Mammolshain (hhf) – „Das Meiste waren spontane Ideen“, geben die Organisatoren vom Kerbeverein Mammolshain zu, die sich freilich schon im letzten Jahr vorgenommen hatten, zum 25. Jubiläum eine ganz besondere Feier auf die Beine zu stellen. 2018 hatte es auch schon die erste einschneidende Veränderung gegeben, denn der Kerbebaum wurde am Bornplatz aufgestellt und dort auch begossen. Die Neuerung kam an und so wuchs der Mut, weitere Korrekturen am Programmablauf vorzunehmen.
Kerbeverein ist glücklich
Selbst drei Tage vor dem Startschuss wurden noch neue Ideen umgesetzt: „Ach, das geht schon“ lautete die Devise. Das aber geht nur, wenn genug Helfer zupacken, und genau das war der Fall, was die Mitglieder des Kerbevereins besonders glücklich macht – die Kerb ist wieder in Mammolshains Mitte angekommen.
„Die Kerb war ein großer Erfolg, der Kerbeverein ist begeistert und überaus zufrieden – einerseits von der Unterstützung vorab, aber vor allem auch von der Anzahl und Verweildauer der Besucher, die dem Verein bestätigen, dass die neuen Konzepte ankamen und sich das mehrtägige Fest im Dorf immer noch großer Beliebtheit erfreut“, resümiert Pressesprecher Martin Igges. Die Freude steht ihm dabei gleichermaßen ins Gesicht geschrieben wie der Berg von Arbeit, den er und seine Mitstreiter nach dem montäglichen Abbau nun hinter sich haben.
Vor allem die Auf- und Abbauarbeiten wurden durch die Witterung nicht leichter, die – wie es ebenfalls zur Tradition der Kerb gehört – mit einem kräftigen Temperatursturz aufwartete. Immerhin – Bilder vom Kerberennen im Schneesturm gab es diesmal nicht, es fand sogar im Trockenen statt, aber die Hubschrauberrundflüge, die zum Jubiläum statt Riesenrad einmal den Blick von oben auf das „Dorf“ ermöglichen sollten, mussten wetterbedingt abgesagt werden. Besonders schade, da die Attraktion ausgebucht war, aber Sicherheit geht eben vor – und viel gesehen hätte man bei dem Regen auch nicht.
„Elzenheimer ist irre“
Sicherlich der wesentlichste Bestandteil der Mammolshainer Schnakenkerb ist die Kerbehalle in der Schwalbacher Straße und damit wohl auch das großartigste „Sponsoring“, das man sich vorstellen kann: Seit Menschengedenken im Ort räumt die Firma Getränke-Elzenheimer für die Kerb ihre große Lagerhalle komplett aus und stellt dazu Strom, Wasser und was man so braucht, um bei Speis‘ und Trank ausgelassen zu feiern. „Die sind echt irre“, so hört sich der unendliche Dank der Kerbeveranstalter an Ralf und Andrea Elzenheimer an, die in diesem Jahr sogar noch mehr Platz zur Verfügung stellten und auch noch das Außenlager kräftig umräumten.
Auch in Sachen Kerbehalle griffen nämlich neue Konzepte, dabei begann alles mit einer grundlegenden Umarbeitung der Halle für die Kerb. Hierzu hatten sich die ortsansässigen Handwerker auf einen eng terminierten Plan eingelassen und langgehegte Wünsche der Feiernden für eine nachhaltige Zukunft umgesetzt.
Vor allem die mit Fritteuse und Bratpfannen nicht ganz geruchsfreie Küche wurde in den Außenbereich verlegt (also räumten Elzenheimers auch noch den Gartenpavillon), dafür installierte Andreas Bockelmann hier einen neuen Fußboden. Markus Becker verlegte die Stromversorgung (darunter alleine sechs Drehstromanschlüsse) in die Wände, damit das ständige Kabelgewirr entfällt, und Lars Reul tat dasselbe mit den Zu- und Ableitungen für Wasser. Nach diesen Eingriffen ins Mauerwerk strich Stephan Dietz schlichtweg die gesamte Halle einmal neu.
Konzept der Kerbehalle überarbeitet
Wenn die Namen der Firmeninhaber aufgezählt werden, so dürfen die Mitarbeiter*innen nicht vergessen werden, die ebenfalls ihre Arbeitskraft ehrenamtlich zur Verfügung gestellt haben. Unzählige weitere Helfer kamen dazu, einige auch spontan und unangemeldet – offenbar zeichnet sich hier aus, dass der Kerbeverein die Anregungen der Feiernden in den letzten Jahren ernst genommen hat, sodass die Kerb sich wieder zu einem Zentrum der Dorfgemeinschaft entwickelt hat.
