„Wir brauchen jemanden in Berlin, der weiß, wie Kommunalpolitik geht“

Dr. Ilja-Kristin Seewald will unter anderem eine engere Vernetzung zwischen Bund, Land, Kreis und Kommunen Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Einem straffen Zeitplan folgt aktuell die seit neun Jahren in Königstein lebende SPD-Stadtverordnete und Ortsvereinsvorsitzende Dr. Ilja-Kristin Seewald auf ihrer Vorstellungstour im Wahlkreis 181 (Main-Taunus, Kronberg, Königstein und Steinbach). Die Kommunalpolitikerin wirbt dabei um Unterstützung für ihre erhoffte Nominierung als Kandidatin für die im September nächsten Jahres stattfindende Bundestagswahl. Fünf Tage vor der entscheidenden Wahlkreisdelegiertenkonferenz kommenden Samstag im Bürgerhaus Kelkheim-Fischbach machte sie beim SPD-Ortsverein Kronberg im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Versammlung ihre Aufwartung und stand Rede und Antwort.

Die unter anderem wegen jahrelanger Fehler bei der Integration und der momentanen Flüchtlingssituation zu beobachtende Veränderung Frankreichs sowie die ihrer Meinung nach nicht hinnehmbare Situation der Kommunen in puncto zunehmender zu stemmender Aufgaben und Anforderungen etwa bei Integration oder Energiepolitik ohne finanziellen Ausgleich nannte die stellvertretende Schneidhainer Ortsvorsteherin und Wahlhessin als zwei der ausschlaggebenden Gründe für ihre Kandidatur.

„Wir brauchen jemanden in Berlin, der weiß, wie Kommunalpolitik geht“, sagte die 47-jährige freie Journalistin selbstbewusst. Sie sieht Bundespolitik keinesfalls als Einbahnstraße, sondern will sich für die Kommunen einsetzen, fordert engere Vernetzung und stärkere Zusammenarbeit für gemeinsame Politik. Gleichwohl ist sie stolz darauf, „was die SPD schon angepackt hat“. Als Beispiele führte Dr. Ilja-Kristin Seewald das 3,5 Millionen Euro umfassende Entlastungsprogramm für die Kommunen, die 500 Millionen Euro-Investition des Bundes für bezahlbaren Wohnraum oder die sechs Milliarden Euro für Krippen, Kindergärten und Schulen an. Auch das Elterngeld plus sei von Sozialdemokraten angestoßen worden.

In diesem Zusammenhang schickte sie eine kritische Grußadresse an die konservativen Parteien, die nach wie vor keine tragfähige Lösungen für die Ganztagsbetreuung hätten. „In den städtischen Kindergärten bleibt die Ganztagsbetreuung auf der Strecke!“ Sie zitierte dazu den Landesvorsitzenden der hessischen SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel, der erst kürzlich gesagt habe, im Gegensatz zu den Sozialdemokraten, die die Welt verändern wollten, wollten die Konservativen, dass sie bleibt wie sie ist.

Durch ihre Tätigkeit als stellvertretende Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Kronberg-Königstein mit der ehrenamtlichen Integration und Flüchtlingsbetreuung vertraut, sieht sie die erreichten Grenzen ehrenamtlicher Arbeit und plädiert daher für weitere Optimierung der Zusammenarbeit von Bund, Land, Kreis und Kommunen.

Seit 21 Jahren der SPD angehörend, beschreibt sich die in Niedersachsen geborene Kommunalpolitikerin als sehr pragmatisch, tatkräftig und stets nach Lösungen suchend und entsprechend wolle sie weitere wichtige anstehende Aufgaben wie Pflege, Rente, Krankenversicherung und Digitalisierung angehen. „Wir müssen die Digitalisierung besser als die Globalisierung angehen, ich sehe es als europäisches Thema, wir müssen den Experten Gehör verschaffen und uns mit Unternehmen zusammentun, die das bereits praktizieren“, sagte sie mit Nachdruck. Digitalisierung treffe alle, von der Schule bis zur Berufswelt, deshalb wolle sie dafür eintreten, dass dieses Thema ins Wahlprogramm aufgenommen wird. Für diese Problemfelder sieht sie sich als promovierte Politikwissenschaftlerin, als Kommunikationsprofi mit 15 Jahren Berufserfahrung in leitenden Positionen der Finanzwirtschaft und inzwischen selbstständige Unternehmensberaterin bestens gerüstet. Darüber hinaus hat sie zur europäischen Sicherheitspolitik geforscht mit Stationen in Frankreich, Belgien und den USA.

Befragt, wo sie Chancen zur Erhöhung der Einnahmenseite sehe, damit mehr Geld für notwendige Investitionen zur Verfügung steht, etwa durch eine Reichensteuer, erklärte sie, man könne ein enormes Infrastrukturprogramm starten, wenn man den Finger endlich in die Wunde lege und die Hebel vor allem bei der Steuerhinterziehung ansetze. „Das müssen wir ehrlich angehen, auch bei großen Unternehmen. Steuerhinterziehung darf nicht mehr als schick gelten!“ Ihrer Ansicht nach werden die Überlegungen, Reiche stärker heranzuziehen, weitergehen, ebenfalls wiederholt geforderte Steuersenkungen hält sie jedoch für eine wenig zweckdienliche Maßnahme.

Nach den Worten Seewalds fühlen sich viele Wähler nicht mehr vertreten, resultierend daraus ein prädestinierter Zeitpunkt für einen Wechsel zu sozialdemokratischer Bundespolitik und man werde auch an Themen wie Grundeinkommen und Bürgerversicherung sicherlich nicht vorbeikommen.

Bevor sich Dr. Ilja-Kristin Seewald auf den Weg zum nächsten SPD-Ortsverein machte, sprachen sich die anwesenden Kronberger Genossen geschlossen für ihre Unterstützung aus.



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