Ehemaliges Schulungszentrum für Flüchtlingseinzug hergerichtet

Traubenförmig sind einige der Gebäude angeordnet, die Etagenbetten in den Schlafräumen sind hinter den Fenstern zu sehen. Fotos: S. Puck

Kronberg/Darmstadt (pu) – Kronberg/Darmstadt (pu) – Als am 1. Dezember die Unterschriften unter den für drei Jahre mit Verlängerungsoption geschlossenen Mietvertrag gesetzt waren, war ebenso wie bei der am gleichen Abend stattgefundenen gemeinsamen Informationsveranstaltung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, des Regierungspräsidiums Darmstadt, des Hochtaunuskreises und der Stadt Kronberg noch die Rede von einem Einzugstermin „vor Weihnachten“ für erste Flüchtlinge in die neue Außenstelle der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (HEAE Gießen) im ehemaligen Schulungszentrum der Deutschen Bank, Am Oberen Aufstieg.

Montag Inbetriebnahme

Wie sich herausstellte, war dieser ambitionierte Termin angesichts der noch zu stemmenden logistischen Herausforderungen nicht haltbar. Doch nun läuft der Countdown. Ab kommenden Montag, 11. Januar, geht die Einrichtung in Betrieb. Die Verweildauer in der Erstaufnahmeeinrichtung soll im Idealfall etwa acht bis zwölf Wochen betragen. Die Obergrenze ist nach aktuellem Stand der Dinge auf 600 Flüchtlinge festgesetzt. Wie das Regierungspräsidium nochmals unterstrich, wird diese Zahl nicht gleich zu Beginn erreicht. Nach anfänglichen 200 bis 300 Personen, werde die Zahl sukzessive hochgefahren.

Damit zieht jede Menge neues Leben in den seit Dezember 2005 leer stehenden und aus 150 Einzelzimmern sowie 38 Seminar- und Gruppenräumen bestehenden Gebäudekomplex ein. Entsprechende Vorbereitungsarbeiten sind erfolgt, unter anderem wurde die Wasser- und Energieversorgung mit Austausch von Duschköpfen und Spülung von Schläuchen wieder adäquat hergestellt, den aktuellen Brandschutzrichtlinien entsprechend die Brandmeldeanlage erneuert, neue Rettungswege sowie ein ärztlicher Untersuchungsbereich mit sowohl Sanitäts- als auch Isolierungsstation eingerichtet. „Seit drei Wochen sind rund 50 Handwerker aus dem Großraum Frankfurt mit den diversen Arbeiten beschäftigt, da ist durchaus der eine oder andere Urlaub geplatzt“, hob Martin Göttenauer von der Bilfinger HSG, dem mit dem technischen Gebäudemanagement betrauten Dienstleister, während eines vom Regierungspräsidium Darmstadt kurzfristig anberaumten Pressetermins zwischen den Jahren hervor. Göttenauer kennt den Komplex seit Jahren. Die Ertüchtigung der Liegenschaft wurde vom Hessischen Baumanagement und vom Hessischen Immobilienmanagement in enger Zusammenarbeit mit dem Einsatzstab und den Fachdezernaten des Regierungspräsidiums sowie dem Hessischen Finanz- und dem Hessischen Sozialministerium umgesetzt.

Johanniter-Unfall-Hilfe als Betreiber

Nach erfolgter Ausschreibung steht seit 28. Dezember auch der Betreiber der Unterkunft fest. Es handelt sich dabei nach Angaben von Dieter Ohl, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Darmstädter Regierungspräsidiums, um die Johanniter-Unfall-Hilfe, die außerdem die Sozialbetreuung und den Sanitätsdienst übernimmt. Nachdem dieser wichtige Punkt geklärt ist, stehen in diesen Tagen weitere Gespräche an, um eine Antwort auf noch zu klärende Fragen zu finden wie beispielsweise ob und gegebenenfalls in welcher Form sich die ehrenamtlichen Helfer der Flüchtlingshilfe Kronberg bei der Beschäftigung der Zufluchtssuchenden einbringen können. Räumlichkeiten für Deutschunterricht stehen jedenfalls ausreichend zur Verfügung. Während der „technische Ablauf“ beim Regierungspräsidium liegt, ist ehrenamtliche Hilfe durch die Kronberger Bevölkerung wie bereits berichtet mehr als willkommen. Die Verantwortlichen hoffen beispielsweise auf Spielzelte für Kinder, Angebote für Spiel und Sport, das Schaffen von Begegnungsstätten außerhalb und eventuell auch innerhalb der Einrichtung, Handarbeits- und Deutschkurse, Beratung im Alltag und Patenschaften. Stadtrat und Integrationsdezernent Hans Robert Philippi nahm für die Stadt an der Ortsbesichtigung teil.

Bisher sind noch keine Telefonnummern für Bürger, denen vermutlich noch ungeklärte Fragen und Sorgen zur Einrichtung unter den Nägeln brennen, beziehungsweise ein fester Ansprechpartner im Regierungspräsidium, bekannt gegeben worden.

Dagegen konnten sich die Pressevertreter während des Ortstermins einen willkommenen Überblick über die laufenden Vorbereitungsarbeiten und die Anordnung und Besonderheiten der teilweise als sogenannte „Trauben“ angeordneten Gebäude, verschaffen. An einigen Stellen erfolgte die Verlegung neuen Teppichbodens, während andere Arbeiter Matratzen schleppten. Die Zimmer sind größtenteils als Vier-Bett-Zimmer eingerichtet, es stehen allerdings für größere Familien auch einige Acht-Bett-Zimmer zur Verfügung.

Im Speisesaal im Hauptgebäude können bis zu 400 Personen gleichzeitig verköstigt werden. Die große vorhandene Küche wird allerdings lediglich zum Aufwärmen der angelieferten Gerichte zum Einsatz kommen, weil es nach Angaben von Roland Walter, dem zuständigen Projektleiter für Flüchtlingsangelegenheiten im Regierungspräsidium teurer gekommen wäre, die in die Jahre gekommenen Gerätschaften auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, als nun die Dienste eines Caterers, in diesem Fall der VKM Catering aus Schwalbach, in Anspruch zu nehmen.

Um zu verhindern, dass Unbefugte das Gelände betreten, wird ein Wachdienst rund um die Uhr im Einsatz sein. Noch nicht endgültig geklärt war zum Zeitpunkt der Ortsbesichtigung die Zukunft des Gebäudes, in dem früher ein Pub untergebracht war. Es könnte, so die Verantwortlichen, sowohl als Standort für Polizei und Rotkreuz als auch als Teestube verwendet werden. Auch nach der Übernahme durch einen Betreiber wird die Unterkunft in der Gesamtverantwortung des Regierungspräsidiums Darmstadt stehen. Die Registrierung der Flüchtlinge und die Durchführung der medizinischen Erstuntersuchung werden durch das Regierungspräsidium Gießen koordiniert.

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