Um mehr Platz zu gewinnen, ist neben der Küche und Spülküche auch die Sektbar aus der Halle ausgezogen, sie befindet sich nun im Feuerwehrzelt, wo es etwas ruhiger ist und mehr Raum zur Verfügung steht. Die Erkenntnis, dass es dort im Oktober einer eigenen Heizung bedarf, wurde gleich nach dem ersten Abend umgesetzt, eine Treppe, die Sektbar und Halle unfallsicher verbindet, wurde als externer Beitrag von Heiko Martens aus Falkenstein maßgefertigt.
Extra großer Kerbebaum
So bestens vorbereitet schauten alle zuversichtlich der Eröffnung der Kerb nach dem Baumstellen am Bornplatz entgegen. Am Tag der deutschen Einheit installierten die Kerbeburschen und -mädels, unterstützt von den Alt-Kerbeburschen unter musikalischer Begleitung des Kronberger Fanfarenzuges, den gewaltigen Kerbebaum am Bornplatz, nicht ohne ihn vor Ort noch einmal um gut zwei Meter zu verkürzen, damit er dort hinpasste. Bei leichtem Nieselregen erhob sich der Schlagges in die Höhe, zügig eröffnete Ortsvorsteher Hans-Dieter Hartwich daraufhin die diesjährige Kerb und zapfte als trinkbaren Beweis dafür mit dem Ersten Vorsitzenden des Kerbevereins, Sven Zwiener, das erste Fass Äppler an.
Zwiener – auch das zählt zu den vielen Veränderungen – hat in diesem Amt den langjährigen Vorsitzenden Michael Schiffmann „beerbt“, der ins Ruhrgebiet umgezogen und mit großem Dank verabschiedet worden ist. Schriftführer Lars Reul, Kassierer Marco Diana und Astrid Schiffmann als stellvertretende Vorsitzende vervollständigen den „harten Kern“ des Vereins, dazu kommen – extra per Satzungsänderung abgesegnet – sieben Beisitzer. „Das machte die Kerb noch aufregender“, unkten einige wenige über den recht neuen und vor allem verjüngten Vorstand, doch auch hier gingen die Pläne auf, vor allem die Einbeziehung von Vertretern der Kerbeburschen und der Alt-Kerbeburschen sorgte dafür, dass manche Aktion zum „Selbstläufer“ wurde.
Kerbe-Rennen wiederbelebt
Zum Beispiel für das Kerberennen, das nach Jahren liebevoller Ausgestaltung bis ins Detail zunächst eingeschlafen und nun wieder zum Leben erweckt worden ist, zeichneten die Kerbeburschen und -mädels verantwortlich.
Von der Vorderstraße in die Borngasse unter den Kerbebaum verlegt, galt es wie eh und je, Schnelligkeit und Geschicklichkeit miteinander zu kombinieren. Mehrere Mannschaften stellten sich kurzfristig der Herausforderung auf dem Bobby-Car, die freilich mit Verzögerung begann, da noch ein Postauto den Parcours blockierte. Also erst einmal die gute Kartoffelsuppe zur Stärkung einnehmen, dann wurde es ernst. Mit Sicherheitsjacken ausgestattet begaben sich Zweierteams zunächst zum Stand, an dem eine Mutter von einem Ende einer Gewindestange zum anderen gedreht werden musste (hier war vor allem das Bremsen in jeder Hinsicht schwierig), dann galt es – im Tal angekommen – drei Tierfiguren mit kleinen Fußbällen abzuschießen. Letzteres gelang so gut, dass die Figuren während des Rennens mehrfach geflickt werden mussten (Boxenstopp einmal andersherum), während das Löschen eines brennenden Holzhauses per Kübelspritze in aller Regel trümmerfrei gelang.
Satte Sieger
Jetzt noch einen Stapel Dosen vom Tisch werfen, über die Slalomstrecke zum Verpflegungstisch, dann war es beinahe schon geschafft. Beinahe, denn vor dem steilen Berg zu Start und Ziel mussten die Kandidat*innen je ein Glas Äppler oder Süßen austrinken und dazu – ohne Hände – einen Mohrenkopf verzehren. Ungeahnte Schwierigkeiten taten sich da auf ...
