Von Kronberg aus aufs internationale Parkett – Holger Pritzer wird 60

Auch als Fred Feuerstein gibt Pritzer eine gute Figur ab. Foto: Puck

Kronberg (pu) – Seit knapp 29 Jahren drücken Kronberger unter seinen Fittichen die „Schulbank“, versuchen sich mehr oder weniger erfolgreich an Figuren mit Namen „Schlängelei“, „Türkisches Handtuch“, „Brezel“ oder „Körbchen“, werden fit gemacht in Sachen Umgangsformen und als Sahnehäubchen obendrauf lernte der eine oder andere unter seiner Regie sogar den Partner fürs Leben kennen. Kurzum: Tanzschul-Chef Holger M. Pritzer ist wahrlich kein Unbekannter in der Burgstadt. Am morgigen Freitag, 8. Mai, blickt Holger Pritzer auf sechzig kein bisschen als langweilige Lebensjahre zurück.

1986 nach Kronberg gezogen

Als der 1955 in Wiesbaden Geborene 1971 seine Unterschrift unter das Anmeldeformular zur ersten Tanzstunde in der örtlichen Tanzschule Weber setzte und mit diesen ersten Grundschritten seinem weiteren Lebensweg eine ganz entscheidende Wende gab, ahnte niemand, dass dieser junge Mann 15 Jahre später, Mitte August 1986, in Kronberg gemeinsam mit Erich Bauer im Westerbach-Center die Tanzschule Bauer, Kronberg, eröffnen würde. Zwar eilte ihm durchaus der Ruf voraus, als DJ die Häuser gefüllt zu haben und über das in diesem Beruf so wichtige gewisse Maß an Kreativität zu verfügen, dennoch gingen Bauer und Pritzer mit vielen Ideen, aber auch mit einer gewissen Nervosität an die Umsetzung ihres Konzeptes heran. Es war nicht kalkulierbar, ob die Kronberger eine Tanzschule im edlen Ambiente mit modernen Ideen überhaupt annehmen würden. Diese Sorgen der beiden Kronberg-Neulinge erwiesen sich rasch als unbegründet, das junge Unternehmen florierte. Endgültig verlor Holger Pritzer sein Herz jedoch an die Burgstadt, als er in dieser Zeit eine junge Oberhöchstädterin namens Susanne „Susi“ in der Tanzschule kennen- und liebenlernte. Als nur zwei Jahre nach der Eröffnung die beiden zur Verfügung stehenden Tanzsäle aus allen Nähten platzten, entstand mit Einverständnis des Vermieters durch Umbauarbeiten der Spiegelsaal.

1990 wurde ein weiterer wichtiger Meilenstein im Pritzer‘schen Lebenslauf – mit der Heirat seiner Susi und dem Kauf von Bauers Firmenanteilen, der damit Kronberg den Rücken kehrte. Sich gegenseitig inspirierend und hochmotiviert startete das junge Ehepaar gemeinsam mit einem Team, das bereit war, die sprudelnden Ideen mitzutragen und umzusetzen, richtig durch, setzte neue Maßstäbe. Auch das private Familienglück kam nicht zu kurz und war mit dem im Februar 1994 geborenen und inzwischen in der Schweiz studierenden Sohn Felix perfekt.

Tanzen leicht gemacht

Eine Vielzahl derer, die in den Räumlichkeiten des Westerbach-Center bisher als Jugendliche oder erwachsene Paare in Anfängerkursen das tänzerische Einmaleins lernten, blieben – vom „Virus“ Tanzen befallen – Wochen, Monate oder gar Jahre dabei. Die Empfehlung der von Pritzer entwickelten und mit viel Spaß garnierten Leichtlernmethode in modern und dennoch gemütlich eingerichteten Räumlichkeiten war sowohl in der Taunus-Region als auch auf internationalem Parkett, den Tanzlehrerkreisen, die Folge. Das Erfolgsmodell wurde richtungsweisend für viele weitere Tanzschulen, nicht nur in Deutschland, sondern später auch in Teilen Europas. Der Nachfrage Rechnung tragend, startete die Tanzschule Pritzer daher vor zehn Jahren einen weiteren Versuchsballon mit zusätzlichen Kursen im benachbarten Oberursel, fasste auch dort Fuß und eröffnete schließlich Pfingsten 2012 im ehemaligen Oberurseler Bahnhof.

