Hans Strothoff: Von einem der auszog und handelte

Kronberg (aks) – Der Wirtschaftsclub Rhein-Main hatte ins Schlosshotel eingeladen, um einen Mann zu würdigen, der als Pionier in der Möbelbranche gilt und diese seit 35 Jahren gehörig aufrüttelt: Die Rede ist von Hans Strothoff, Familienunternehmer und Vorstandsvorsitzender der MHK-Group in Dreieich und Ehrensenator der Goethe-Universität, der als Self-Made-Man immer das lebte, woran er glaubte. Er hätte es zwar lieber, dass ein Dritter seine Erfolgsstory erzählt, „das hat doch immer so ein G’schmäckle“, aber für die 150 Gäste ist es eben doch mitreißend, den Unternehmer, der dieses Jahr 65 Jahre alt wird, selbst über sich und seine Geschäftsmodelle sprechen zu hören. Als Industriekaufmann in einem Industrieunternehmen wechselte der gebürtige Bremer schnell zu einem Möbelhersteller und zog von Köln nach Stuttgart, wo er in jungen Jahren viel Verantwortung übernahm: „Die Modelle mussten fliegen“. Der Wunsch, „was Eigenes auf die Beine zu stellen“, trieb ihn an. Der Umzug nach Frankfurt gab dann den Ausschlag für die Gründung einer eigenen Gesellschaft. Wer Unternehmer sein will, der muss „Chancen erkennen, Nischen nutzen, der braucht Wille und Nervenstärke und vor allem ein gut funktionierendes Netzwerk“ – „Wer das nicht hat, ist auf dem Holzweg!“ Da ist er sich ganz sicher.

Er zeichnete ein lebendiges Bild von den Anfängen, als er noch höchstpersönlich mit einem Mitarbeiter Händler und Lieferanten anrief – Handys und Laptops gab es noch nicht. Die Telefonzellen waren im Sommer brüllendheiß und im Winter eiskalt. „Das waren harte und entbehrungsreiche Zeiten! Wir hatten nichts weiter als unsere blauen Augen – wir haben daran geglaubt!“. Die erste Zentrale war sein Wohnzimmer in der Großen Friedberger Landstraße. Er hatte eine Vision, die er als Unternehmer erfolgreich verwirklicht hat – „mit der eigenen Hand am Arm“. Heute beherrscht Strothoff den Möbelmarkt nicht nur mit der international agierenden MHK-Group, sondern auch dank der eigenen Software-Firma CARAT und einer eigenen Bank, der Cronbank. Der wichtigste Wert, den er im Unternehmen vermitteln möchte, ist die Gemeinschaft. Früher wie heute war es für ihn immer wichtig zu hundert Prozent informiert zu sein: Was tust du in dieser Branche? Was passiert am Markt?

Da er nach dem letzten Rentenbescheid nur mit 127,40 Euro im Monat Rente rechnen kann, muss er auch noch ein bisschen weitermachen, feixte er. Die Mitglieder des Wirtschaftsclubs amüsierten sich köstlich. Ende der 70er-Jahre waren Küchenfachgeschäfte mit Fachpersonal und individueller Beratung neu, sie mussten sich gegen die Großflächen durchsetzen. Es mangelte in allen Bereichen, aber vor allem am strategischen Einkauf. Die Gerätehersteller gewährten den Großflächen zwischen 10 und 18 Prozent Preisnachlass, während die Fachhändler schlechter gestellt waren, „die konnten nur mit Herzblut und Fachwissen punkten“. Strothoffs Idee war einfach: „Ich handle für die Fachgeschäfte, die bei mir im Verband sind, bessere Preise aus“ – so entstand das „musterhaus küchen-Konzept“. Auf Bierdeckeln erklärte er dem Handel worum es ging, Handschlag und Unterschrift besiegelten das Geschäft: „Topp, der Deal gilt!“ Nach einem Jahr waren es bereits 100 Mitglieder, die von der Win-Win-Situation profitierten. Das hatte ihm keiner der Lieferanten geglaubt.

Sein Geschäftsmodell sprach sich schnell herum, weil es so einfach war, der Verband wuchs rasant: „Je einfacher es ist, je schneller man es begreift, umso schneller stellt sich der Erfolg ein!“ Zitat Strothoff. Heute beschäftigt die Zentrale in Dreieich zirka 400 Mitarbeiter.

Seine Hauptversammlung in Berlin gilt als die Veranstaltung in der Möbelbranche. Als Einkaufsverbund ist er die Nummer eins in Deutschland und mit 2.000 Fachgeschäften und 4 Milliarden Umsatz der „Küchenumsetzer“ in Europa. Sein Ziel war immer, den Fachhandel am Leben zu erhalten durch die Kraft der Gemeinschaft. Als Unternehmer weiß er: „Der Mittelstand ist nur überlebensfähig, wenn man in allen Bereichen profitabel arbeitet“. In der Werbung schaffte er den Durchbruch mit seinem Radio-Jingle „musterhaus küchen-Fachgeschäft“, das bis heute einen Bekanntheitsgrad von über 90 Prozent hat. Auch einige Zuhörer im Saal summten eifrig mit. Vor 20 Jahren begann er das Franchise-Geschäft mit den REDDY-Küchen, die statt durchschnittlich 11.800 nur 6.500 Euro kosteten, weil sie schlichter waren – auch diese Neuerung war ein voller Erfolg.

Die MHK-Group heute ist mehr als ein Einkaufsverband, sie ist eine Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt – das führt zu einem leistungsstarken Zusammengehörigkeitsgefühl bei Mitarbeitern, Händlern, Lieferanten. Mit seiner eigenen Software-Firma, die inzwischen 60.000 Anwender bedient, auch Segmüller, und einer eigenen Bank, die Absatz- und Unternehmensfinanzierung anbietet, bindet er immer mehr Firmen an MHK – alles bleibt transparent, weil man die Branche und die Akteure kennt. „Geschäfte werden mit Menschen gemacht“. Strothoff liest auch heute noch Besuchsberichte seiner Mitarbeiter, um zu sehen, wie es um die Kommunikation im Haus bestellt ist.

Ohne visionäres Unternehmertum kann es keinen Wachstum geben: „Der rote Faden muss sein, trotzdem kann man ihn anreichern durch weitere visionäre Ideen“.

Die Innovation ist seiner Meinung nach „der Treibstoff, der uns ständig nach vorne bringt“. Er ist stolz auf seine „Super-Mitarbeiter“, auf die er sich verlassen kann. In der Führungsebene gibt es so gut wie keine Fluktuation: „Wir leben mit den Firmen“.

Dass er flugs vor fünf Jahren noch eine internationale Schule, „Strothoff International School“ in Dreieich, gründete, liegt auch an den Werten, mit denen er groß geworden ist, die er im eigenen Unternehmen lebt und die er an künftige Generationen weitergeben möchte. Zuhause hieß es immer: „Ohne Fleiß kein Preis!“ Das hat Hans Strothoff erfolgreich beherzigt und so als Kaufmann und engagierter Bürger Ehre und Ansehen gewonnen. Seine Botschaften sind ebenso eindringlich wie einprägsam, da spricht jemand, der die Gemeinschaft über das heute viel geliebte Ego stellt und der genau weiß, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Hilke Vogler vom Wirtschaftsclub mit Hans Strothoff von der MHK-Group

Foto: Sura



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