Kronberg (pu) – Genügend Menschen kapitulieren schon bei dem Spagat „Karriere und Familie“. Reinhard Stein, genannt „Reiner“, dagegen scheint ein unerschöpfliches Reservoir an Energie zu haben, schließlich bringt er schon seit Jahrzehnten das Kunststück fertig, Familie, Beruf, eine Vielzahl an ehrenamtlichen Tätigkeiten und die Pflege von Freundschaften unter einen Hut zu bringen.
Nach der Grundschulzeit in Falkenstein und dem Hauptschulabschluss in Kronberg stand für den Falkensteiner fest: „Ich will Buchdrucker werden!“ Im April 1966 begann er deshalb eine Ausbildung in Brönners Druckerei in Frankfurt. Mit dem Abschluss nach drei Jahren in der Tasche führte ihn der Weg nach Königstein zur Druckerei Thiele und er begann dort als Offsetdrucker, Schriftsetzer und Buchbinder. Zum Januar 1974 wechselte er zu Hartwig-Braun Druck nach Oberursel, später – 1981 – hieß die Station Druckerei Schäfer und Schmidt Friedrichsdorf. Im Jahr des Millennium betrat er „Neuland“ und schnupperte erstmals Geschäftsführerluft bei der Druckerei Bindernagel als Zweiter Geschäftsführer. Fünf Jahre später der Schritt in die Selbstständigkeit als Druckvertretung „PWS Print und Werbeservice Stein“, ein Jahr danach wurde er einer der Druckereibesitzer bei der Druckhaus Taunus GmbH in Kelkheim. Bereits früh fühlte sich der „Hansdampf in allen Gassen“ dazu berufen, etwas für die Allgemeinheit zu tun. Im Oktober 1965 trat er ins Jugendrotkreuz Kronberg ein und legte damit endgültig den Grundstock zum „Kronbürger“. Von 1968 bis 1975 organisierte er Fahrten mit jeweils rund 30 Jugendlichen nach Frankreich zur Kriegsgräberpflege.
Mit einer Vielzahl an Ideen, Weitsicht und Engagement prägte der „Vereinsmeier“ ebenfalls ab 1968 als Vertreter des Jugendrotkreuzes im Stadtjugendring das Vereinsleben und rief Projekte ins Leben, die heute als Selbstverständlichkeit gelten.
1972 wurde ihm der erste Vorstandsposten schmackhaft gemacht, von 1987 bis 1992 lenkte er als Vorsitzender die Geschicke der Arbeitsgemeinschaft, hob gemeinsam mit Wolfgang Schieber die Kronberger Ferienspiele aus der Taufe und begleitete den Ferienspaß sechs Jahre als Leiter. 1974 wurde unter seiner Regie die erste Stadtjugendfahrt nach Le Lavandou organisiert. Damit hatte er wichtige Impulse zur Belebung der jungen deutsch/französischen Freundschaft Kronberg-Le Lavandou gegeben. Die Franzosen haben dieses Engagement schon vor vielen Jahren mit der Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Le Lavandou gewürdigt.
Bei seiner Hochzeit am 22. Mai 1981 in der Johanniskirche machten viele Vereine ihre Aufwartung und wünschten dem jungen Paar viel Glück. Auch Ehefrau Heike ist in Kronberg keine Unbekannte. Als langjährige Leiterin der städtischen Kindertagesstätte/Krabbelstube Pusteblume verfolgte sie die ersten Schritte ins soziale Leben vieler Kronberger Kinder hautnah, und als Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte lädt sie zu Vorträgen und bringt Projekte auf den Weg. Das familiäre Glück wurde im Februar 1987 durch die Geburt des Sohnes Marc-René gekrönt.
Stein setzte im Laufe der letzten Jahrzehnte weitere Ausrufezeichen in der Kronberger Geschichte. 1989 betreute er die erste Jugendgruppe aus Ballenstedt (damals noch DDR) während ihres Besuchs in Kronberg. Ferner war Reinhard Stein jeweils Gründungsvorsitzender des Bouleclubs Kronberg (ging später im Partnerschaftsverein Kronberg-Le Lavandou auf) und des Freundeskreises (heute Partnerschaftsverein) Kronberg-Porto Recanati. Ein besonderer Schwerpunkt seiner ehrenamtlichen Arbeit war jedoch immer das Deutsche Rote Kreuz. Von 1968 bis 1982 arbeitete er im Krankentransport und im Winterrettungsdienst mit. 14 Jahre war Stein Kreisjugendleiter für das Jugendrotkreuz und Mitglied im DRK-Kreisvorstand, sechs Jahre gehörte er dem hessischen Landesvorstand des Jugendrotkreuzes an.
Seit 1996 ist er Zweiter Vorsitzender der DRK-Ortsvereinigung. Für seine mittlerweile bereits seit einem halben Jahrhundert geleistete unermüdliche Hilfe wurde Stein im April die Ehrennadel des Deutschen Roten Kreuzes ans Revers gesteckt. Darüber hinaus gehörte der emsige Falkensteiner von 1984 bis 2002 dem Vorstand des Mandolinenclubs Falkenstein an und organisierte in dieser Zeit sechs Konzertreisen in die Kronberger Partnerstädte Le Lavandou, Porto Recanati und Ballenstedt. Die Keramikbecher zum Weihnachtsmarkt gingen auf seine Idee und Gestaltung zurück. Für seine vielen Verdienste und sein ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit seit 1965 erhielt Reinhard Stein im September 2003 den Ehrenbrief des Landes Hessen, im Juni 2002 war er bereits mit der Ehrenurkunde der Stadt Kronberg ausgezeichnet worden. Auf Vorschlag des jetzigen Stadtjugendring-Vorsitzenden Andreas Becker wurde Reinhard Stein vor sechs Jahren zum Ehrenvorsitzenden des Stadtjugendrings ernannt.
Vor fünf Jahren ist er beruflich noch einmal voll durchgestartet, für Freizeit wird also weiterhin nur wenig Zeit bleiben. Wenn der beliebte „Kronbürger“ tatsächlich einmal die Muße für ein paar ruhige Stunden findet, genießt er es bei einem Gläschen Rosé, geschichtliche Zusammenhänge zu erforschen, die Geschichte der Staufer hat es ihm angetan. Auch beim Malen kommt er zur Ruhe, doch alle, die ihn kennen, sind sich einig, auch mit 65 Jahren wird Reinhard Stein sein Lebensmotto „Visionen umzusetzen“ weiter vorantreiben.