Loretta von Reifenberg brachte die Eselsohren

Das Cronberger Wappen mit den Eselsohren am Aufgang zur Johanniskirche Foto: privat

Kultur/Soziales

Kronberg (kb) – Oft wird erzählt, dass das Cronberger Wappen mit den Eselsohren nach der Schlacht gegen Frankfurt (1389) entstand: Zum Gedenken an den Ritter, der durch seinen Einsatz auf einem wild schreienden Esel ins Schlachtgetümmel die Frankfurter verwirrte und somit den Cronbergern den Sieg ermöglichte.

Das Wappen des Cronberger Ohrenstammes mit der ältesten sicheren Datierung mit Eselsohren als Helmzier finden wir bereits 17 Jahre vor dem heldenmütigen Eselsritt nach 1382 auf der Grabplatte des Ritters Frank VII. von Cronberg. Frank VII. und Loretta von Reifenberg (Loretta ist die weibliche Form von Lorenz) heirateten im Jahr 1355. Sie begründeten den Ohrenstamm mit dem Cronberger Wappen im Schild und den Reifenberger Eselsohren als Helmzier.

Am Aufgang zur Johanniskirche ist ein Türsturz mit dem Allianzwappen Cronberg und Reifenberg und den Eselsohren als Helmzier eingemauert. Er entstammt wahrscheinlich der ersten Johanniskirche von 1355.

Loretta war eine gute Partie. Die Reifenberger – wie auch die Cronberger – hielten Mitte des 14. Jahrhunderts am Hof Kaiser Karls IV. und im Erzbistum Mainz wichtige Positionen. Lorettas Vater Cuno IV. Snorre von Reifenberg war Karl IV. mit einem Kredit zu Diensten und erhielt dafür den Titel Landgraf im Elsass. Auch der Ehemann Frank VII. von Cronberg diente dem Kaiser, dem Erzbischof von Mainz, dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz und vielen anderen auf gleiche Weise. Möglicherweise hat eine umfangreiche Mitgift Lorettas die Finanzkraft der Cronberger wesentlich unterstützt, denn in zahlreichen erhaltenen Urkunden über Geldgeschäfte wird ihr Name gleichwertig mit dem Namen Franks genannt. In Kronberg haben Loretta und Frank als Stifter der ersten Johanniskirche und Erbauer des Rodehofes Spuren hinterlassen. Sie hatten fünf Kinder, mit dem Enkel Frank dem Reichen starb der Ohrenstamm 1461 aus. Loretta starb vor 650 Jahren am 14. April 1367 und wurde in der Burgkapelle Kronberg beerdigt. 1764 erkannte Samuel Oetter noch das Reiffenbergische Wappen auf ihrer Grabplatte, es ist inzwischen vergangen. Vor einiger Zeit entzifferten Mitarbeiter der Inschriften Kommission der Akademie der Wissenschaften Mainz den Text auf der Grabplatte, so kennen wir das genaue Sterbedatum. „Esel“ wird heute meist im herabwürdigenden Sinn gebraucht, von alters her wurde dem Esel und seinen Ohren hohe symbolische Wertschätzung entgegengebracht. Immerhin hat ein Esel das Jesuskind nach Ägypten in Sicherheit gebracht, und am Palmsonntag ist Jesus auf einem Esel in Jerusalem eingeritten.
Herbert Bäcker



X