefen zum Stall, fanden das Kind und gaben die Friedensbotschaft der Engel weiter. Von dort aus verbreitete sie sich in alle Himmelsrichtungen. Bis heute.
Weihnachten 2024 soll uns motivieren, die Friedensbotschaft nicht als distanzierte Zuhörer, als skeptische Betrachter „von außen“ wahrzunehmen, sondern sich wie die Hirten zu eigen zu machen. Das bedeutet: Sich mit dem bedrückenden friedlosen und allzu oft erschreckenden Zustand der Welt nicht abzufinden. Gewalt, Zerstörung und Verrohung auch bei uns müssen auf unseren Widerspruch stoßen. Es liegt an uns, ob wir einen zunehmend rüden Umgangston schweigend hinnehmen oder dagegen protestieren. Es liegt an uns, ob wir uns der in den Medien überhandnehmenden Gewaltverherrlichung aussetzen oder nicht. Ob wir unsere Hoffnung auf Frieden aufrechterhalten oder resigniert den Rückzug ins Privatleben antreten: Auch das ist unsere Entscheidung. Gottes Friedensbotschaft ist an uns persönlich gerichtet. Wer sich ihr öffnet, kann Frieden als tiefe Verbindung mit Gott erleben. Dieser Friede bleibt auch angesichts der täglichen Bilder von Hunger, Krieg und Trümmerwüsten fest und unerschütterlich bestehen. Er hilft uns in unserem persönlichen Leben, einen freundlichen und menschlichen Umgang miteinander zu pflegen.
Weihnachten 2024: Auch die evangelische Kirche erlebt einen starken Wandel. Die Kirchengemeinden in Königstein, Glashütten und Kronberg werden künftig näher zusammenrücken und sich mehr aufeinander abstimmen. Gemeinsam bauen wir Besuchsdienste für alle Gemeinden auf, helfen uns gegenseitig mit unseren Räumen und Ressourcen und schaffen eine stabile Vernetzung untereinander. In einer kleiner werdenden Kirche ist das notwendig. Doch die Tatsache, dass die Mitgliederzahlen zurückgehen, muss nicht Frust oder Tristesse wecken. Unsere Kirchengemeinden werden sich auch künftig um ihre ureigentlichen Aufgaben mit Engagement und Freude kümmern, Gottesdienste feiern, Menschen seelsorgerlich begleiten, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ihren religiösen und musikalischen Bildungsangeboten begeistern und sich um diejenigen kümmern, die aus unterschiedlichen Gründen materielle Not leiden und Beistand brauchen. Auch darin zeigt sich der Friede, den Gott will. Der Friede, nach dem sich alle sehnen.
Weihnachten 2024 in Königstein: Rund 75 Kinder und Jugendliche unserer Gemeinde bereiten sich aufs Krippenspiel vor. Alle Jahre wieder üben sie ihre Texte und lernen, als Hirte und König, Engel und Knecht, Magd oder Wirt in der Weihnachtsgeschichte ihre Rolle gut zu spielen. Ob Maria und Josef dieses Jahr wieder den Mut haben, ihr Lied „Josef, lieber Josef mein“ zu singen?
Die Krippenspieler und -spielerinnen werden zu Recht bewundert. Im Halbdunkel der Kirche funkeln die Königskronen und Geschenke, die Worte der Hirten gehen zu Herzen und in den Gesang der Engel stimmt man gerne ein. Viele Zuschauer haben selbst einmal in unserem Krippenspiel mitgewirkt und manche sprechen sogar heimlich den Text der Rolle mit, die sie vor Jahren verkörpert haben. Genauso muss es sein! Denn Weihnachten will ja, dass wir alle ein Teil der Weihnachtsgeschichte werden und unseren Platz an der Krippe Jesu finden.
Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir eine frohe und gesegnete, eine friedvolle Weihnacht 2024.
Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer und Pfarrer Dr. Bernhard Neuschäfer