Gemeinschaftskasse Taunus offiziell an den Start gegangen

Honoratioren und die Mitarbeiter der Gemeinschaftskasse haben seit Monaten auf diesen Moment hingefiebert. Kassenleiterin Henny Gelhart drückte daher nur allzugerne symbolisch auf den roten Buzzer, um das Startsignal für den „Echtbetrieb“ zu geben. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Die Pflasterarbeiten vor dem frisch sanierten Gebäude in der Katharinenstraße 12 waren zwar ebenso wenig abgeschlossen wie das Ausräumen von Umzugskartons, nichtsdestotrotz ist die aus den drei bisher eigenständigen Stadtkassen der Kommunen Königstein, Kronberg und Steinbach neu gebildete, insgesamt nun für rund 43.000 Einwohner zuständige, Gemeinschaftskasse Taunus am Montag mit einer kleinen Feierstunde offiziell in den „Echtbetrieb“ gegangen.

Damit ist nach dem gemeinsamen Standesamtsbezirk Kronberg, Königstein und Glashütten sowie der Übernahme der Standesamtsaufgaben der Stadt Steinbach durch das Kronberger Standesamt ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) gesetzt worden. Der Großteil der Kronberger, Königsteiner und Steinbacher wird diese Veränderungen zwar lediglich beim Erhalt von Steuerbescheiden registrieren, weil nunmehr die Wappen aller drei Städte den Briefkopf zieren, da der allergrößte Teil des Zahlungsverkehrs jedoch bargeldlos erfolgt und die bisherigen Bankverbindungen weiterhin Bestand haben, ändert sich bei den meisten nichts am bisher üblichen Prozedere.

Ausnahmen bestätigen jedoch bekanntlich die Regel. „Manch einer ist ganz froh, wenn er die Bezahlung seines Knöllchens, nicht über das Konto abwickeln muss, sondern bar bezahlen kann, dazu müsste derjenige allerdings nun die Kronberger Räumlichkeiten in der Katharinenstraße 12 aufsuchen“, gaben Projektleiter Andreas Feldmann und die Leiterin der Gemeinschaftskasse, Henny Gelhart, ein anschauliches Beispiel. Auch unter den Hundebesitzern gäbe es nach wie vor einige, die die Hundesteuer lieber bar bezahlen. In das Aufgabengebiet der Gemeinschaftskasse fallen jedoch weiterhin ausschließlich Steuer- und Vollstreckungsangelegenheiten; wer beispielweise einen Personalausweis beantragt, zahlt die dann anfallenden Gebühren bar im jeweiligen Bürgerbüro.

Drei Jahre Vorlaufzeit

Die Komplexität dieses innovativen hessischen Vorzeige-IKZ-Projekts zeigt allein schon die dreijährige Vorlaufzeit. Mit einer ersten zaghaften Formulierung eines Gedankens während eines Treffens der drei Bürgermeister Klaus Temmen (Kronberg, parteilos), Leonhard Helm (Königstein, CDU) und Dr. Stefan Naas (Steinbach, FDP) im Königsteiner Rathaus im Jahr 2010 war es nämlich bei Weitem nicht getan. In der Folge galt es nach dem erfolgreichen Abklopfen der generellen Realisierungschancen nicht nur umfangreiche Detailarbeit in puncto Standortfrage, Technik sowie Zusammenstellung und Vorbereitung des Mitarbeiterstabs zu leisten, sondern wie Leonhard Helm verriet, war der Weg zusätzlich mit gesetzlichen Hürden gepflastert.

Sein Steinbacher Pendant Dr. Stefan Naas lobte in diesem Zusammenhang die längst zwischen den drei Kommunen entstandene „Vertrauenskultur“, ohne die eine Realisierung undenkbar gewesen wäre.

Mit Lob und Ansporn sparten auch die neben den drei Rathauschefs, Projektleiter Andreas Feldmann und Kassenmitarbeitern ebenfalls in die Kronberger Villa Bonn geeilten Bertram Huke, Geschäftsführer des IT-Partners ekom 21, Claus Spandau (Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für Interkommunale Zusammenarbeit Hessen) und Rainer Christian Beutel, Vorstand der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement in Köln nicht. „Dieses Projekt wird sicher noch Nachahmer finden“, zeigte sich Huke überzeugt. Große Aufmerksamkeit ist jedenfalls momentan gewiss, denn laut Claus Spandau handelt es sich um „das bisher größte von Kommunen umgesetzte Kassenprojekt“. Zur Übergabe des Förderbescheids des Landes Hessen über 75.000 Euro war im Sommer sogar der hessische Innenminister Boris Rhein in die Burgstadt gereist.

Nach bisherigen Berechnungen sparen die drei Städte durch diese Umstrukturierung im kommenden Jahr nicht nur zirka 90.000 Euro, sondern tragen auch zur Steigerung der Qualität bei. So können im siebenköpfigen Kassenteam beispielsweise krankheits- und urlaubsbedingte Fehlzeiten besser ausgeglichen werden.

Diplom-Verwaltungswirtin Henny Gelhart, die sich von der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf in den Taunus wechselnd mit der Übernahme der Leitung der Gemeinschaftskasse einer neuen Herausforderung stellt, blickt nach der zurückliegenden Übergangszeit in der Villa Winter optimistisch den nächsten, spannenden Wochen entgegen. „Wir haben uns intensiv vorbereitet und hoffen trotz der ebenfalls in diesen Monaten anstehenden SEPA-Umstellung, dass alles reibungslos funktioniert“, so die 32-Jährige.

Eines wurde während der Feierstunde im Rathaus ebenfalls mehr als deutlich: Die Umsetzung weiterer IKZ-Projekte scheint lediglich eine Frage der Zeit zu sein.



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