Wird das Fritz Best-Museum aus seinem Dornröschenschlaf geweckt?

Bekannt war er vor allem als Skulpturen-Künstler, aber Fritz Best war auch Maler, wie diese Winterlandschaft zeigt.
Foto: privat

Kronberg. – Es ist ruhig geworden um das Fritz Best-Museum im Talweg 41. Viel zu ruhig. Denn seit dem Auszug des Bildhauers Herrmann zu Strassen aus Altersgründen, der sich seit den 80er-Jahren um das Erbe des Kronberger Bildhauers und Malers Frist Best (1894-1980) kümmerte, steht das Haus leer. Fritz Best hatte seinen gesamten Nachlass der Stadt Kronberg vermacht, mit der Maßgabe, das Haus nicht zu veräußern, auch nicht in Erbpacht. Statt dessen soll es als „Fritz Best-Gedächtnisstätte“ erhalten bleiben. Das ist der Stadt Kronberg durch den Einzug des Künstlers Hermann zur Strassen, der in dem Haus über 30 Jahre leben und arbeiten konnte, mit der Maßgabe, es gleichzeitig für die Besucher offen zu halten, auch gelungen. Zur Strassen lieferte den Besuchern fachlich fundierte Führungen und Ausstellungen durch das Haus und die Nachlässe des Künstlers Fritz Best. Mehr in den Blickpunkt gelang das abgelegene kleine Museum dann wieder, nachdem es der Kulturkreis in seine Kulturnacht als Veranstaltungsort integrierte. Auch wenn es vielleicht wenige Besucher waren: Wer den Weg hinunter ins das Tal fand, genoss das idyllische Künstlerhaus als kulturelle Begegnungsstätte.

Als es um den Umzug des Museums Kronberger Malerkolonie in die Villa Winter ging, kam das Fritz Best-Haus erneut ins Gespräch. Es gründete sich, unter Federführung von Manfred Bremen vom Aktionskreis Lebenswerte Altstadt, eine Initiative für „ein Haus der bildenden Künste“, die von zahlreichen Kronberger Künstlern unterstützt wurde. Doch um das Erbe Fritz Bests ebenfalls in der Villa Winter zu zeigen – die Kunstsammlung örtlich woanders innerhalb der Stadt zu platzieren, sei testamentarisch möglich, erklärte Bürgermeister Klaus Temmen damals – hätte die Villa Winter einen eigenen Anbau benötigt. Das aber war entsprechend der zu dieser Zeit schlechten Finanzlage der Stadt Kronberg nicht möglich. Bürgermeister Klaus Temmen versprach damals: „Wir verfolgen ebenfalls das Ziel, die Rahmenbedingungen für das Fritz Best-Museum zu optimieren, damit es in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Beachtung findet.“ Tatsächlich suchte die Stadt geeigneten Hausmietern, die idealerweise ihr eigenen Atelier dort einrichten sollten, jedoch mit der Maßgabe, eben auch weiter die Exponate von Fritz Best in geeigneter Weise zu präsentieren.

Lebendiges Künstlerhaus oder Verkauf?

Doch seitdem, seit zirka zwei Jahren wurde es wieder ruhig um das leerstehende Museumshaus. Wie der Erste Stadtrat Robert Siedler, in dessen Zuständigkeit bei der Stadt das Fritz-Best-Haus mittlerweile fällt, mitteilt, hatte der Magistrat damals die Idee entwickelt, den Nachlass des Kronberger Künstlers Fritz Best möglicherweise lieber an anderer Stelle zentraler im Ort präsentieren zu wollen, was das Testament rechtlich auch zuließe, wie Siedler erläutert. Noch prüfe er deshalb nun Möglichkeiten für diese neue Variante, nach der das Haus dann, vermutlich unter der Maßgabe, es zu erhalten, verkauft würde. Siedler will nun alle Varianten und Zahlen noch einmal für den Magistrat zusammentragen – die Hausrenovierung wird die Stadt ca. 250.000 bis 300.000 Euro kosten. „Über die laufende Miete wird jedoch auch Geld eingenommen werden“, so Siedler. Er selbst favorisiert persönlich die Variante eines Verkaufs nicht, selbst wenn das Haus im Bauhaustil unter Denkmalschutz gestellt würde, wie er offenbarte. „Ich denke, der Künstler Fritz Best gehört genauso wie die anderen Künstler auch zur Kronberger Kulturgeschichte.“ Sein Wirken ließe sich in seinem Haus, in dem er gelebt und gearbeitet habe, am besten nachempfinden. Auch wenn ins Tal vielleicht nicht so viele Besucher wie ins Malermuseum kommen würden, könne er sich bei entsprechendem Marketing, beispielsweise einem Rundkurs durch die Stadt, das Fritz-Best Museum als touristische Bereicherung der Stadt Kronberg gut vorstellen. Auch seien die Synergieeffekte nicht zu vernachlässigen, wenn man dort wieder einen Künstler ansiedeln würde, er selbst Ausstellungen macht und gleichzeitig auch den Skulpturen-Künstler Best vorstellt.

