„Kronberg-Fit“ gestartet – mit bewusster Ernährung punkten

Für die Umsetzung des neuen Projekts zeichnen verantwortlich: Peter De Gennaro (Perspektiven gGmbH), Andreas Rauth (Accenture), Ulrike Schüller-Ostermann (Perspektiven gGmbH) und der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Bloching (v. l.) Fotos: S. Puck

Kronberg (pu) – Ernährung beeinflusst unser Wohlbefinden. Diese Erkenntnis ist mitnichten neu. Aber ist es auch möglich, beispielsweise als Arbeitgeber, Mitarbeiter dazu motivieren, durch bewusste Ernährung die häufig durch entsprechende Lebensweise aus dem Lot gekommenen Selbstregulierungsprozesse im Körper wieder zu aktivieren, die Leistungsfähigkeit zu steigern, Krankenstände zu verringern, sodass im Endeffekt beide Seiten davon profitieren? Der Betriebsratsvorsitzende bei der Accenture Service GmbH, Andreas Rauth, beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen „Ja!“

Auf seine Initiative hin hat seit 2012 am Kronberger Sitz der Zentrale für Deutschland, Österreich und der Schweiz des Unternehmens Accenture, Dienstleister der Managementberatung, der Technologie und des Outsourcings, die von Experten gestützte und vom Caterer Food affairs zubereitete spezielle Ernährungslinie „Brainfood“ erfolgreich Einzug in die Kantine gehalten. Und das mit wachsendem Erfolg. „Rund ein Drittel der Essensgäste bei Accenture entscheiden sich mittlerweile für dieses Angebot“, so Rauth. Von diesem Zuspruch bestärkt, reiften die Überlegungen, die positiven Erfahrungen auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und so wurde das in diesen Tagen gestartete Gemeinschaftsprojekt der Wirtschaftsförderung der Stadt Kronberg, der Perspektiven gGmbH, der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET), der Healture Concepts und Pro-Med-Consult mit dem Namen „Kronberg-Fit“ auf der Taufe gehoben.

Workshop und Erprobungsphase

„Unser zentrales Ziel ist es, das Thema bewusste Ernährung verständlich und anwendbar ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, Betriebe stärker zu vernetzen und im Idealfall die heimische Gastronomie zu stärken“, begrüßte der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Bloching bei Gastgeber Accenture die Interessierten, die der öffentlichen Einladung zur informellen Auftaktveranstaltung dieses groß angelegten Tests gefolgt waren, um einen ersten Überblick über das Konzept zu erhalten. Dieser Personenkreis wird teilweise, je nach Terminierung, schon ab kommenden Monat tiefer in die „Kronberg-Fit“-Projektphase, einem kombinierten Bildungs- und Genuss-Erlebnis, einsteigen.

Aufgeteilt in vier Gruppen werden 48 Teilnehmer während eines fünfeinhalbstündigen Samstags-Workshops ihr Gehirn zunächst mit reichlich Wissen über die Wirkungsweise von Brainfood „füttern“ und sich am Ende des Tages mit einem Drei-Gänge-Brain-Food-Menü bei einem örtlichen Gastronomiebetrieb verwöhnen lassen. Anschließend sind die Teilnehmer gefordert, dieses neu erworbene Wissen während einer dreimonatigen Erprobungsphase auch in die Praxis umzusetzen und auf Alltagstauglichkeit zu überprüfen. Zum Abschluss, wahrscheinlich Mitte/Ende September, kommen alle vier Gruppe zum Erfahrungsaustausch inklusive Brainfood-Dinner erneut zusammen.

Projekteinbindung leicht gemacht

Doch nicht nur die aktuellen Projektteilnehmer sind aufgerufen, die Idee auszuprobieren, mitzutragen und als Multiplikatoren ihre Erfahrungen mit dem Programm zu teilen, das durch Entlastung des sogenannten Stress-Systems nebst besserer Versorgung des Hirnstoffwechsels für eine Zunahme der persönlichen Leistungsfähigkeit, für eine Erhöhung der Widerstandsfähigkeit und für ein optimiertes Wohlbefinden sorgen soll, sondern auch alle, die sich von diesem Konzept angesprochen fühlen und über die Berichterstattung im Kronberger Bote Informationen, Rezepte, Einkaufsmöglichkeiten und Ähnliches an die Hand bekommen werden.

