Schönberg (pu) – Ist eine Abiturfeier an einem Freitag, dem 13. eine kluge Entscheidung? „Ich glaube fest daran, dass dieser 13. Juni für uns alle ein Tag des Glücks ist“, begrüßte der noch unter dem Eindruck des jüngsten, zu diesem Zeitpunkt noch laufenden, Feuerwehreinsatzes stehende Schuldirektor der Altkönigschule, Stefan Engel, 104 Abiturienten und deren Familien zum Auftakt zweitägiger Verabschiedungsfeierlichkeiten in der Schulaula. Die Hoffnung, der aktuelle Abiturjahrgang könnte ohne unerfreuliche Schlagzeilen die Schule verlassen, hatte sich gegen 13 Uhr in bestialischem Gestank im Campus A aufgelöst. Auf der Suche nach der Ursache wurde die herbei gerufene Feuerwehr – darunter neben Kronberger Einsatzkräften auch die Frankfurter Berufsfeuerwehr mit Spezialfahrzeugen – unter einer Treppe fündig.
Dort befand sich eine zerbrochene Ampulle mit etwas Flüssigkeit, nach Vermutung der Einsatzkräfte eine handelsübliche Mischung auf der Basis von Buttersäure. Eine Laboruntersuchung sollte endgültig für Klarheit sorgen. Wie Schulleiter Stefan Engel berichtete, bestand letztendlich zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr durch die „Stinkbombe“, dennoch war dies alles andere als ein harmloser Spaß!
Sorgfältige Belüftung und Reinigung des Bodens waren vonnöten, um diesen Gebäudeteil nach mehreren Stunden wieder freizugeben, von den Kosten für Feuerwehr, Polizei und DRK mal ganz zu schweigen. Die Ermittlungen der Polizei laufen, bei Redaktionsschluss lagen noch keine Erkenntnisse darüber vor, wer für diesen üblen „Streich“ verantwortlich ist. Sowohl in den Reihen der Lehrer, Eltern und Schüler mehrten sich direkt am Freitag die Stimmen, diese Aktion sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinem Abiturienten zuzuschreiben.
Dreimal die Traumnote 1,0
Dass Schulleiter Stefan Engel diesen jüngsten Ereignissen zum Trotz von einem „glücklichen Tag“ sprach, hatte gleich mehrere Gründe: Zum einen gab es glücklicherweise keine Verletzten zu beklagen, zum anderen verfügt die Aula über ein eigenes Belüftungssystem, sodass die Abuturienten-Abschlussfeier wie geplant stattfand, wenn auch mit erheblicher Verspätung. Vor allem die Zeugnisnoten „seiner“ Schüler zauberten dann doch wieder ein Lächeln auf das Gesicht des Direktors, der den Absolventen attestierte: „Sie waren einfach großartig!“ Demnach schlossen 26 Schüler mit einer „1“ vor dem Komma ab, darunter mit Ann-Kathrin van Halem, Melanie Johanning und Carolina Rodriquez-Bustelo Fricke drei Absolventen mit der Traumnote 1,0. 59 Mal stand die „2“ vor dem Komma. Engel empfahl den Abgängern einen zielführenden Weg und „Bleiben Sie Mensch, wie Sie es hier waren.“
Oberstufenleiterin Ute Keppler, bekannt für ihre engagierten und humorvollen Reden, rückte im weiteren Verlauf ein paar besonders herausragende Leistungen in den Blickpunkt. Im In- und Ausland beeindruckten die sportlichen Altkönigschüler Max Pohl (Schwimmen), Lukas Duhnkrack (Rudern), Jakob Moritz Merz (Basketball) und Fußballerin Amelie Heun. In den naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik punkteten Alena Romahn, Ann-Kathrin van Halem, Melanie Johanning und Matthias Bonarens.
Damit der Ehrungen nicht genug, die Lehrer-Riege hatte für ihre Schützlinge noch ein Abschiedsständchen auf Lager: „An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit … die neue Zukunft müsst Ihr meistern. Ihr seid bereit!“ Auf Initiative des Schülers Julius Buss gab es anschließend auch für die Lehrerschaft Geschenke in Form von Rotstiften und selbst gebackenem Kuchen.
Engagement wie dieses ist ganz im Sinne von Bürgermeister Klaus Temmen, der Glückwünsche überbrachte und die Gelegenheit am Schopf ergriff, an das Verantwortungsgefühl der Absolventen zu appellieren: „Wir, die Gesellschaft, brauchen junge, dynamische, geschulte, hochmotivierte und positive Menschen, die sich in der Feuerwehr, beim Deutschen Roten Kreuz, in Vereinen und in der Politik engagieren!“ Gleichzeitig erinnerte er an die wichtige Bedeutung der seit 127 Jahren existierenden und mittlerweile bundesweit als eine der modernsten geltenden Schule als Standortfaktor für die Stadt Kronberg im Taunus. Weitere, ausgesprochen unterhaltsame Ansprachen des Elternsprechers, des Jahrgangssprechers und aus den Reihen der Lehrerschaft sowie musikalische Beiträge der „The tone twisters“ bereicherten diese Abschlussfeier, die durch große Herzlichkeit, viele persönliche Gesten und Fröhlichkeit geprägt war. Zum Ende des offiziellen Teils erhielten die 104 Absolventen (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe) ein letztes Mal an der Altkönigschule Zeugnisse. Danach hieß es „das Büfett ist eröffnet“, am Samstag folgte der große Abi-Ball.