Schließlich stand – ohne Berücksichtigung irgendwelcher Verdauungsprobleme nach dem Zieldurchlauf – eine beachtliche Siegerliste in zwei Altersklassen fest:
Senioren (Ü18)
Team „Hartbackbord“ mit Alex und Gerd
Team „Das dicke Auge“ mit Lena und Andi
Team „Die Giraffe & Co.“ mit den Kerbeburschen Finn und Jan
Jugend (Ü10)
Team „FSS“ mit Ben und Lucas
Team „Flamingo“ mit Nele und Vicki
Team „SAS“ mit Mara und Lisa
Alle ziehen an einem Strang
Die Veranstalter bedanken sich von Herzen sowohl bei den Anwohnern des Bornplatzes – einer stellte seinen Wasseranschluss sogar während seines Urlaubs zur Verfügung – und der Kerbehalle für die Geduld, was das doch etwas erhöhte Lärmaufkommen angeht und allerlei kleine Geschenke wie Wasser, Strom oder Parkplätze.
Zu den Lärmverursachern zählen sicherlich auch die Kerbeburschen und -mädels der benachbarten Gemeinden, denn mit ihnen stehen die Mammolshainer in einem regen Austausch – man besucht sich eben, feiert miteinander und probiert, welcher „Vorschreier“ der lauteste ist, ein Ganzjahresjob.
Im Oktober ist es schon ein Glück, eine feste Kerbehalle zu haben, dorthin zogen sich die trotz teilweise starkem Regen zahlreich erschienenen Zuschauer nach dem Stellen des Kerbebaums am Donnerstag erstmalig unter Begleitung des Kronberger Fanfarenzuges zurück.
Viel Musik und Tanz
Den ersten Kerbeabend gestaltete die Königsteiner Band „Jendro“ – mittlerweile fünfköpfig – und heizte den nicht allzu reichlich erschienenen Gästen mit akustischen Gitarren und Gesang rockig ein. Der kulturelle Höhepunkt des Abends war dazu sicherlich die pointierte Rede zur Vereinsgeschichte von Gründungsmitglied Monika Bommersheim, die auch die erste Kassiererin des Vereins war.
Am Freitagabend zog DJ Couple vor allem die jüngere Generation in seinen Bann. Zu moderner Musik wurde bei diesmal randvoller Halle getanzt und gefeiert bis in den frühen Morgen – vielleicht verzögerte sich das Kerberennen auch deswegen etwas. Danach stand für Gemeinde, Kerbeburschen und Kerbeverein erst einmal der obligatorische Kirchgang an. Pfarrer Winfried Traudes und Diakon Frank Bode gestalteten den Kirchweihgottesdienst zusammen mit Sänger und Organist Kevin Haubitz zum 71. Jahrestag der Kirchweih von St. Michael, dann begaben sich Gemeinde und Pfarrer in die Kerbehalle zum gemütlichen Umtrunk. Zunächst, denn dann brachte die Band „The Diamonds“ – wie schon in den Jahren zuvor – die übervolle Halle mit Rock- und Popmusik zum Kochen. Getoppt wurden sie allerdings von den Alt-Kerbeburschen, die unter der Leitung von Agnes Bommersheim nach langer und harter Probenzeit „YMCA“ von den „Village People“ auf die Bühne brachten.
Tombola, Kuchen und Klöße
Unter der musikalischen Begleitung durch Heimorgel-Multitalent Jörg Ratz eröffnete der Kerbefrühschoppen den letzten Tag mit Umtrunk und gemeinsamem Mittagessen. Die Besucher scheuten den Weg trotz der ausgesprochen widrigen Wetterbedingungen nicht, kamen freilich mit Schweinebraten, Rotkohl und Klößen oder später Kaffee und Kuchen bis in den späten Nachmittag hinein auf ihre Kosten. Die Tombola, für die die Kerbeburschen diesmal sehr attraktive Preise verlosten, fand neben der Kerbebaumversteigerung viel Beachtung, und erneut bejubelt wurde die auf besonderen Wunsch nochmals von Monika Bommersheim vorgetragene Rede zur Vereinsgeschichte.
Dann neigte sich die Jubiläumskerb ihrem Ende zu, besiegelt durch die Beerdigung des „Schlagges“, doch „nach der Kerb ist vor der Kerb“, die ersten Anregungen aus dem laufenden Geschäft haben die Mitglieder des Kerbevereins schon wieder aufgenommen und werden – nach dem Weihnachtsmarkt, der nun schon bald ansteht – auch dafür passende Lösungen im neuen Jahr finden.