Leserbrief

Aktuell

Unser Leserin Doris Passow-Utech, Steinstraße, Kronberg, schreibt unter der Überschrift „Bürger vor den Kopf geschlagen – Planung zugunsten der akuten Flüchtlingslage gewandelt in sozialen Wohnungsbau in einem Naherholungsgebiet“ Folgendes im Nachgang zu der Veranstaltung zum Thema Flüchtlinge und Integration in Kronberg vom 6. Oktober: „Integration kann man nicht von oben drüber stülpen, sie muss von der Gesellschaft kommen und ich bin guter Hoffnung“, so argumentierte unser Bürgermeister Klaus Temmen in der Informationsveranstaltung. Leider hat sich der Bürgermeister beziehungsweise die Stadtverwaltung in der Frage der Flüchtlingsunterbringung in den Ortsteilen nicht an diese Aussage gehalten. Um was geht es? Der Kreis muss Flüchtlingsunterkünfte in allen Hochtaunus-Gemeinden definieren und hat, nachdem bereits im RPZ, unterhalb der AKS, in der Villa Winter sowie in einzelnen privaten Unterkünften Flüchtlinge untergebracht werden konnten, am Grünen Weg einen neuen Standort bestimmt. Trifft es tatsächlich zu, dass die Stadt die Bebauung mit einer Einheit für Flüchtlinge im Baugebiet Grüne Weg aufgegeben hat und stattdessen nur das ehemalige Gärtnerei-Gelände (Ziemann) im Tries sowie die Ostseite der Feldbergstraße in Oberhöchstadt vorsehen möchte?

Tries ist ein verwahrlostes Gelände mit unvollendetem Gebäude, das durch die Nutzung für Flüchtlinge durchaus eine Aufwertung erfahren würde.

An der Feldbergstraße stellt sich die IST-Situation als Naherholungsgebiet mit Pferde- und Kuhweiden dar, gegenüber einer Einfamilienhausbebauung in einem gewachsenen Wohngebiet gelegen. Die Feldbergstraße ist zwischen Dreihausweg und Am Rothlauf geprägt von gutbürgerlichen Einfamilienhäusern – mit zirka 20 Bewohnern, geplante Zahl der Flüchtlinge zirka 60. Ob es dabei bleibt, kann niemand sagen – man plane, so Bürgermeister Klaus Temmen „auf Sicht“!

Was die Zuhörer einschließlich der anwesenden Oberhöchstädter Ortsbeirätin Frau Sauber aber völlig überraschte, war die Mitteilung, man wolle nun in kostengünstiger Schnellbauweise zwei- bis dreistöckige Mehrfamilienhäuser bauen, die später als Sozialwohnungen belegt werden können.

Damit würde sich jedoch der gesamte Charakter dieses Wohngebietes grundlegend ändern. Die Errichtung einer temporären Flüchtlingsunterkunft ist die eine Sache – der Bau permanenter Sozialwohnungen im Mehrgeschossbau ohne Bebauungsplan ist etwas völlig anderes. Muss es nicht auch im Sinne der Nachhaltigkeit, kleiner, filigraner und dem jeweiligen Wohngebiet angepasster gehen?

Und das alles ohne die üblichen kommunalen Entscheidungsverfahren – wie: Änderung des Flächennutzungsplans, Erstellung und öffentliche Auslegung eines B-Plans mit Bürgerbeteiligung, Zustimmung durch die Ausschüsse, den Ortsbeirat, die Stadtverordnetenversammlung. Nichts soll hier davon passieren. Die betroffenen Bürger fragen sich warum?

Das Grundstück ist nicht im Eigentum der Stadt, sondern gehört der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist. Fürchtet die Stadt eine Einnahmeeinbuße, wenn auf „wertvolle“ eigene Baugrundstücke zugegriffen werden soll?

Müssten hier nicht zum Wohle aller in Kronberg nicht auch andere Objekte für eine solche Nutzung betrachtet werden? Zum Beispiel die Tennishalle Oberhöchstadt – seit Jahren ein Schandfleck? Auch hier ist die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Eigentümer.

Oder beispielsweise in der Sodener Straße an der Aral-Tankstelle oder am Sportfeld?

In Frage käme auch das Baugebiet am Bahnhof, zur Erinnerung: Hotel, Kammermusiksaal, Lokschuppen soll seit zirka 20 Jahren ein Baugebiet entwickelt werden, was bereits an vielen Kommunalwahlen gescheitert ist; es gab Entwürfe unterschiedlicher Varianten, es gab vor Jahren bereits einen Investor. In dieser Woche soll in der Stadtverordnetenversammlung eine „moderate Bürgerbeteiligung“ für just dieses Bahnhofsareal verabschiedet werden. Bürgerbeteiligung! Und in der Feldbergstraße? Nichts, keine Befragung, keine öffentliche Auslegung, keine B-Plan-Änderung, im Handstreich sollen hier Tatsachen geschaffen werden, die für die Anwohner, Hauseigentümer ebenso wie Bewohner des Altkönigstiftes, die ihren wohlverdienten Ruhestand in diesem Gebiet genießen wollen, erhebliche Auswirkungen haben werden.

Die Anwohner der Feldbergstraße verkennen sicher nicht die Notwendigkeit, in einer akuten Notsituation zu helfen. Wer aber die Integration von Flüchtlingen in die Kronberger Gemeinschaft ernsthaft will, der muss zeitnah, offen und ehrlich kommunizieren.

Zudem sollten die Flüchtlinge auf alle Stadtteile und auch Wohngebiete in kleinere Immobilien verteilt werden.

Eine Ghettobildung in großen zentrierten Wohnblocks heißt es dringend zu vermeiden – zum Wohle der Gemeinde und somit auch für die zukünftigen Kronberger Neubürger.



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