Nassauer Hof ist bald Geschichte Magistrat gibt grünes Licht für Neubau

Abgestimmt mit der Stadt Kronberg: Die neue Planung für das Nassauer Hof-Gelände.

Ansicht Planung: AZP Holding

Kronberg (mw) – An den Anblick des unbewirtschafteten Nassauer Hofs haben sich die Kronberger inzwischen gewöhnt, nachdem der Familienbetrieb Sachs Ende 2014 unwiederbringlich seine Pforten schloss. Planungen für eine Neubebauung ließen danach nicht lange auf sich warten, führten jedoch zu vielen hitzigen Diskussionen. Und das nicht nur unter den Politikern und im Magistrat, sondern vor allem unter den Oberhöchstädtern. Schließlich zählte das Gebäude mit Teilen aus dem 18. Jahrhundert zum Inbegriff Oberhöchstädter Lebens. Unzählige Feierlichkeiten wurden hier durchgeführt, die Apfelweinwirtschaft war eine feste Institution. Seit Generationen traf man sich „beim Sachs“. Aber das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, auch nicht unter Ensembleschutz und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die Abrissgenehmigung vorlag.

Beauftragt mit der Entwicklung und Vermarktung des 2.150 Quadratmeter großen Areals, war es Blumenauer Immobilien Kronberg, der 2015 unter vielen Bewerbern einen Investor fand und schließlich Planungen für ein Mehrfamilienhaus mit zwölf bis 13 zwei- beziehungsweise dreigeschossigen Eigentumswohnungen vorstellte. Doch die Planungen scheiterten. „Letztendlich wurden sie von der Kronberger Politik inklusive Herrn Odszuck negativ beschieden,“ stellt der geschäftsführende Gesellschafter von Blumenauer Immobilien, Hans Georg Deckert, fest. Odszuck war zu diesem Zeitpunkt noch Erster Stadtrat und damit als Kronbergs Baudezernent maßgeblich an den Gesprächen beteiligt. Ein Rechtsstreit seitens des Investors habe „mit Mühe“ verhindert werden können.

AZP Holding als Investor

„Aufgrund der Komplexität des Grundstücks und des Projekts haben wir uns als AZP Holding entschlossen, das Grundstück zu kaufen, selbst zu entwickeln und zu bebauen“, informierten nach längerem Stillstand am Dienstag der Geschäftsführer der Holding mit Sitz in Frankfurt, Peter Leufen und Hans Georg Deckert, der auch Mitgesellschafter der AZP ist, in einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem neuen Ersten Stadtrat, Robert Siedler in den Räumen von Blumenauer Immobilien.

Magistrat lenkt ein

Die Neubebauung des Nassauer Hof-Geländes sei eines seiner ersten Projekte in Kronberg, die er maßgeblich begleitet hat, so Siedler. „Und wir haben hier eine positive Umkehr bewegt“, freute er sich mitteilen zu können. „Der Kronberger Magistrat hat über das Bauvorhaben vergangene Woche bereits mehrheitlich positiv entschieden.“

