Montessori-Schüler machen Kunst im Container

Bernhard Adams, Uta Ruhs, Dr. Ruth Polleit Riechert mit Schülerinnen und Schülern der vierten Jahrgangsstufe der Montessori-Schule.
Foto: privat

Kronberg (kb) – Eine Kunststunde der außergewöhnlichen Art erlebten kürzlich die Viertklässlerinnen und Viertklässer der Montessori-Schule: Denn die Stunde hielt diesmal der Künstler Bernhard Adams, der im Frühjahr sein Studium der Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Katharina Grosse abgeschlossen hat. Katharina Grosse ist weltweit bekannt für ihre Sprayarbeiten, mit denen sie ganze Räume in komplexe Farbwelten verwandelt. Anstatt nur für eine Schulstunde durften sich die Schülerinnen und Schüler den gesamten Vormittag der Kunst widmen, anstelle der sonst üblichen Wasserfarben kamen Sprüh- und Acrylfarben zum Einsatz, und statt im Kunstraum fand das Projekt in und zwischen den Containern statt, die den Montessori-Schülern vorübergehend als Klassenräume dienen.

„Ideen, wie wir der Kunsterziehung unserer Viertklässler über den Kunstunterricht hinaus neue Impulse geben könnten, hatten wir schon vor einer Weile mit der Kunsthistorikerin Dr. Ruth Polleit Riechert ausgetauscht“, erzählt Schulleiterin Alexandra Ehlert. „Der vorübergehende Umzug aus unseren Klassenräumen in die Container für die Dauer unserer Sanierungsarbeiten tat diesem Vorhaben keinen Abbruch – ganz im Gegenteil: Auch im Container kann man Kunst machen, und als Kunstform bieten sich die Werke von Adams, die wegen des Einsatzes von Sprayfarbe auch an Street Art erinnern, ganz besonders an.“

Den Schülerinnen und Schülern des vierten Schuljahres hatte Adams ein Bild aus seiner Serie „DeepField“ mitgebracht. Der Titel dieser Serie verweist auf die mit dem Hubble Teleskop aufgenommene Bilder längst verschwundener Galaxien am Sternenhimmel. Schon über die Frage, was überhaupt auf dem Bild, in dem leuchtende Grüntöne dominieren, zu sehen ist, entspann sich ein lebhafter Dialog zwischen dem 1990 in Köln geborenen Adams und den zehn Jahre alten Jungen und Mädchen. Welches Material in welcher Reihenfolge verwendet wurde; wie die verschiedenen Schichten auf dem Bild entstehen; woher er seine Ideen nimmt; wie lange er an einem Bild arbeitet und was seine Bilder kosten, wollten die Kinder von Adams wissen. Alle Fragen beantwortete Adams bereitwillig – und führte die Kinder zugleich behutsam an den zweiten, praktischen Teil des Vormittags heran. Auf zwei Gruppen aufgeteilt, durften die Jungen und Mädchen jeweils ein Tuch von zirka 2 Mal 1,50 Meter mit Spray- und Acrylfarbe in Stil von Bernhard Adams gestalten. Dass das gar nicht so einfach ist, wurde den Kindern dabei schnell bewusst. Denn die Schichttechnik, mit der Adams arbeitet, erfordert Vorstellungskraft und handwerkliches Geschick gleichermaßen.

Herausgekommen sind zwei in ihrer Formensprache ähnliche, in ihrer Farbgebung aber sehr unterschiedliche Bilder. Zwar haben beide Gruppen das Motiv des „Sterns“, das auch bei Adams eine besondere Rolle spielt, verwendet. Aber das eine der beiden Bilder ist eher in zartem Rosa und das andere in kräftigem Blau gehalten. Ausgestellt werden die Arbeiten der Kinder zusammen mit dem Bild von Bernhard Adams nun bis auf Weiteres im Treppenhaus des Schulgebäudes – damit möglichst viele Eltern und Kinder die drei Arbeiten bewundern können. Eine Fortsetzung des Kunstprojektes ist Anfang November geplant: Dann haben die Viertklässler exklusiv Gelegenheit, die von Polleit Riechert kuratierte Ausstellung „RPR ART LAB“ mit neuen Werken von vier jungen Akademie-Absolventen in der „AusstellungsHalle 1 A“ in Frankfurt zu besuchen – und daraus wiederum ganz eigene Gestaltungsideen zu entwickeln.

Die Sanierungsarbeiten am Gebäude der Montessori-Einrichtung werden indessen mit Hochdruck vorangetrieben: Der Starkregen vom 9. Juni hatte auch im Kinderhaus und in der Grundschule Schaden angerichtet (wir berichteten). Im Erdgeschoss werden derzeit der gesamte Fußboden sowie die Innenwände erneuert. Der Kinderhaus- und Schulbetrieb ist aber sichergestellt. „Dank der komfortablen Größe unseres Gebäudes konnten wir zwei Drittel unserer Kinder einfach vom Erd- in das Obergeschoss umziehen. Und für das verbleibende Drittel haben wir mit den Containern auf dem Schulhof eine gute Ausweichmöglichkeit gefunden“, kommentierte Geschäftsführerin Edna Wollenweber. „Unverhofft kommt oft: So haben wir in diesem Jahr nicht nur das Außengelände unserer Schule naturnah völlig neu gestaltet – auch die Innenräume werden, wenn das Jahr zu Ende geht, in ganz neuem Glanz erstrahlen.“



X