Kronberg (kr) – Wenn man an einem Sonntag nirgendwo einen Parkplatz findet, einem Leute freudestrahlend mit alten Lampenschirmen in der Hand, Kristallväschen balancierend, Bilderrahmen über der Schulter, Puppenwagen schiebend oder mit prall gefüllten Taschen entgegenkommen, dann ist wieder Flohmarkt in Kronberg. Die Stadt ist erfüllt vom bunten Treiben des Anpreisens und Feilschens auf dem riesigen Markt vom Berliner Platz, im gemütlichen Recepturhof, der einladenden Zehntscheune und Tanzausstraße sowie der Friedrich-Ebert-Straße mit dem pittoresken Schirnplatz bis zurück auf die Katharinenstraße mit ihren imposanten Bäumen. Hinzu kamen die unzähligen Höfe und Seitenstraßen, durch die Flohmarktbesucher bummeln konnten. Bis in die Mittagsstunden hinein herrschte herrlichstes Flohmarktwetter. Viele waren auf der Suche nach dem besonderen Stück, nach Brauchbarem oder wollten „nur mal schauen“.
Während zwei Damen, ein Geschwisterpaar aus Weilmünster, aus Tradition bereits zum siebten Mal morgens angereist waren und schon den ersten Trolley voll hatten, gingen andere gerade frühstücken. „Unsere Frauen haben noch mit aufgebaut, uns dann genaue Instruktionen gegeben, was zu welchem Preis verkauft werden soll. Jetzt haben wir Schicht“, gestanden Hans-Jakob Strößenreuther und Steffen Hasse. Sie hatten Spaß hinter ihrem Stand voller Spielzeug, Bücher und Kleidungsstücken. Vielleicht saßen die Damen, wie so viele andere, unter den Sonnenschirmen vor der Zehntscheune und genossen ihren Milchkaffee, während um sie herum der Flohmarkt pulsierte. Viele der Verkäufer bescheinigten ein gutes Geschäft schon in den frühen Vormittagsstunden. Doch immer wieder wurde vor allem der Spaß hervorgehoben und die nette Kundschaft. „Was kann man da machen? Aha. Die sind beide toll.“ So klang es auf der Käuferseite und schon war das Puppenbett für die zweieinhalbjährige Enkelin Emilia gekauft.
Es handelte sich immerhin um ein Doppelstockbett inklusive Bettzeug. Viele junge Leute kauften Anziehsachen. Unkompliziert hielten sie gegenseitig die Sachen einander an, wiegten mit dem Kopf, bezahlten das Shirt, legten die Hose wieder hin. Christa und Frank Sommer mussten lange auf einen Stand warten. Nach fünf Jahren erhielten sie nun endlich die Gelegenheit und waren „überrascht, was für eine Freude man jemandem mit kleinen Dingen machen kann.“ Meterweise schöne Kleinigkeiten von ihren Eltern und Großeltern hatten sie aneinandergereiht. Die Kaffeetasse mit Goldrand von Hutschenreuther zum Beispiel sprach auch die jungen Käufer, mit dem T-Shirt in der Tasche an. Thomas Weiser rühmte seine Einhängekörbe für Schränke. Das fanden einige potenzielle Kunden lustig, kauften sie aber dennoch nicht. „Es macht einfach nur Spaß“, gab Weiser zu. Nur deshalb sei er hier. „Das Schöne am Flohmarkt ist doch, dass man ins Gespräch kommt. Man freut sich richtig auf dieses eine Mal.“ Überhaupt fiel auf, dass vor und hinter den Ständen viele Männer ihre Freude am Flohmarkt zeigten. Dass Frauen gerne stöbern, charmant flunkern und ein Schwätzchen halten, Dinge liebevoll anpreisen oder sich schweren Herzens von etwas losreißen, ist sowieso klar. Aber die Männer standen ihnen in nichts nach. Und das trotz des langen Fußballabends am Samstag zuvor. Andrés Söllhuber hatte bemerkt, dass die Leute am Sonntag etwas später als in den Jahren zuvor unterwegs waren. Erfolgreich war der Stand der Söllhuber-Stiftung dennoch. „Unsere Freunde haben uns gute Sachen gebracht, wie in jedem Jahr im Tausch gegen eine ordentliche Kartoffelsuppe.“ Auch Amnesty International, Zonta International, Frauen helfen Frauen waren auf dem Markt mit eigenen Ständen vertreten. Der Partnerschaftsverein Porto Recanati verkaufte aus einer üppig gefüllten Kuchentheke und der Kronberger Fanfarenzug in der Tanzhausstraße bot außer Kuchen wieder die selbst gemachten Marmeladen an. „Wir können zufrieden sein. Es macht immer viel Spaß, der finanzielle Aspekt ist nicht entscheidend, eher unvorteilhaft“, resümierte Benedikt von Westphalen. Er lächelt dabei und zuckt die Schultern. „Das Schlimme war nur, dass Deutschland so lange gespielt hatte und man danach gleich wieder aufstehen musste.“ Jasmin und Hermann Winter machen seit 25 Jahren als Verkäufer beim Flohmarkt mit. Die Enkel Simon und Daniel verstärkten das Team nun schon zum zweiten Mal, jedoch erst ab 9 Uhr. Noch dürfen sie ausschlafen, aber ganz sacht wird hier die nächste Flohmarktgeneration herangezogen. Denn bei so viel Vorfreude und dem großen Andrang, bei der Gestaltung eines munteren Sonntags für so viele Menschen, wird der Kronberger Flohmarkt wohl stets Anziehungsmagnet für Verkäufer und Käufer, für Ausflügler und Freunde ulkiger und schöner Dinge bleiben. Schade nur, dass es doch noch anfing zu regnen.