Kronbergs „Vater der Märkte“ blickt auf 75 Lebensjahre zurück

Horst Neugebauer Foto: Archiv

Kronberg
(pu) – 27 Jahre Leiter des Verkehrs- und Kulturamtes, langjähriger Geschäftsführer des Verkehrsvereins, unvergessener Kommentator des Oberhöchstädter Karnevalumzugs, Thäler Borjermaaster des Jahres 2000 und „Vater der Kronberger Märkte“: die Rede ist von Horst Neugebauer, der kommenden Sonntag, 12. April, seinen 75. Geburtstag feiert.

Der rüstige und noch immer kaum zu bremsende „Mann für alle Fälle“ ist seit 55 Jahren fest mit der Burgstadt verwurzelt. Geboren wurde er allerdings am 12. April 1940 in Hattersheim. Das musikalisch begabte Nesthäkchen der jungen Familie, mitten im Zweiten Weltkrieg geboren, sah sich in den ersten Jahren seines jungen Lebens mit den Belastungen rund um den Krieg und die Nachkriegsjahre konfrontiert. Der Vater war zum Militär eingezogen, die Mutter brachte den kleinen Horst und dessen beiden älteren Geschwister alleine durch diese schwere Zeit. „Wir mussten damals unser Heizmaterial selbst mit in die Schule bringen“, erinnert sich Horst Neugebauer zurück.

Derart geprägt entwickelte der Junge Führungsqualitäten, so beispielsweise als Anführer einer Straßenclique. Nach dem Besuch der Berufsfachschule sammelte er erste Erfahrungen im Berufsleben, unter anderem bei der Firma „Telefonbau und Normalzeit“. Doch nach einigen Jahren die Einsicht: „Das ist nicht mein endgültiger Platz für das Leben“. Mit 20 Jahren stellte er die Weichen für eine Veränderung mit richtungsweisenden Folgen. Sein Weg führte ihn nach Kronberg und zwar als Fahrer von Landgraf Philipp von Hessen, den er fortan sicher nach Rom, in die Schweiz oder zum Schloss Fasanerie nach Fulda brachte. Neugebauer lernte die Welt kennen, die Frau fürs Leben lief ihm jedoch Anfang der 1960er Jahre in der Burgstadt über den Weg: Klara, genannt „Klärchen“ Jochmann. Die Hochzeit folgte 1963, die Geburt der beiden Kinder Petra und Andrea krönte das junge Glück. Längst ist Neugebauer mehrfacher stolzer Großvater.

Ein weiterer Meilenstein war 1973 die Bewerbung auf die Stelle als „Sachbearbeiter für Fremdenverkehrs- und Kulturfragen“. In den folgenden Jahrzehnten kamen seine Wortgewandtheit, seine vielfältigen kreativen Fähigkeiten und sein Ideenreichtum erst richtig zum Tragen. Den ersten Kronberger Flohmarkt hatte der „Vater der Märkte“ allerdings bereits zwei Jahre vorher, 1971, als Vorstandsmitglied im Verkehrsverein aus der Taufe gehoben.

„Es war seinerzeit ein Wagnis mitten im Sommer einen Markt ins Leben zu rufen“, erinnert sich Neugebauer noch wie heute an die schwierigen Anfänge. Er habe jedoch die Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Rudolf Möller gehabt „Gute Idee! Junge mach nur, aber Überstunden sind tabu“. „Ich kannte Flohmärkte aus der Schweiz und wollte sowohl unser schönes Altstadt-Ambiente nutzen als auch Leben ins ‘Sommerloch’ bringen“, berichtet der engagierte Vereinsmensch weiter, der für seine zahlreichen Verdienste vor sieben Jahren mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde. Mit dem neuen Markt sei man Vorreiter im gesamten Kreis gewesen. „Anfangs hat mein Horst oft seine Posaune mitgenommen und gespielt“, plaudert Neugebauers Ehefrau ebenfalls ein wenig aus dem Nähkästchen. Später rief Neugebauer noch den Weihnachtsmarkt sowie den „Bilder- und Weinmarkt“ ins Leben. Marktzeit – da hieß es für Horst Neugebauer „Aufstehen mit dem ersten Hahnenschrei“ und auch ansonsten war „Horscht“ immer mit vollem Herzen dabei. Von 1974 bis 2001 als Geschäftsführer des Verkehrsvereins, von 1974 bis 1991 als Geschäftsführer des Kulturkreises, von 1991 bis 2000 als Gründer und Vorsitzender des Vereinsrings Kronberg, von 1980 bis 2003 als Vorstandsmitglied des Fremdenverkehrsverbandes Taunus Touristik oder von 1989 bis 2003 als Vorstandsmitglied der Fremdenverkehrs-Runde im Hochtaunuskreis. Dem Vorstand des Partnerschaftsvereins Kronberg-Le-Lavandou gehörte er von 1974 bis 2001 als Beisitzer an. Neugebauer hat die Städtepartnerschaft zwischen Le Lavandou (Frankreich) und Kronberg im Taunus, die seit 1972 besteht, tatkräftig unterstützt. Des Weiteren hat er als Beisitzer des Freundeskreises Porto-Recanati (Italien) bedeutende Kontakte gepflegt und zur Partnerschaftsarbeit einen erheblichen Beitrag geleistet (von 1988 bis 2001). Die Liste des vielfältigen Engagements des „Vereinsmenschen“ ist noch lange nicht vollzählig. Ihm wurden aus diesem Grund auch einige Ehrenmitgliedschaften zuteil. Das Einsetzen für die Belange der Senioren und die Musik spielten ebenso eine große Rolle in seinem Leben. So veranstaltete und morderierte er früher während der Thäler Kerb den Altennachmittag oder organisierte als Mitglied des Musik-Vereins Kronberg Konzerte.

Der Markt lässt ihn nicht los

Seit sechs Jahren fungiert Neugebauer als ehrenamtlicher „Marktmeister“ als Bindeglied zwischen Marktbeschickern und der Stadt. Darüber hinaus ist er nach wie vor als charmanter Städteführer unterwegs. Beim ursprünglichen Kronberger Herbstmarkt düste der Tausendsassa mit dem Glücksrad durch die Altstadtgässchen oder fungierte bis 2013 als Weihnachtsmann, der besonders den kleinen Besuchern oftmals ein seliges Lächeln entlockte.

Lebenselexier Familie

Die Familie ist sein Lebenselixier, gemeinsam wurden in all den Jahren alle Herausforderungen des Lebens sowie die vielfältigen Aufgaben gemeistert. „Ohne mein Klärchen“ hätte ich das nie geschafft“, blickt der Jubilar zurück, der genau weiß, die Frau an seiner Seite hielt ihm nicht nur stets den Rücken frei, sondern half, wo immer es nötig war.

Die Stunden für Freizeit und Muse mögen seit der Pensionierung Neugebauers im Jahr 2001 deutlich mehr geworden sein, dennoch ist der gerade erst aus einem Sylturlaub zurückgekehrte „Horscht“ unübersehbar noch immer mittendrin im Geschehen dieser Stadt, deren kulturelles Leben er maßgeblich in den letzten Jahrzehnten mit geprägt hat.



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