Mehr Maßnahmen für die Sicherheit Präventionsrat nimmt Arbeit auf

Kronberg (pu) – Den in der Bevölkerung nach wie vor zu hörenden Klagen in puncto suboptimaler „Sicherheit im öffentlichen Raum“ Rechnung tragend, hatte Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) dieses den Bürgern unter den Nägeln brennende Thema erneut auf die Tagesordnung einer Bürgerversammlung gesetzt. Dass zu Veranstaltungs-Beginn im Haus Altkönig explizit für diese Angelegenheit besetzte Podium staunte daher nicht schlecht, als ein Zuhörer und ihm Zustimmung signalisierende weitere Bürger ungeduldig die zum besseren Verständnis der Zusammenhänge und Hintergründe dienenden Ausführungen von Stadt und Polizei unterbrachen und zu verstehen gaben, eigentlich seien sie in erster Linie wegen der Erörterungen zum Hochwasserschutz (siehe Bericht in der letzten Ausgabe) gekommen.

Situation

Dessen ungeachtet ist es gerade einmal ein paar Tage her, dass am helllichten Mittag mitten im Oberhöchstädter Ortskern ein Senior von Betrügern um 900 Euro erleichtert wurde. Tagtäglich fühlen sich viele durch polizeirelevante Vorkommnisse beunruhigt. Ganz zu schweigen von den sich im Sommer häufenden Anrufen empörter und teils verängstigter Bürger bei Polizei und Stadt, die über Ruhestörungen durch lärmende Jugendliche, vor allem im Bereich des Berliner Platzes, Bahnhofs, Rathausgartens, Victoriaparks, Höhenstraße, Le-Lavandou-Straße, St. Vitus-Kirche oder Dalles samt oftmals einhergehender Vermüllung von Plätzen, Vandalismus und Ähnlichem informieren. Tenor: In Kronberg könne man sich, vor allem in den Abend- und Nachtstunden, nicht mehr sicher fühlen.

Kriminalstatistik

Demgegenüber stehen die Zahlen der Kriminalstatistik, die auch im letzten Jahr einen Rückgang der Kriminalität im Kreis und davon ist Kronberg nicht ausgeschlossen, belegen. Auszüge präsentierte der Leiter des Fachbereiches Einwohnerservice/Fachreferat Sicherheit und Ordnung, Volker Humburg. Genau 10.590 Straftaten wurden im vergangenen Jahr im Hochtaunuskreis erfasst. Dies entspricht einem Rückgang um 2,3 Prozent bei 10.834 Straftaten im Jahr zuvor. In der Burgstadt gab es laut Statistik mit 680 Kriminalitätsfällen 70 Fälle weniger. Als häufigste Delikte schlugen Waren- und Kreditbetrug mit 89 Fällen, 84 Diebstähle aus Pkw, 76 Sachbeschädigungen, 66 Körperverletzungen und 52 Diebstähle aus Wohnungen zu Buche. Die Aufklärungsquote lag bei 48,2 Prozent. „Die frohe Botschaft ist, Kronberg ist nach Einschätzung der Polizei eine der sichersten Gemeinden im Rhein-Main-Gebiet!“

Diskrepanz

Im Kontrast dazu wird die Lage von Teilen der Bevölkerung dennoch anders empfunden. Humburg sprach in diesem Zusammenhang von der Diskrepanz der gefühlten und tatsächlichen Sicherheitslage. Es sei deshalb eine der Aufgaben der Verantwortlichen mit Informationsarbeit gegenzusteuern. „Wer darüber informiert ist, wie man sich beispielsweise gegen Enkeltricks schützen kann oder gegen Einbrüche wappnen, der läuft weniger Gefahr Opfer dessen zu werden“, so Humburg. Das sei die Kunst und eine der Aufgaben des nach mehrheitlichem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 12. April auf Antrag des zu diesem Zeitpunkt noch existierenden Dreierbündnisses aus CDU, SPD und UBG aus der Taufe gehobenen Präventionsrats, der nach den Worten des parteilosen Bürgermeisters Klaus Temmen am 11. September die Arbeit aufgenommen hat und künftig alle zwei Monate zusammenkommen soll. Diesem freiwillig von Kommunen einrichtbare Gremium, bestehend aus einem Kernteam und bei Bedarf eines erweiterten Teams, gehören die Leitungen der Polizeidirektionen Hochtaunus, der Polizeistation Königstein, die „Schutzfrau vor Ort“, Vertreter des Jugendamtes des Hochtaunuskreises, eines sachkundigen Bürgers mit weitreichenden Erfahrungen im Jugendrecht sowie die Leiter des Fachbereiches Jugend- und Soziales, des Fachbereiches Einwohnerservice/Fachreferat Sicherheit und Ordnung sowie der Rathauschef selbst als Leiter des Präventionsrates. Je nach Themenschwerpunkt soll ein erweitertes Team aus sachkundigen Einwohnern, Schulvertretern, Kirche, des zukünftigen Jugendratbeirates, Ausländer- und Seniorenbeirat sowie den Vereinsringvorsitzenden dazustoßen. Nach den Worten Temmens sind organisatorische Fragen, Status Quo der Sicherheitslage und in der Vergangenheit im Sinne der Kriminalprävention bereits umgesetzte Maßnahmen wie etwa Einsatz von Helfern des Freiwilligen Polizeidienstes und die Bestreifung des Stadtgebietes durch einen privaten Sicherheitsdienst abgesteckt worden.

