Ein „Hoch“ auf den Apfelmarkt und den Äppelwoimaster

So sieht echte Freude aus: Stefan Mausolf (Mitte) hat gerade erfahren, dass er der „Kronberjer Äppelwoimaster 2015“ ist. Zweite wurden die Thäler Skatbrüder (mit Bernd Girold links auf dem Foto vertreten) und Dritter Helmut Krieger (zweiter von rechts) mit den Gratulanten (ganz rechts Bürgermeister Klaus Temmen). Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – „Es ist nicht nur das Kaiserwetter, das heute für viele Besucher auf dem Apfelmarkt gesorgt hat, es ist vor allem das Flair des Marktes“, verriet Bürgermeister Klaus Temmen am frühen Nachmittag auf dem Zehntscheunenplatz zur feierlichen Prämierung des „Kronberjer Äppelwoimaster 2015“. Er sei als der gemütlichste unter den allseits beliebten Kronberger Märkten bekannt. Und damit verriet er kein Geheimnis, längst gilt er weit über die Grenzen Kronbergs hinaus als Geheimtipp, um traditionsgemäß den Herbst und seine Gaben zu feiern, allen voran die Äpfel von Kronbergs Streuobstwiesen. Umweltverbände, und Naturfreunde, Kindergärten und Schulen, Kinder und Eltern waren schon Tage vorher unterwegs, um Äpfel zu sammeln. Schließlich war die Wettervorhersage gut, und so war klar, der Süße würde wieder in Hülle und Fülle frisch gepresst sofort verkauft, genauso wie die gebratenen Apfelringe oder die duftenden Apfelwaffeln und Apfelwürstchen oder die mit Schokolade glasierten Äpfel am Stiel. Auch die Pfadfinder hatten einen Tag lang die Ärmel hochgekrempelt und waren mit 40 Kilo Äpfeln zum Keltern gut dabei. Und Kinder, die Maronen für die Flüchtlingshilfe verkauften, als „fliegende Händler“ mit dem Handwagen in den Altstadtgassen unterwegs, wurden ebenfalls gesichtet. Auch der Zwiebelkuchen, den die Pfadfinder unter Mithilfe der Mütter anbieten konnten, fand reißenden Absatz, während an anderer offizieller Stelle die Kartoffelpuffer doch tatsächlich schon am frühen Nachmittag ausverkauft waren. Der Eingang zum Recepturhof war flankiert von den Obstbauern Rapp und Krieger, die Kilo über Kilo mit dem schmackhaften Obst abpackten. Ein paar Meter weiter drehte sich die Hobby-Kelter Stunde um Stunde: Mütter und Väter sorgten hier zusammen mit ihren Kindern dafür, dass es frischen Süßen gab und der Nachwuchs aus nächster Nähe sehen kann, wie der hergestellt wird. Zusätzlich hatten die Kronberger Elterninitiative Kinderhaus (KEK) als auch der Kronberger Waldkindergarten „Kronberger Wurzelkinder“ einen eigenen Stand. Die Bastelplätze beim Waldkindergarten und der KEK waren den ganzen Tag über stark frequentiert: Am Stand des Waldkindergartens wurden stachelige Wildschweine und Igel gebastelt, bei der KEK entstanden Windspiele aus Zapfen und Nüsse und Beeren für die Vögel als dekorativer Gartenschmuck. An allen Ecken und Enden waren tatkräftige Bürger im Zeichen des Apfels unterwegs. Yvonne Richter, Leiterin des Umweltreferats der Stadt Kronberg, freute sich sichtlich über die gelungene Zusammenarbeit der Vereine und über das großartige Eigenengagement der einzelnen Teilnehmer, ohne das es den Markt gar nicht mehr geben würde. Die Zehntscheune bildete neben den Verkaufsständen der Kronberger Bücherstube oder des Kamera Klubs mit seinen vielseitigen Kronberg-Kartenmotiven einen geballten Informationspool: Am Stand der Montessori-Schule beispielsweise konnte Wissenswertes über Artenvielfalt im Naturgarten, über Insektenhotels und Nistkästen abgerufen werden. Während sich die Eltern gerne beraten ließen, waren die Kinder lieber tatkräftig mit Hammer und Nägeln beschäftigt, die Nistkästen zusammenzubauen oder nebenan gleich bunt anzumalen. Wer aus den vergangenen Jahren schon mehrere davon im Garten hängen hatte, der konnte sich statt dessen einen umweltfreundlichen Beutel mit bunten Äpfeln bedrucken oder sich eine Kerze aus feinstem Bienenwachs selbst drehen. Es gab Informationen zum Thema Energieeinsparung genauso wie zu den echten Flugakrobaten, den Mauerseglern. Dessen Experte, Erich Kaiser, der auf seinem Dachboden 47 Nistplätze für Mauersegler hat (das erste Paar brütete bei ihm 1956), zeigte stolz einen Fernsehbeitrag, den RTL bei ihm über die Vögel gedreht hat, die, wie die Kraniche auch, gerade wieder auf dem Weg in den Süden sind. „Sie fliegen nach wie vor bis nach Südafrika“, erklärt Kaiser, „denn sie sind Insektenfresser und nur dort können sie im Winter sicher sein, genügend Nahrung zu finden.“ Nebenan warteten einige Marktbesucher geduldig in der Schlange, bis sie mit ihren Äpfeln zur Obstsortenbestimmung an der Reihe waren. Der erste Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Heiko Fischer, hatte mit seinen Helfern dieses Jahr in der Zehntscheune einen Tisch anbauen müssen, so viele Sorten gab es zu bestaunen. „Im Anbau haben wir in Kronberg rund 200 Apfelsorten“, verriet er. Wollte man die alle zeigen, müsste man wohl die Scheune vergrößern.“ Doch Mutter Natur sorge dafür, dass nie alle Sorten tragen. Allerdings hatte er, der sich seit Jahrzehnten mit leidenschaftlichem Engagement für den Erhalt der Streuobstwiesen einsetzt, nicht damit gerechnet, dieses Jahr auf stolze 133 Sorten zu kommen. „Der Sommer war ausgesprochen trocken und heiß, das hat bei einigen Sorten auch die Ernte beeinflusst, aber doch nicht so vielen Sorten geschadet, wie gedacht“, verriet er. Die Äpfel, die früher reif waren wie beispielsweise der aromareiche „Rote Gravensteiner“, der aber aufgrund seiner schlechten Haltbarkeit kaum noch angebaut wird, lagerten bis zu diesem großen Tag extra im Kühlhaus.

