Wenn der Zug irgendwann nur noch einmal hupt ...

Soll abgebaut und geschlossen werden: der Bahnübergang in der Schwimmbadkurve. Wenn es einst so weit ist, wird der Zug nicht mehr hupen müssen.

Königstein (as) – Sehr laut wird derzeit die Debatte um die Neugestaltung der Stadtmitte geführt. Die Stadtverordnetenversammlung traf an dem denkwürdigen Abend aber noch einige weitere wichtige Beschlüsse.

Sehr viel leiser könnte in einigen Jahren der Lärm werden, der von den Hupsignalen der Regionalbahn 12 ausgeht. So sollen zwei Bahnübergänge so verändert bzw. geschlossen werden, dass hier der Lokführer keine Warnsignale abgeben muss. Konkret wird der Fußübergang in der Schwimmbadkurve (Bahn-km 14,478) abgebaut (die Unterführung befindet sich in unmittelbarer Nähe) und der Bahnübergang am Feldweg zum Wasserwerk (Bahn-km 14,024) zu einem Fußgängerübergang mit nicht-technischer Sicherung (feste Umlaufsperren) umfunktioniert, wo wegen der guten Übersicht auf die Bahnstrecke die Hupsignale ebenfalls entfallen können. Bleibt (neben dem technisch gesicherten Übergang Forellenweg) der Fußgängerüberweg „Am Wallgraben“ in der Nähe des Bahnsteigs Schneidhain. Hier sieht die Lösung so aus, dass die Züge nicht mehr bei der Abfahrt in Schneidhain in Richtung Königstein das Signal geben, sondern nur noch von Königstein kommend vor dem Einfahren, da der Übergang aus dieser Richtung schlecht einsehbar ist.

Profitieren werden die Bürger insbesondere in Schneidhain und in der Siedlung Königstein. In beide Fahrtrichtungen gerechnet, müssen die Züge statt sechsmal nur noch einmal den für viele Menschen so belastenden Signalton abgeben. Allerdings wird die Umsetzung, selbst wenn keine Verzögerungen zu erwarten sind, noch bis zu drei Jahren dauern, da die HLB Basis AG beim Regierungspräsidium Darmstadt einen Antrag auf Durchführung eines Planfeststellungsverfahren zur Umwandlung der Bahnübergänge einreichen muss. So lange dauert ein baulich recht einfacher Vorgang im deutschen Behördensystem schlicht und ergreifend. Immerhin tragen Land zu zwei Dritteln und Bahn zu einem Drittel die Kosten. Königstein muss lediglich einen alternativen Zuweg zum Wasserwerk „ertüchtigen“.

Da der Vorlage bereits in den zuständigen Ausschüssen einstimmig zugestimmt wurde, gab es im Parlament keine Debatte mehr. Die Vorlage wurde mit 25 Ja-Stimmen bei fünf Gegenstimmen und drei Enthaltungen angenommen.

Schneidhains Ortsvorsteher Wolfgang Gottschalk zeigt sich fürs Erste mit dem Ergebnis zufrieden, sagte aber, dass man im Ortsbeirat weiter versuchen wolle, auch eine – aus Platzgründen schwierige und daher derzeit verworfene – Sicherung des Bahnübergangs „Wallgraben“ zu erreichen. Erst dann würden die Hupen komplett verstummen – und die in der Nähe wohnenden Schneidhainer ruhiger schlafen. Der Bahnübergang unterhalb des Sportplatzes im Braubachtal, in dessen Nähe durch das Quartier „Weidenblick“ mittelfristig sehr viele Menschen mehr wohnen werden, ist übrigens noch kein bzw. ein ganz anderes Thema: Der Übergang liegt bereits knapp auf Kelkheimer Gemarkung.