Ausgangspunkt

Manchmal benötigt es lediglich eines kleinen Anstoßes oder eines Zufalls, um sich intensiver mit dem Thema Gesundheit auseinanderzusetzen, So ging es auch dem Mitkoordinator des Gemeinschafts-Projekts, Andreas Rauth, vor wenigen Jahren: „Durch einen Krankheitsfall im persönlichen Umfeld sensibilisiert, ließ mich die Erkenntnis, dass es auch im Unternehmen Erkrankungen mit längeren Ausfallzeiten gab, weiter aufhorschen.“

Das Hirn isst mit

Einmal in Fahrt gekommen, betrieb er weitere Ursachenforschung, stieß dabei fast automatisch auf den in den letzten 100 Jahren vorangeschrittenen Wandel in der Gesellschaft mit der teilweisen Abkehr vom hart körperlichen Arbeiter zum modernen Büromenschen, dem daraus resultierenden Erfordernis einer angepassten Ernährungsweise auf die komplexen Anforderungen der heutigen Zeit und die Rolle des nur zwei Prozent der Körpermasse ausmachenden Gehirns, das Erkenntnissen der Hirnforscher zufolge beim Erwachsenen allein etwa 20 Prozent des Grundumsatzes an Energie verbraucht (bei Kindern 50 Prozent) sowie, dass unser Verhalten maßgeblich durch Stoffe bestimmt wird, die das Gehirn über die Nahrung aufnimmt.

Teufelskreis

Alles andere als neu ist das Verständnis, dass Nahrungsmangel beziehungsweise zu wenig Energie für das Gehirn bei intensiver Kopfarbeit die Ausschüttung von Stresshormonen nebst beharrlicher Forderung nach zusätzlicher Energie nach sich zieht, auf die viele Menschen zwangsläufig mit dem Griff zu Traubenzucker oder Schokolade reagieren, was wiederum zwar einen kurzzeitigen Anstieg des Insulinausstoßes zur Folge hat, der allerdings nur wenig später wiederum in der Unterzuckerung endend, das ganze Prozedere von vorne starten lässt, Ein Teufelskreis!

„Wir wollen den Hybrid-Stoffwechsel für unser Gehirn aktivieren, gewährte Rauth einen kleinen Einblick in den Denkansatz. Die größten Stellhebel auf dem Weg zu Leistungsfähigkeit, Widerstandsfähigigkeit und Wohlbefinden seien neben dem großen Potenzial Ernährung außerdem guter Schlaf und Bewegung (Kraft, Ausdauer). „Es ist uns wichtig, Menschen von der Idee zu begeistern, ihnen die Wirkungsweisen und Alltagstauglichkeit dieser Ernährungsform zeigen zu können und die kulinarische Umsetzung gemeinsam zu erproben“, machte er deutlich.

Maßgeblich in dieses Gemeinschafts-Projekt eingebunden ist das von der Perspektiven gGmbH betriebene „Lädchen für alles“ (Mainblick 65) in Schönberg, das alle Produkte, die dem „Brainfood“-Gedanken von „Kronberg-Fit“ entsprechen, gesondert kennzeichnen wird, um Neu-Einsteigern die Orientierung und Produktauswahl zu erleichtern. Darüber hinaus sind unter den bereits angemeldeten Teilnehmern dieses Großversuchs neben Privatleuten, Gastronomie-Betreibern und Firmenangehörigen unter anderem auch Erzieher und Lehrer vertreten, denn langfristig könnte, sofern diese Idee so angenommen wird, wie sich das die Initiatoren erhoffen, diese Initialzündung das Überdenken des Nahrungsangebots für Kinder und Erwachsene nach sich ziehen, der Stadt und Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal verschafft und ein permanentes Angebot für Bürger und Touristen in der Gastronomie geschafft werden.

Arzt gesucht

Um die Projektphase und deren Ergebnisse auf noch fundiertere Füße zu stellen, würden die Projektpartner neben den schon beteiligten Experten die Teilnahme eines interessierten Arztes begrüßen, der sofern von den Teilnehmern gewünscht, vor Start der Erprobungsphase und danach eine Blutentnahme vornimmt, um die Auswirkungen der Ernährungsform auf den Körper noch detaillierter zu dokumentieren. Interessierte werden gebeten, sich zur Klärung weiterer Details per E-Mail beim städtischen Wirtschaftsförderer Andreas Bloching an a.bloching[at]kronberg[dot]de zu melden. Falls wider Erwarten noch kurzfristig Teilnehmerplätze für die Workshopteilnahme frei werden, wird dies rechtzeitig bekannt gegeben.

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