Für die alteingesessenen Kronberger ein ganz besonderer Höhepunkt des Apfelmarktes, der zu jeder Tageszeit volle Straßen und Plätze bot war die Prämierung des eingangs schon erwähnten „Kronberjer Äppelwoimaster 2015.“ 29 Teilnehmer hatten dieses Mal teilgenommen und einen „hervorragenden Schoppen“ gekeltert, wie die Jury feststellte. „Die Qualität des Apfelweins, der abgeliefert wurde und verdeckt verkostet wurde, war in der 2014er-Saison durchgängig richtig gut, trotz des kühlen Sommers“, berichtete Jurymitglied Michael Stöckl, Deutschlands erstem Apfelwein-Sommelier und neben Stefan Schmidt, Stefan Herberth und Heinz Peter in der Jury. Der Vorsitzendes des Altstadtkreises, Hans-Willi Schmidt, nutzte die Gunst der Stunde, um sich bei allen Marktaktiven, allen voran auch Yvonne Richter, für den Einsatz zu bedanken und das Thäler Kerbepärchen 2015, Martina Kunkel und Thorsten Buss, die den Siegerbembel übergaben, kurz vorzustellen: Doch dann endlich wurde das Geheimnis gelüftet: Zum zweiten Mal nach 2013 ist Stefan Mausolf „Kronberjer Äppelwoimaster“, seine Freude kannte keine Grenzen, aber auch die zweiten „die Thäler Skatbrüder“ und der Dritte, Helmut Krieger, alle keine Unbekannten auf den ersten Plätzen, freuten sich. Und weil ja allen Dreien von offizieller Seite aus bestätigt worden war, dass sie allesamt „hochwertige Stöffche“ produziert hatten, wurde im Anschluss sogleich noch der eine oder andere „Schoppe gepetzt“. Die passende wie schmackhafte Grundlage für den Äppelwoi bot der Handkäs‘ mit Musik vom Stand des Obst- und Gartenbauvereins, sodass hier oder an einem der anderen Stände mit kulinarischen Köstlichkeiten vom Recepeturhof bis hinauf in die Tanzhausstraße Besucher und Einheimische gleichermaßen auf ihre Kosten kamen.



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