Hessisch Gebabbel zur Einstimmung auf Weihnachten

Der urige Recepturkeller bot den passenden Rahmen für eine Auszeit vom hektischen Alltag unter Anleitung der 1. Kronberger Laienspielschar Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Der Blick auf den Kalender offenbart zwar unmissverständlich das beharrliche Näherrücken des Heiligen Abends, doch bei den meisten ist bisher statt Besinnlichkeit und Innehalten Hektik und Stress angesagt. Abhilfe bot am Sonntagabend die 1. Kronberger Laienspielschar, die zu einem weihnachtlichen Mundartabend unter dem Motto „Zünd‘ an das Licht“ in den Recepturkeller geladen hatte. Im Vordergrund stand an diesem Abend nicht das Anzünden des dritten Kerzleins am Adventskranz, sondern das Entflammen eines Lichtleins in den Herzen der Menschen.

Das einstündige Programm umfasste neben traditionellen und neuen Weihnachtsliedern Gedichte und Geschichten – natürlich in schönstem Hessisch – und damit die perfekte Mischung, mal zum Nachdenken anregend, mal festlich-feierlich und oft mit einem humorigen Augenzwinkern gewürzt, in die Vorweihnachtszeit einzutauchen.

Nach dem einstimmenden musikalischen Klassiker „Alle Jahre wieder“ lauschten die Zuhörer dem ersten Gedicht, das von der offenbar immer am Weihnachtsmorgen aus dem Loch „krieschenden Weihnachtsmaus“ handelte. „Es ist sonderbar, denn einmal nur im ganzen Jahr entdeckt man ihre Fährte.“ Die Indizien könnten erdrückender jedoch kaum sein, denn in der Küche fehlt plötzlich Marzipan und vom Baum verschwindet der Weihnachtsmann aus Eierschaum. Doch der Mutter dämmert es nach kurzer Zeit und sie sagt: „Sind erst die Süßigkeiten fort, ist auch die Maus verschwunne“.

Erfahrungsgemäß empfinden Kinder die Weihnachtszeit als besonders mystisch. In Anbetracht kaum zu bändigender Vorfreude und dem daraus resultierenden Bestreben das ganze Prozedere erheblich zu beschleunigen, kommt der eine oder andere Sprössling durchaus auf die Idee, Aktionen wie eine Blitzentleerung des Schokoladen-Adventskalenders oder das Anzünden aller Kerzen weit vor dem vierten Advent veranlasse das Christkind möglicherweise dazu, die Geschenke früher unter den Baum zu legen. Da bisher jedoch kein Fall bekannt geworden ist, wo diese Maßnahmen auch von Erfolg gekrönt wurden, bleibt schließlich doch nur die Erkenntnis, „abwarten bis zum 24. Dezember“.

Noch mehr Schmunzler und großen Applaus erntete der Vortrag eines Großvater (Laienspielschar-Urgestein Helmut Ebner) und seines Enkels (Nicolas Reinhardt), die von den Nöten einer Familie bei der Besetzung ihrer Krippe berichteten, nachdem die eigentlichen Figürchen den Aufenthalt auf der Heizung nicht schadlos überstanden hatten. Wohl dem, der sich kreativ zu helfen weiß. Als Christkind-Ersatz liegt nun Asterix in der von einem Esel, einem Ochsen, einem Nilpferd und einem Dinosaurier bewachten Strohwiege und Besuch erhält er von zwei heiligen Königen und – einem heiligen Batman. „Und rechts neben dem Stall, hat mei Schwester, das Gewitteraas, noch das Rotköppche gesetzt“, setzte der Jugendliche zur Begeisterung des Publikums noch einen drauf. Unvergessen ist nach wie vor die vor zehn Jahren verstorbene Heimatdichterin und Heimatforscherin Hanna Feldmann, deren Name eng mit dem erfolgreichen Werdegang der 1. Kronberger Laienspielschar verknüpft ist. Unter ihren Fittichen etablierte sich der 1961 gegründete Verein endgültig im Kronberger Kulturleben. Der Kronberger Ehrenbürgerin, Ehrenmitglied ihres Vereins, lag zeitlebens die Pflege der Mundart in besonderer Weise am Herzen, einige von ihr verfassten Gedichte wurden im Verlauf des weihnachtlichen Mundartabends vorgetragen. Mit einem gemeinsam mit dem Publikum gesungenen „Oh du Fröhliche“ ging dieses kurzweilige Programm schließlich zu Ende. Im Anschluss war ausreichend Gelegenheit, bei einer Suppe ins Gespräch zu kommen und den Abend ganz gemütlich ausklingen zu lassen. Die Laienspielschar hat übrigens in den letzten Monaten männlichen Zuwachs bekommen und wird auch im kommenden Jahr mit diversen Veranstaltungen zur Bereicherung des kulturellen Lebens in der Burgstadt beitragen.



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