Vita Fritz Best

Fritz Best, am 9. Mai 1894 in der Kronberger Altstadt geboren, hatte zwei ältere Brüder und eine Schwester. Seine Mutter erkannte die Begabung seines Sohnes Fritz früh und förderte ihn nach ihren Möglichkeiten. Best erhielt Zeichenunterricht an der Volksschule, in Kronberg, entdeckte jedoch bald seine Vorliebe für das plastische Gestalten. Künstlerische Inspiration dürfte der kleine Fritz Best in Kronberg genügend erhalten haben, denn es war die Zeit, als sich in Kronberg viele Künstler zu einer Künstlergemeinschaft gruppierten, der Kronberger Malerkolonie. Best konnte schließlich mit 13 Jahren eine Lehre als Holzbildner bei einem bekannten Holzbildhauer in Frankfurt beginnen. Gleichzeitig besuchte er an der Frankfurter Gewerbe- und Kunstgewerbeschule weiter den Zeichenunterricht. Dank eines Stipendiums der Rothschild-Stiftung konnte er die Holzbildhauer-Fachklasse der Kunstgewerbeschule unter Leitung von Prof. Karl Mohr besuchen.Später wechselte er nach München an die Kunstakademie zu Prof. Erwin Kurz, wechselte aber1919 aufgrund der Nachkriegswirren wieder ans Städel in die Bildhauer-Fachklasse an der Städelschule bei Prof. Georg Bäumler zurück. Als Meisterschüler konnte er aufgrund seiner überzeugenden Arbeiten ein Atelier im Städel beziehen. Wie in einem Beitrag des Heimatforschers Helmut Bode geschrieben steht, gelang es Best als junger Künstler bald, einige seiner Arbeiten zu verkaufen, wohl auch dank einer freundlichen kunstverständigen Dame in Frankfurt, sodass er sich 1924 in Kronberg als freischaffender Künstler niederlassen konnte.

Best modellierte immer wieder Menschen in verschiedenen Situationen, aber auch Tiere in Bronze, seinem liebsten Werkstoff. So ist auf dem Schirnbrunnen in der Kronberger Altstadt eine Bäuerin mit Ziege als sich einprägendes Figurenduo entstanden. Viele Werke lassen seine Naturverbundenheit erkennen. Aus einem alten Zeitungsartikel geht auch hervor, dass Best seinerzeit schon um den Erhalt der Esskastanienbestände als Kronberger Kulturgut geradezu gekämpft hat.

Seine Tierdarstellungen sind häufig nicht idealisiert, sondern zeigen ihre Strapazen, wenn beispielsweise beim „alten Droschkengaul“ die Rippen hervortreten. Sehr einfühlsam und gelungen sind seine Kinderdarstellungen, wie der „kleine Philosoph“. Hermann zur Strassen fasst Bests Werk folgendermaßen zusammen: „Bests Stil ist im Nachimpressionismus angelegt, jener Mischung aus Klassizismus und Naturalismus, deren bekannteste Vertreter in Deutschland Richard Scheibe und Georg Kolbe waren. Der Altvater dieser Richtung war Auguste Rodin, der von 1840 bis 1917 lebte.“

Geschrieben steht über Fritz Best noch sehr viel mehr, einiges über ihn ist auch im Kronberger Boten schon veröffentlicht worden. Doch dank der Kronbergerin Christa Brandt, der Großnichte von Fritz Best, die als Schulkind bei ihrem Großonkel im Talweg mit ihrer Mutter regelmäßig ein und aus ging, gibt es sehr viel persönlichere Erinnerungen an den Bildhauer. Sie gewährt einen liebevollen und detaillierten Einblick auf das Leben des Bruders ihres Großvaters, dem Christa Brandt als Kind bei seiner Arbeit im Atelier über die Schulter schauen durfte. Ihre Erinnerungen fußen in der klaren Aufforderung an die Stadt Kronberg, dafür zu sorgen, Fritz Bests Haus und Werk der Öffentlichkeit schnellstmöglich wieder zugänglich zu machen.

Aber lesen Sie hier, in unserer Weihnachtsausgabe selbst, welche Erinnerungen Christa Brandt an ihren Großonkel hat und was sie über ihn herausgefunden hat.

Auf den folgenden Seiten finden sie übrigens nicht nur diese „Lieblingserinnerung“, sondern auch erfundene „Lieblingsgeschichten“ aus der Schreibstube Kronberg sowie einige „Lieblingsorte“, von Lesern und von den Mitgliedern des Kamera Klub Kronberg, die für den Kronberger Boten ihre „winterlichen Lieblingsorte“ vorstellen.

Viel Spaß beim Lesen und ein frohes Fest wünscht Ihnen

Ihre Miriam Westenberger

Blick auf einen Teil des Fritz-Best-Hauses, dass unter anderem über einen idyllischen Garten verfügt.

„Mutter gebeugt“ von Fritz Best

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