Kronberger Schüler bringen in Göttingen Bakterien zum Leuchten

Kronberger AKS-Schüler im X-Lab in Göttingen Foto: privat

Kronberg/Göttingen (kb) – Auch dieses Jahr fuhren wieder 65 AKS-Schüler zu einer viertägigen naturwissenschaftlichen Studienfahrt nach Göttingen. Die drei Biologie-Leistungskurse, der Chemie sowie der Physikleistungskurs der Q1-Phase machten sich mit zwei Reisebussen in Begleitung der Lehrkräfte Petra Duwe, Christoph Jurecka, Ina Klotz, Oliver Löhr und Sabrina Noll auf den Weg ins Experimentallabor „XLAB“ nach Göttingen. Das XLAB ist das größte Schülerlabor Deutschlands, das praktisches Arbeiten mit hochmodernen Instrumenten und Geräten zu den vielfältigsten naturwissenschaftlichen Fragestellungen ermöglicht.

Bevor die Schülerinnen und Schüler drei Tage im Schülerlabor arbeiteten, hatten sie auch dieses Jahr wieder die Möglichkeit, das deutsche Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen zu besuchen. Der einführende Vortrag hat sie erst einmal prinzipiell über die ungeheure Vielfalt an Primaten informiert und ihnen unterschiedlichste Forschungsprojekte vorgestellt. Neben der Forschung sind Zucht, Haltung und Pflege von Primaten die Hauptaufgaben des DPZ.

Die sich anschließende Führung war sehr spannend, auch wenn aufgrund der kalten Witterung in diesem Jahr nur wenige Affen im Freigehege anzutreffen waren. Im Anschluss bekam die Gruppe noch einen Einblick in die neuesten Forschungsergebnisse der Stammzellenforschung durch Prof. Dr. Best.

Am Dienstag ging es dann ins X-Lab. Die drei Biologiekurse beschäftigten sich mit der faszinierenden Welt der Gene und den Möglichkeiten der Gentechnik. Sie arbeiteten mit einem Gen, das die Information für ein Protein enthält, welches unter UV-Licht grün fluoresziert, also leuchtet. Sie übertrugen dieses Gen in E.Coli-Bakterien (das „Haustier“ der Molekulargenetiker) und überprüften mit den gängigen Methoden der Molekulargenetiker, ob sie dabei erfolgreich waren. Dazu mussten die E.Coli Bakterien zunächst so enzymatisch verarbeitet werden, bis man mithilfe von Zentrifugationen nur noch die kleinen Proteine übrig hatte. Nachdem diese erfolgreich unter UV-Licht leuchteten, ging es im zweiten Schritt darum, die Gesamtheit der Proteine durch die sogenannte SDS-Page Gelelektrophorese aufzutrennen, um das GF-Protein von allen anderen Proteinen des Bakteriums zu isolieren. Am Ende der Versuchstage leuchteten nicht nur die Bakterien, sondern auch die Gesichter der Schülergruppen, denen die Proteinexpression gelungen war. Die 20 Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Chemie von Löhr beschäftigten sich dieses Jahr am ersten Tag mit zentralen Experimenten aus der Farbstoffchemie. Die beiden folgenden Tage ging es dann mit der Erforschung der organischen Zusammensetzung von Zitronen weiter. Dabei versuchten sie wie echte Naturwissenschaftler die Strukturformel der Zitronensäure aufzuklären. Zunächst wurde diese dazu aus Zitronen isoliert und anschließend auf ihre funktionellen Gruppen untersucht. So konnten nebenbei modernste Analyseverfahren genutzt werden, wie die Massenspektrometrie und die NMR-Spektroskopie, welche halfen, die Struktur der Substanz bis ins Detail aufzuklären. Das Fazit eines Schülers dazu lautete, dass es ganz schön aufwendig sei, eine eigentlich so simple Substanz aufzuklären.

Die Schülerinnen und Schüler des Physik-Leistungskurs wurden von Christoph Jurecka, Mathematik- und Physiklehrer der Altkönigschule, begleitet, dessen Begeisterung ob funktionierender Experimente der der Schüler in nichts nachstand. Schwerpunktthema der Physiker war die Röntgen- und Wellenphysik. Röntgenstrahlung wird in verschiedenen Bereichen der Medizin, Naturwissenschaft und Technik eingesetzt. Diese Strahlung selbst war Gegenstand der Untersuchung. Mit vielfältig einsetzbaren Röntgenröhren nahmen die Schüler Bremsspektren auf und bestimmten daraus die Planck-Konstante.

Im Wellenphysikpraktikum gab es sehr gute Möglichkeiten, alle Wellenphänomene der Mikrowellen experimentell zu untersuchen, da ihre Wellenlänge sehr viel größer ist als die Wellenlängen der sichtbaren elektromagnetischen Strahlung.

Das Fazit der Schülerin Rebecca Lethgo: „Ein sehr interessanter und lehrreicher Aufenthalt, der es uns ermöglicht hat, unser Wissen zu vertiefen und zu erweitern (verbunden mit sehr viel Spaß, aber erwartungsgemäß ohne viel Schlaf). Dank der professionellen Ausstattung des XLABs konnten wir viele Experimente durchführen, die in der Schule, aufgrund der Materialkosten und Sicherheitsbestimmungen, einfach nicht möglich sind. In dieser eigentlich recht kurzen Zeit von 3,5 Tagen haben wir unglaublich viel dazugelernt und einen sehr umfangreichen Einblick erhalten, was es heißt, naturwissenschaftlich zu arbeiten. Somit war dies für viele von uns sicherlich auch eine gute Entscheidungshilfe für unsere berufliche Zukunft.“

Die Lehrer hoffen, dass bei vielen ein Funke gezündet wurde – und haben bereits für nächstes Jahr die Fahrt mit den naturwissenschaftlichen Leistungskursen nach Göttingen reserviert.

„Gerade als Anwartschule des MINTeC Vereins ist es uns ein großes Anliegen unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, eine begründete Entscheidung für oder gegen ein Studium der MINT-Fächer fällen zu können“, so Stefan Engel, Direktor der Altkönigschule und selbst Biologie- und Chemielehrer.



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