Kronberg (pu) – „Es ist ein großer Moment für eine neue Marke auf der Welt“, geriet der Kronberger Unternehmer Gregor von Opel am Samstagvormittag anlässlich der offiziellen Markteinführung der Opelit Bikes in der Lodge am Opel-Zoo vor Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport ins Schwärmen. Mit diesem auf seine Idee und Initiative seit rund einem Jahr entwickelten jüngsten Projekt – Modellreihen von City-, Trekking-, Elektro-, Mountain- oder Rennbikes „aus der Region für die Region“ – will der Urenkel Adam Opels an glorreiche Familien- und Firmenhistorie anknüpfen. Die Leidenschaft für Fahrräder in der Familie Opel reicht weit zurück, obgleich die ersten unternehmerischen Schritte in einer ganz anderen Branche unternommen wurden.
Nachdem der 1837 geborene Adam Opel im Zuge einer Wanderschaft in Frankreich Erkenntnisse über die Nähmaschinenherstellung gesammelt hatte, war er dermaßen von dieser Materie fasziniert, dass er nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1862 seine erste Nähmaschine produzierte, nur ein halbes Jahr später angesichts rapide wachsender Nachfrage gezwungen war, in eine größere Werkstatt umzuziehen und mehr Personal einzustellen. Damit war der Grundstein für eine unternehmerische Erfolgsgeschichte gelegt, nur fünf Jahre später folgte der nächste Meilenstein mit der Übersiedlung in eine neue Fabrikanlage in Rüsselsheim, der Hochzeit mit Fabrikantentochter Sophie Marie Scheller und dem nachfolgenden Aufstieg zum größten Nähmaschinenproduzenten in Deutschland mit Export nach ganz Europa.
Die aus seiner Ehe hervorgegangenen und vom Pioniergeist des Vaters geprägten fünf Söhne Ludwig, Fritz, Heinrich, Wilhelm und Carl lenkten den Blick des Vaters in eine andere Richtung. Ihrer Meinung nach gehörte dem Fortbewegungsmittel Fahrrad die Zukunft. In der Firmenchronik wird allerdings davon berichtet, die erste Begegnung Adam Opels mit dem „Velociped“ sei 1884 mit einer unsanften Landung im Straßengraben ernüchternd ausgefallen, weshalb er erwog wieder Abstand von der Geschäftsidee zu nehmen, mit diesem Versuch jedoch letztendlich an der Hartnäckigkeit seiner Söhne scheiterte. Nach einigen Diskussionen und Tüfteleien verließ 1886 tatsächlich das erste Opel Hochrad die Fabrik, anschließend ging es Schlag auf Schlag, denn die mittlerweile von der zeitgenössischen Begeisterung für Radrennen infizierten Söhne nahmen selbst und mit großem Erfolg an zahlreichen Rennen teil. Wie der Firmenchronik weiter zu entnehmen ist, gewann allein Fritz über 180 erste Preise – natürlich auf einem Opel Rad. Damit avancierten „die Jungs“ zum besten Werbeträger für Opel Fahrräder: Nach jedem Rennsieg stiegen die Auftragszahlen. Zu diesem Zeitpunkt wurde in der Fabrik noch zweigleisig gefahren, obwohl jährlich etwa 20.000 Nähmaschinen produziert wurden, überholten die Fahrradumsätze gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Nähmaschinengeschäft. 1926 erfolgte die Auslieferung des einmillionsten Rades, doch mit der schrittweise zunehmenden Bedeutung des Automobils rückte das Ende der Fahrrad-Produktion immer näher – 1940, nach fast genau 50 Jahren, war es schließlich soweit.
75 Jahre später beabsichtigt der leidenschaftliche Fahrradfahrer Gregor von Opel im durch „Work-Life-Balance“ zurückkehrenden Zeitalter moderner, stilvoller und umweltbewusster (Fort-)Bewegung entsprechend in die Fußstapfen seines Urgroßvaters zu treten und unter der Prämisse „schnell, sicher, sauber“ verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Gregor von Opel zeigt sich überzeugt, im sportlichen Unternehmenszweig der 1947 von seinem Vater Georg gegründeten Firma Opelit GmbH, die bisher für Bootsbau, anderer Sportgeräte und Straßenfahrzeuge bekannt war, das nötige Know-how versammelt zu haben und die richtigen Partner an seiner Seite zu wissen. Die Herkunft und Verbundenheit zu Kronberg und der Region sind unter anderem durch Modellnamen wie „Taunus Blitz“, „Feldberg“ oder „Altkönig“ dokumentiert.
Wie Bürgermeister Klaus Temmen in einer kurzen Ansprache bemerkte, sei der Slogan „Brand New Tradition“ (brandneue Tradition) auf den ersten Blick zwar eher ungewöhnlich oder gar widersprüchlich, bei näherem Hinsehen würden jedoch die Verbundenheit und Parallelen zur Heimatstadt von Opels deutlich.
Im Verlauf der Veranstaltung gewährten der zweimalige Hochrad-Weltmeister Hans Rügner (Frankfurt) und Mitglieder des Radsportvereins Opel 1888 Rüsselsheim Einblicke in ihre Sportart und erinnerten durch ihren historischen Brückenschlag quasi an die Anfänge der Fahrradproduktion; des Weiteren konnte das eine oder andere Automobil aus vergangenen Zeiten bestaunt werden.