Entstehung von zehn Eigentumswohnungen

Die Pläne, die von zehn großzügigen Eigentumswohnungen (2-Zimmer- bis 5-Zimmer-Wohnungen) ausgehen, sind von der Bad Homburger Bauaufsicht ebenfalls bereits „positiv begleitet“ worden, bemerkte Deckert dazu. Innerhalb der Politik hakte es jedoch zum wiederholten Male, da den städtischen Planern 18 Prozent für Gewerbe (255 Quadratmeter) im Vergleich zur Wohnbebauung mit zirka 1.170 Quadratmetern nicht ausreichten, um das laut B-Plan vorgesehene Mischgebiet darzustellen. Erster Stadtrat Siedler erläuterte, man habe sich noch einmal Zeit genommen, fachlich prüfen lassen, ob an dieser Stelle in Oberhöchstadt neben einem funktionierenden Ortskern ein Mischgebiet, das dann 50 Prozent Gewerbe, 50 Prozent Wohnungen vorsehe, wirklich haltbar sei. Dabei habe sich herauskristallisiert, dass in Oberhöchstadt Gastronomie an dieser Stelle nur noch schwer zu halten sei und das Mischgebiet mit gerade Mal einem Bäcker in der Umgebung – an das sich ein reines Wohngebiet anschließt – schon längst nicht mehr funktionstüchtig sei. Der Gedanke, das Gebiet als solches wieder zu etablieren, sei vielleicht wünschenswert, aber unrealistisch. „Historisch gab es das Arbeiten und Wohnen an einer Stelle, aber das ist in der Regel in unserer arbeitstechnischen Welt heute nicht mehr umsetzbar“, so Siedler. Der Handwerker suche nun einmal größere Flächen, die er in diesen Mischgebieten nicht mehr findet und so entleerten sich die Flächen früher oder später. „Ich verfolge hier nicht den akademischen, sondern eher den pragmatischen Ansatz“, erklärt er zur Kehrtwende diplomatisch. Weitere Erhebungen hätten ergeben, dass eine größere Gewerbefläche und entsprechend weniger Wohnraum die aktuellen Bedürfnisse in Kronberg völlig konterkariert hätten, untermauert Deckert diese Entscheidung. „Das Projekt wäre zum Scheitern verurteilt gewesen.“ Als Oberhöchstädter will er das Bauvorhaben nun „mit aller Kraft im Sinne aller Beteiligten und zur Attraktivitätssteigerung des Ortskerns Oberhöchstadt“ realisieren. Aufgrund der Topografie, des Lärms durch die nahe Hauptstraße sowie der städtischen Vorgabe, die fünf Kastanienbäume zu erhalten, sei das durchaus eine Herausforderung. Aber mit Werner Sobek als technischen Ausrüster im Team, der weltweit als Bauingenieur für seine Tragwerksplanung und Fassaden bei weitaus größeren Bauvorhaben erfolgreich mitgewirkt hat, blickt die AZP Holding frohen Mutes der Projektumsetzung entgegen.

Sechs-Millionen-Euro-Projekt

Sechs Millionen Euro veranschlagen die Investoren für das Bauprojekt, das die im höherwertigen Bereich angesiedelten barrierefreien Eigentumswohnungen in einem kompakten Bau auf drei Etagen verteilt. Der Gebäudekomplex ist ähnlich der jetzigen Bebauung ausgerichtet, jedoch in den Flügeln kürzer und dafür insgesamt kompakter, wie die Investoren erklären. Der Gebäudekomplex weist entsprechend der Stellplatzsatzung elf Außenstellplätze sowie 15 Tiefgaragenstellplätze aus, über die die Bewohner mit zwei Aufzügen direkt zu ihren Wohnungen gelangen. Auf den 225 Quadratmetern Gewerbefläche sind ein bis zu drei Arztpraxen vorgesehen. Wohnungen mit kleineren Einheiten zu bauen, sei unter anderem auch angesichts der Stellplatzsatzung schlecht umsetzbar gewesen, erklärten die anwesenden Bauherren, zu denen auch der Beirat der AZP Holding, Dipl.-Ing. Ilker Zeybek zählte.

Kastanien bleiben

Der Gebäudekomplex, für den die Baugenehmigung noch vor Jahresende erwartet wird, wurde von der Grenze zur Nachbarschaftsbebauung deutlich abgerückt. Laut Deckert und Leufen werden, was die Auslastung des Baugrundstücks betrifft, die Möglichkeiten des B-Plans nicht voll ausgeschöpft und damit bleibe die Struktur des Gebietes erhalten. „Auch die Kastanien sind uns lieb und teuer“, erklärten sie. Diese müssen erhalten werden und damit es ihnen trotz Baus einer Tiefgarage weiterhin gut geht, sei diese auch weit auf die andere Seite gerückt. Erster Stadtrat Robert Siedler erinnerte in diesem Zusammenhang nochmals daran, dass sich die Investoren gegenüber der Stadt auch verpflichtet hätten, einen kleinen Teil des Privatgrundstücks, auf dem die Bäume stehen, der Öffentlichkeit in irgendeiner Form zugänglich zu machen.

Wenn alles nach Plan läuft, soll nach vier-wöchentlicher öffentlicher Auslegung des genehmigten B-Plans und den Bauvorbereitungen im März/April mit dem Neubau begonnen werden.

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