90 Jahren Schützenhof in Händen der Familie Henrich

Blick in eines der zwölf neu renovierten Zimmer. Foto: privat

Kronberg (pu) – In diesen Tagen blickt die Kronberger Familie Henrich mit Freude und Stolz auf einen besonderen Meilenstein in ihrer persönlichen Geschichte: 90 Jahre sind es mittlerweile her, seitdem der Großvater von Felix und Florian Henrich, die mit Unterstützung ihrer Mutter Ruth das Hotel Schützenhof führen, 1926 den damaligen Gasthof erwarb. Wie man heute mit Fug und Recht behaupten kann, bewies Großvater Johann („Hans“) Henrich mit seiner Entscheidung, die damals schon beliebte Lokalität zu übernehmen, Weitsicht und Pioniergeist.

Seinen Namen verdankt das mit der Kronberger Stadtgeschichte eng verbundene Haus dem ältesten örtlichen Verein, der Schützengesellschaft von 1398, so ist es jedenfalls den Archiven zu entnehmen. Demnach sollen die Schützen schon vor 1738 mit Unterbrechungen bis 1812 nahe der Frankfurter Pforten und an der Stadtmauer ihren Schießstand mit Schützenhäuschen gehabt haben. Nach mehrfachem Besitzer- und Pächterwechsel und sowie größtenteils Neuaufbau nach einem Brand im Juni 1884 schien Johann Henrichs Übernahme die unruhigen Zeiten zu beenden. Allerdings machte ihm der Zweite Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung, wie Enkel Florian, der sich vorrangig um die Buchhaltung des Hotelbetriebes kümmert, erzählt. „Als unser Opa in den Krieg musste, übernahm die Oma alleine, zumindest solange, bis das Haus von den Amerikanern beschlagnahmt wurde und die ganze Familie ausziehen musste.“

Nach dem Krieg führten die Großeltern der Henrich-Brüder den Gasthof mit viel Engagement weiter. 1951 wurde schließlich der große Tanzsaal des Hauses mit Anbauten zum Kino umfunktioniert. „Dass die sogenannten Kronberger Lichtspiele als feste Säule des kulturellen Angebots erhalten bleiben, ist uns ebenso eine Herzensangelegenheit wie den Schützenhof als Traditionsbetrieb weiterzuführen“, unterstreicht Florian Henrich.

Dem Großvater folgte sein Sohn Wilhelm nach, der nicht nur in vielen Kronberger Vereinen aktiv war, sondern sich außerdem allgemein stark für Wirte und die Gastronomie einsetzte. Bis 1980 stemmten er und Ehefrau Ruth mithilfe von lediglich zwei Mitarbeitern den Parallelbetrieb Hotel und Gaststätte. Dann reifte der Entschluss, der hohen Arbeitsbelastung Rechnung tragend der Gesundheit zuliebe einen Gang herunterzuschalten, auf ein Hotel Garni umzustellen und fortan das Restaurant zu verpachten.

Seit dem plötzlichen Tod des Vaters 2004 haben die beiden Söhne gemeinsam mit ihrer Mutter, als Herz und Motor des Ganzen, die nach wie vor noch zwei bis drei Mal in der Woche mithilft und die Gäste begrüßt, die Führung des Hotelbetriebs inne. Die Brüder sind ebenso, wie ihre in der Schweiz lebende Schwester Bernadette, seit der Kinderstube an, vom Schützenhof geprägt. „Wir haben quasi spielerisch von der Pike auf gelernt, denn es hat schon früher viel Spaß gemacht, bei einer größeren Veranstaltung selbst ausprobieren, wie man einen Tisch klassisch eindeckt oder ein Bier zapft“, erinnern sich die beiden an die Anfänge.

Folgerichtig machte Florian Henrich eine Ausbildung zum Koch, während seine Schwester sich für die Konditorei entschied. „Einzig und allein unser Bruder fiel etwas aus der Rolle, er lernte Schreiner und später noch Elektriker“, erzählt Florian Henrich. „Und genau das kommt uns heute zugute“, sagt er. Felix Henrich, der tägliche Ansprechpartner für die Gäste, kann aufgrund seines handwerklichen Geschicks vieles selbst erledigen im Hotel, das über 18 Betten – verteilt auf sechs Doppel- und sechs Einzelzimmer – verfügt.

Der Charme des kleinen Traditionshotels liegt sicherlich an der Kombination von Gegenwart, Geschichte und Individualität. Es gibt sowohl modern und behaglich eingerichtete Zimmer als auch alte Schmuckstücke, ein Doppelzimmer mit Möbeln von 1920, und eines von 1960, beide liebevoll restauriert und renoviert. Alle Zimmer verfügen über großzügige moderne Bäder, pro Jahr wird in der Regel einer der Räume renoviert. „Wenn hier angepackt werden muss, sind wir alle zur Stelle, vom Eindecken der Frühstückstische bis zum Austauschen einer Glühbirne“, betont Florian Henrich und freut sich an dieser Stelle besonders über das „gut funktionierende Team“, zu dem zwei weitere Damen gehören, die uns wirklich stark unterstützen.“

Sorge

Mit Sorge verfolgt die alteingesessene Familie allerdings die stark rückläufigen Hotelgästezahlen in der Burgstadt. „Das liegt zum einen am seit Jahren zurückgehenden Messegeschäft, andererseits an der fehlenden Tourismus-Struktur in Kronberg“, schickt der leidenschaftliche Kronberger und Geschäftsmann seinen Gruß in Richtung Stadtverwaltung.

„Meiner Beobachtung zufolge sind andere vergleichbare Kommunen entschlussfreudiger, wenn es darum geht, den Tourismus mit entsprechenden Maßnahmen anzukurbeln“, kritisiert Henrich. Die aktuelle Situation der Rahmenbedingungen sei alles andere als geeignet, ohne Bange in die Zukunft zu schauen. „Man kann nicht immer nur von den Geschäftsleuten Engagement einfordern, auch die Entscheidungsträger müssen endlich den vielen Worten Taten folgen lassen und ihren Teil zur Zukunfts-Entwicklung Kronbergs beitragen“, fordert Henrich abschließend.

Doch jetzt freut sich die Familie erst einmal über ihren besonderen Geburtstag und die erfolgreich abgeschlossene Pächtersuche für den Restaurantbetrieb (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe).



X