Kita mit Wärmepumpe und Gas

Diskutiert wurde dagegen in der Stadtverordnetenversammlung der Tagesordnungspunkt zur Wärmeversorgung des Erschließungsgebiets „Auf dem Hardtberg“ einschließlich der neuen Kita „Wirbelwind“. Da die Kindertagesstätte bereits im Januar 2026 öffnen soll, bestand hier vor der parlamentarischen Sommerpause Handlungsbedarf. Weil der angestrebte verpflichtende Anschluss an ein Fernwärmenetz bei derzeit nur zwei Liegenschaften in diesem Erschließungsgebiet nicht zustande kommen wird, soll die Wärme für die Kita laut Beschlussvorlage des Magistrats dezentral und autark per Wärmepumpe und ergänzender Gastherme hergestellt werden. Die Investitionskosten, welche die städtische Grundstücks-GmbH übernimmt, sind in dieser Variante mit 465.000 Euro sogar um mehr als 200.000 Euro niedriger als bei der zentralen Wärmeversorgung, allerdings sind der Stadt für Planung und die Verlegung der Wärmeleitungen ins Baugebiet auch schon erhebliche Kosten in mittlerer sechsstelliger Höhe entstanden. Patricia Peveling (Grüne) monierte, dass die Anschlusspflicht von Ex-Bürgermeister Leonhard Helm nicht gewollt gewesen wäre, man müsse jetzt die Suppe auslöffeln, dass hier „schlechte Verträge“ gemacht worden seien.

Cordula Jacubowsky brachte hinsichtlich der neuen Lösung noch den Änderungsantrag ein, in der Kita voll auf eine Wärmepumpe zu setzen und – wegen der stetig steigenden CO2-Bepreisung– das Wort „Gastherme“ aus der Vorlage zu streichen. Dieser Antrag wurde mit sechs Ja-Stimmen bei 21 Nein-Stimmen und acht Enthaltungen abgelehnt, während die Beschlussvorlage mit Wärmepumpe und Gastherme mit 21 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und elf Enthaltungen angenommen wurde.

Königstein lässt sich fördern

Noch mehr Zeitdruck war beim letzten Tagesordnungspunkt nach bereits vier Stunden Sitzungsdauer: der Bewerbung der Stadt Königstein für das Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“, wo die Bewerbungsfrist nur vier Tage nach der Sitzung lag. Förderfähig sind darin unter anderem Mobilität, die Aufwertung des öffentlichen Raums, ein integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK), aber auch Formate der Bürgerbeteiligung und Beratungsdienstleistungen. Nadja Majchrzak zeigte sich davon nicht überzeugt. Im Beschlusstext des Magistrats stehe nicht, welche Förderung konkret beantragt werde. „Wir wollen nicht wieder kostspielige Projekte mit Fördergeldern bündeln“, argumentierte die ALK-Fraktionsvorsitzende vor dem Hintergrund der kurz zuvor beschlossenen Innenstadtgestaltung.

Wir haben genug Projekte, in die Gelder fließen könnten“, antwortete Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko (CDU). Die angefügten Pläne des Geltungsbereichs umfassen zum Beispiel auch die Burg, das Kurbad, das Hilfsleistungszentrum, in Falkenstein das Bürgerhaus und in Mammolshain die katholische Kirche. Die Aussicht auf weitere Fördermittel bei klammer Kassenlage überzeugte eine deutliche Mehrheit: 24 Stadtverordnete stimmten für die Bewerbung für das Bund-Länder-Programm, nur sechs sagten „nein“, zwei enthielten sich.

Der lange Weg zum Regiomaten

Zum Teil Neues gibt es auch zum Thema Regiomaten in den Stadtteilen. Günther Ostermann (ALK) wollte wissen, was die Ausschreibung bis Ende Februar 2025 ergeben habe. Bewerbungen habe es ausschließlich für den Stadtteil Mammolshain gegeben, so die Bürgermeisterin. Nachdem die fünf Bewerber bis Mitte Mai ihre Leistungsverzeichnisse eingereicht hatten, werde aktuell mit noch einem Bewerber verhandelt. Die anderen hatten entweder eine zu hohe Förderung durch die Stadt erwartet oder lediglich einen von der Stadt aufzustellenden Regiomaten bestücken wollen. Für Falkenstein und Schneidhain gab es keine Bewerber, was auch zeigt, wie schwierig es ist, eine wohnortnahe Grundversorgung aufzubauen.

 

Bildunterschriften:

Bild 2: Soll für Fahrzeuge geschlossen und für Fußgänger gesichert werden: der Übergang oberhalb des Wasserwerks. Auch hier soll nicht mehr gehupt werden.

Bild 3: Soll unverändert bleiben: der Übergang „Am Wallgraben“ in Schneidhain. Hupen soll der Zug nur noch, wenn er von Königstein aus kommt.Fotos: Schramm

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