Mammolshain (as) – Am Pfingstwochenende jährt sich ein Ereignis zum 75. Mal, das das kleine Mammolshain auf die Weltkarte der Gläubigen bringen sollte. Am Pfingstsonntag 1950 gründete der Mammolshainer Pfarrer Bernhard Bendel (1908–1980) in der Pfarrkirche St. Michael die Gemeinschaft der Heilig-Geist-Schwestern. Mammolshain wurde damit zum Mutterhaus einer Schwesterngemeinschaft, die zum Opus Spiritus Sancti (das Werk des Heiligen Geistes) gehört, der sich in den 1960er Jahren auf vier Kontinente ausdehnen konnte, zunächst in die USA, dann nach Afrika (Tansania, Kenia) und schließlich nach Asien mit Indien und den Philippinen. Wesen und Ziel des Ordens ist es, der Kirche missionarisch in aller Welt zu dienen und Christus als menschgewordene Liebe Gottes in alle Bereiche des menschliche Lebens zu senden für eine vom Heiligen Geist erfüllte Welt. Konkret arbeiten sie in der Gesundheitsvorsorge, im Bildungs- und Sozialwesen und in der Pastoralarbeit. Im Jahr 2010 wurde die Gemeinschaft beim Heiligen Stuhl als „päpstlich“ anerkannt. Aktuell haben sich 543 Schwestern in 32 Diözesen weltweit der Gemeinschaft angeschlossen, in Mammolshain leben zurzeit neun Schwestern unter Leitung von Schwester Theresia.
Sehr viele mehr werden am Pfingstmontag nach Mammolshain kommen. Zum Gottesdienst, den der Limburger Bischof Georg Bätzing leiten wird, werden 250 geladene Gäste und Heilig-Geist-Schwestern aus aller Welt erwartet. Gefeiert wird in einem 25x10 Meter großen Festzelt auf dem Parkplatz unterhalb des Mutterhauses, das vor wenigen Tagen noch eingerüstet war, frisch gestrichen und für das Jubiläum schön gemacht wurde. „Wir wollten gerne hier an unserem Haus feiern“, erklärte Schwester Lilleypushpa auf die Frage, warum der Gottesdienst nicht in der Gründungskirche stattfindet. Nach den Ansprachen und dem gemeinsamen Mittagsessen zeigen die Schwestern nebenan im Haus St. Michael zudem eine kleine Ausstellung und einen Dokumentationsfilm über ihr Handeln und Wirken. Die kurzen Wege sind da von Vorteil.
Für Bätzing wird es der erste offizielle Besuch bei der Heilig-Geist-Gemeinschaft in Mammolshain werden, sein Vor-Vorgänger Franz Kamphaus war in den 1980er Jahren in Mammolshain, als die Schwesterngemeinschaft die kanonische Ernennung nach diözesamen Recht erhielt. Und auch ein anderer Bischof des Bistums Limburg spielte eine gewichtige Rolle …
Wieso Bendel, wieso Mammolshain?
Wie kam es überhaupt dazu, dass die Wahl vor etwas mehr als 75 Jahren auf Mammolshain fiel? Der damalige Bischof des Bistums Limburg, Dr. Wilhelm Kempf, bat den im Westerwald geborenen Bernhard Bendel darum, eine Schwesterngemeinschaft zu gründen, um die Seelsorge zu unterstützen. Bendel tat das Naheliegende. Er blieb in seiner Gemeinde und wurde auch erster Rektor. Als Gebäude wurde die Villa Blaschek, 1892 erbaut und von den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg als Stützpunkt genutzt, ausgewählt.
Das bischöfliche Ordinariat hatte das Gebäude ab 1947 mit Vorkaufsrecht gepachtet. Bendel wohnte dort bereits in der Kutscherwohnung. Davon weiß Johannes Schießer zu berichten, der Vorsitzende des Fördervereins der katholischen Kirchengemeinde St. Michael, die zusammen mit der Kolpingfamilie Mammolshain seit Anbeginn zu den großen Unterstützern der Heilig-Geist-Gemeinde gehören. Auch bei den Vorbereitungen für das bevorstehende Jubiläum tragen Johannes Schießer und Wolfgang Buckel, Vorsitzender der federführenden Kolpingfamilie, mit ihren Teams die Hauptlast. Für das Festzelt musste der geschotterte Parkplatz sogar erweitert werden. Das Zelt wird am Freitag und Samstag gestellt werden, für genau einen Tag, denn bereits am Abend des Pfingstmontags wird mit dem Abbau begonnen. „Jeder hat seine Aufgabe und einige Vereine aus dem Ort helfen auch“, sagt Schießer, anders wäre die Aufgabe nicht zu stemmen. Die Gäste aus dem Ausland werden entweder im Schwesternhaus oder privat in Mammolshainer Familien untergebracht. Da hält einen Ort wieder zusammen, wie immer, wenn es etwas zu Feiern gibt.
Opus Spiritus Sancti
Die Heilig-Geist-Schwestern bilden die älteste Gemeinschaft des Opus Spiritus Sancti. Das ist ein freiwilliger Zusammenschluss von fünf selbstständigen Gemeinschaften, die alle die gleiche Spiritualität haben. Die anderen sind die Priestergemeinschaft Holy Spirit Fassas, die für die Theologieausbildung in Moshi/Tansania gegründet wurde, die Laiengemeinschaft, das Säkularinstitut der Heilig-Geist-Gemeinschaft und die Diözesepriester, von denen es derzeit 32 in Deutschland gibt.
Der Heilig-Geist-Orden verfügt auch über Krankenschwestern, die in Krankenhäusern des Bistums tätig sind – wie das Bethanien-Krankenhaus oder das Hospital zum Heiligen Geist. Auch im Haus Raphael waren schon häufig Schwestern aus Mammolshain im Einsatz, aktuell ist das aber nicht der Fall.
Und was halten die Schwestern vom neuen Papst Leo XIV.? „Er gefällt uns. Es ist gut, dass er auch einer Ordensgemeinschaft angehört. Er versteht, wie wir arbeiten“, sagen die Schwestern Lilleypushpa und Tess aus Indien, die seit zwei Jahren in Mammolshain sind, sehr gut deutsch sprechen und sich ganz besonders auf das Pfingstwochenende freuen.