Junge Musiker stellen ihr Talent in den Dienst der guten Sache

Mit ihrer Interpretation der Werke von Robert Schumann und Johann Sebastian Bach begeisterte die 16-jährige Cellistin Helene Winkler das Publikum beim Charity-Konzert im Schlosshotel.

Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – So jung wie beim diesjährigen Charity-Weihnachtskonzert der Söllhuber Stiftung am Sonntag im Schlosshotel waren die jungen Musikerinnen und Musiker noch nie, die ihr Talent in den Dienst der guten Sache stellten, um Geld für Augenoperationen von an Grauem Star erkrankten Kindern in Bangladesch zu sammeln. Und so international auch noch nicht.

Der jüngste, der gerade sechs Jahre alte Dong-Oh Yang, der unbekümmert und mit verblüffender Sicherheit und Fingerfertigkeit zum Auftakt die Sonatina C-Dur op. 151 Nr. 4 für Klavier von Anton Diabelli spielte, stammt aus Korea. Der drei Jahre ältere Jeremias Katsouris, der mit Schwung und viel Temperament Franz Schuberts Impromptu op. 90 Nr.2 erklingen ließ, stammt aus einer chinesisch-griechischen Musikerfamilie. Der zehnjährige Andreas Salaru, der mit großer Ernsthaftigkeit und bewundernswerter Reife nicht nur „Allemande“ und „Courante“ aus Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 5 G-Dur, sondern auch Chopins gefühlvollen Walzer e-Moll interpretierte, kommt aus Rumänien. Und der 17-jährige Pianist Mohin Jan Fariod, der im zweiten Teil des Konzerts das Publikum mit seiner sensiblen und ausgereiften Darbietung von Ludwig van Beethovens Mondschein-Sonate, Pathétique und Chopins Etüde „La mer“ begeisterte, hat polnisch-afghanische Wurzeln. Der Botschafter von Bangladesch, der zu dem Konzert aus Berlin hatte kommen wollen und den Kreis der Bürger aus vielen Regionen der Welt noch um ein weiteres Land ergänzt hätte, war allerdings erkrankt und hatte kurzfristig absagen müssen.

Deutschland war natürlich auch vertreten: mit dem Trompeter Finn Bratz und seinem Klavierpartner Theo Wachs, beide gerade einmal zehn Jahre alt, die souverän den dritten Satz aus der zweiten Suite von Georg Philipp Telemann und den „Prince of Denmark´s March“ von Jeremiah Clarke spielten, dem 14-jährigen Klarinettisten Laurenz Thielecke, der hingebungsvoll Variationen von Carl Maria von Weber intonierte, der eigens aus Dresden angereisten 16-jährigen Cellistin Helene Winkler, die die Fantasiestücke 1 und 3 von Robert Schumann und den ersten Satz aus Bachs Solo-Suite auf überzeugende Art zum Leuchten brachte, und mit der Geigerin Lara Noltze, die „Un poco triste“ von Josef Suk, den virtuosen Tanz der Kobolde „La Ronde des Lutins“ op. 25 von Antonio Bazzini und die „Carmen Fantasy“ op. 25 von Pablo de Sarasate spielte.

Dass sie mit ihren 18 Jahren ebenso wie Mohin Jan Fariod, mit dem sie gemeinsam den zweiten Teil des Konzerts gestaltete, nun aus dem Kreis derjenigen herauswächst, die nach dem Motto der Charity-Konzerte „Kinder musizieren für erblindete Kinder in Bangladesch“ in dieser Veranstaltungsreihe auftreten dürfen, machte sie traurig und sorgte für ein paar Tränen, war es doch ihre Idee und Initiative gewesen, die Konzerte ins Leben zu rufen. Aber Angelika und Dr. Andrés Söllhuber hatten einen Trost bereit: Sie wollen demnächst ein Alumni-Konzert veranstalten, in dem viele der jungen Musiktalente noch einmal auftreten und spielen dürfen, die in den vergangenen zehn Charity-Konzerten dabei waren.

Bei so viel gebündeltem Talent, das die Gäste des Weihnachtskonzerts im Schlosshotel überraschte und begeisterte, sind die Kinder und Jugendlichen ganz „normal“ geblieben. Die Jungen spielen leidenschaftlich gerne Fußball, schwärmen für den argentinischen Fußballstar Lionel Messi, wollen später einmal Autos entwerfen und bauen, hätten gerne weitere Haustiere, weil sie später Tierarzt werden möchten oder wünschen sich sehnlichst, einmal ein Konzert des russischen Starpianisten Jewgenij Kissin besuchen zu dürfen.

Zu Beginn des Konzerts hatten die beiden Kronberger Orthopäden Dr. Carsten Braune und Dr. Stefan Gouder Angelika und Dr. Andrés Söllhuber mit einem Tausend-Euro-Scheck überrascht. Sie seien zwar keine Augenärzte, meinten sie, aber wollten dennoch ihren Beitrag dazu leisten, wieder Licht in die Welt erblindeter Kinder zu bringen.

In der Pause lud das Schlosshotel die großen und kleinen Konzertbesucher zu weihnachtlichen Leckereien und Punsch mit und ohne Alkohol ein. Unter den Gästen waren auch Vertreter von Piano-Schulz, die seit Jahren unentgeltlich den Grotrian-Steinweg Flügel zur Verfügung stellen, und der Deutschen Bank Kronberg, die jeweils den Transport des Instruments sponsert. Und jeweils mit einem großen Blumenstrauß, den das Oberhöchstädter Blumengeschäft Ballenberger gestiftet hatte, bedankten sich Söllhubers zum Abschluss bei den beiden Pianistinnen Svetlana Grodzenski und Olga Erke-Naberejnikh, die die jungen Solistinnen und Solisten einfühlsam auf dem Flügel begleitet hatten.



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