Priorisierung

Schon in der nächsten Präventionsrats-Sitzung am heutigen Donnerstag berichtet der Geschäftsführer des Präventionsrates des Main-Taunus-Kreises über seine gesammelten Erfahrungen. Zu den künftigen Aufgabenfeldern, deren Priorisierung noch festgelegt wird, zählt die Reduzierung von Rechtsbrüchen, Stärkung des subjektiven Sicherheitsempfindens bei den Bürgerinnen und Bürgern, Verbesserung des äußerlichen Erscheinungsbildes der Stadt und Erreichen eines möglichst rationalen Umganges der Bürger sowie Besucher der Stadt Kronberg mit Störungen der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Gelingen soll dies unter anderem durch die Zusammenarbeit von gesellschaftlich relevanten Gruppen und Einrichtungen mit der Zielsetzung der Erarbeitung von Strategien zur Kriminalprävention sowie in Bezug auf andere nicht sozialadäquate Verhaltensweisen. Es ist vorgesehen, die Bevölkerung über konkrete Maßnahmen des Präventionsrates regelmäßig zu informieren, die wiederum Kontakt mit dem Gremium aufnehmen können. Dafür wird aller Voraussicht nach ein Internetauftritt geschaffen. Des Weiteren steht das Durchführen von Informationsveranstaltungen zu verschiedenen die Sicherheit betreffenden Themen und die Vorbereitung einer Sicherheitskonferenz ebenso auf der Agenda wie die Einflussnahme auf die Gestaltung öffentlicher Räume.

Luft nach oben

Die Einrichtung eines Präventionsrates ist Voraussetzung für die Teilnahme am Sicherheitsprojekt „KOMPASS“ der Hessischen Landesregierung, das Polizeikommissarin Petra Lezius, Leiterin der Stabsstelle Prävention beim Polizeipräsidium Westhessen durch eine Präsentation näherbrachte. Es zielt auf engere Zusammenarbeit von Bürgern, Kommunen und Polizei. „Das ist noch Luft nach oben“, unterstrich sie. Von 423 hessischen Kommunen haben ihrer Aussage nach inzwischen 188 einen Präventionsrat eingerichtet.

In einem ersten Schritt wird in der Burgstadt eine Blitzumfrage durchgeführt, um die Sicherheitsbedarfe der Bürger als Grundlage um ein „passgenaues Lösungsangebot zu ermitteln. „Die Teilnahme am KOMPASS erfordert die ehrliche Bereitschaft, viel Arbeit zu erledigen, die Kommunen müssen bereit sein, finanzielle und personelle Mittel bereitzustellen“, machte Lezius deutlich. Nach ihren Worten gelingt andererseits die Erhöhung der Sicherheit im einen oder anderen Fall durch relativ kleine Maßnahmen wie einer besseren Beleuchtung dunkler Ecken oder den Einsatz ehrenamtlicher Sicherheitsberater, das heißt, geschulte rüstige Rentner beraten Altersgenossen. Die Bürger können im Übrigen auch selbst zur Erhöhung der Sicherheit beitragen, vor allem, Delikte bei der Polizei zur Anzeige bringen oder durch bessere Sicherung ihrer Fahrzeuge, Wohnungen und Häuser.



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