Vom verhältnismäßig kleinen Kronberg im Taunus aus, ging der Name Holger M. Pritzer um die Welt. Bis zum heutigen Tag unterrichtet er regelmäßig auf dem INTAKO, dem weltgrößten Tanz-Kongress und auf europäischer Ebene, hat zwei Tanzlehrbücher geschrieben, und war Fernsehtanzlehrer im ZDF. Der Meister seines Fachs, längst Kultfigur, gibt seine Erkenntnisse an den Nachwuchs weiter. Seine Schautanz-Formationen wurden für große gesellschaftliche Ereignisse gebucht. Im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrer-Verbandes veranstaltete die Kronberger Tanzschule sogar Deutsche Meisterschaften in Standard und Latein. Das vor 15 Jahren eingeführte Clubsystem der Ausbildungstanzschule war logische Konsequenz und es überrascht keinesfalls, dass auch die Idee für ein Tanzschuljahr für Jugendliche in Kronberg geboren wurde. Dabei lernen die Tanzschüler neben den gängigen Grundkenntnissen in Cha Cha, Discofox und Walzer zusätzlich Umgangsformen im sogenannten „Anti-Blamier-Programm“, erhalten Seminare zu Themen wie Bewerbung, Körperkult und Outfit.

Tanzlehrer ist der schönste Beruf der Welt

In den 44 Jahren seiner Tanzlehrertätigkeit hat „Holli“ Pritzer eine Vielzahl an Veränderungen hautnah miterlebt. „Früher gab es Orchester-Musik von Hugo Strasser, heute unterrichten wir eben zu Titeln von Rihanna oder Madonna“, grinst der Jubilar, dessen großes Engagement im Jahr 2002 mit dem sogenannten „Tanzschul-Oskar“ und 2011 mit den TAF-Ehren-Award belohnt wurde. Als langjähriger TAF-Vorsitzender (The Actiondance Federation Germany) ebnete er den Weg zum Internationalen Verband, setzte Zeichen als nationaler und internationaler Wertungsrichter, Ideengeber und Ausrichter vieler legendärer Turniere.

Eine Erfolgsgeschichte, die selbst der selten um einen Spruch verlegene „Holli“ nicht voraussehen konnte. „Tanzlehrer ist der schönste Beruf der Welt, eigentlich bin ich immer noch im Tanzkurs“, erklärt der 60-Jährige, dem einfach „nur“ Tanzen nie ausgereicht hat. Sich selbst als Lebenskünstler, Moderator, Auf- und Abbauhelfer, Maler, Handwerker, Lehr- und Tanzmeister bezeichnend, hob er den Taunus-Tanz-Sport-Club aus der Taufe und war einer der Initiatoren des ursprünglichen Kronberger Herbstmarktes.

Die tiefe Heimatverbundenheit, die sprudelnde Ideenvielfalt und die Bedeutung als Arbeitgeber sind auch der Stadt nicht verborgen geblieben. Wirtschaftsförderer und Pressesprecher Andreas Bloching übermittelt mit den herzlichsten Glückwünschen im Namen der Stadt Kronberg Lob, Dank und Anerkennung: „Holger Pritzer und seine unverwechselbaren Events haben längst Kultstatus. Der Name Pritzer zieht neben den Kronbergern auch viele Tanzfreunde über die Grenzen Kronbergs hinaus an.“ Als für den Geschäftsmann die Chance bestanden habe, auch in Oberursel eine große Tanzschule zu eröffnen, habe er nicht einfach den Standort gewechselt. „Es war ihm wichtig, seine ,Home-Base‘ weiterhin in Kronberg zu haben, was verdeutlicht, wie tief verwurzelt Holger Pritzer mit Kronberg ist“, unterstreicht der Wirtschaftsförderer. Darüber hinaus verstehe es der gefragte Moderator vortrefflich, bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen die Menschen bestens zu unterhalten und sie zum Mitmachen zu bewegen. Auch für den Hochtaunuskreis Beweggrund genug, sich die Pritzer‘chen Dienste zu sichern. In diesem Zusammenhang verweist Bloching auf den kommenden Samstag bevorstehenden Europatag des Hochtaunuskreises in Steinbach – mit Moderator Holger Pritzer. „Holger Pritzer ist eine Marke. Die Stadt Kronberg im Taunus hofft, dass er uns allen noch viele weitere Jahre viel Freude bereitet.“



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