Kronberg
(pu) –„Hier steppt der Bär“, brachte Burgvereins-Mitglied Dorothea Peukert die Situation am Sonntagmittag exakt auf den Punkt. Wohin das Auge auch schweifte, tummelten sich anlässlich des gemeinsam vom Burgverein und dem Kronberger Einzelhandel organisierten Herbstfrüchtefestes sowohl auf dem Burghügel als auch in der Innenstadt Besucher aus dem gesamten Umkreis, von Wiesbaden bis Rodgau und von Gießen bis Darmstadt. „Schon am gestrigen Samstag war die Resonanz mit über 600 Besuchern erfreulich groß, aber der heutige Tag ist mit bereits zum jetzigen Zeitpunkt 1.500 registrierten Besuchern sensationell“, strahlte Peukert bereits vier Stunden vor Veranstaltungsende über das ganze Gesicht und mit ihr sämtliche am Wochenende zum Dienst eingeteilten Damen und Herren des Burgvereins, die für die Umsetzung des Mottos „Lebendige Burg“ verantwortlich zeichneten. Am Ende des Tages waren sogar 2.000 Besucher notiert. „Insgesamt haben die Besucher damit einen substanziellen Beitrag zum Unterhalt der Burg geleistet“, so Peukerts Fazit.
Von Spiel, Tanz und Musik bis zu Augenschmaus und Gaumenfreuden war auch wirklich alles aufgeboten, was zur Unterhaltung der ganzen Familie beitragen konnte. Und wer sich darüber hinaus en Detail über das Leben am Burghofe informieren wollte, erhielt Einblicke im Verlauf von Führungen durch Burg und Gärten.
Eröffnet wurde das ganze Spektakel bereits am Samstag mit einer Square-Dance-Darbietung des MTV Kronberg, anschließend durchzogen herbstliche Musikklänge die alten Gemäuer, gespielt auf Gamshörnern des „Ensemble 4 plus eins“. Nicht weniger Applaus erhielten die Tanzgruppe der Kronberger Rittergarde mit ihren mittelalterlichen Tänzen und die Aktiven des Burgvereins, die spannende Szenen aus der Geschichte der Burg nachspielten. Stark frequentiert auch der große Laubhaufen und die Station „Schlag die Nuss“, wo die Kinder ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen konnten und vor einer diffizilen Aufgabe standen, was aber der Begeisterung keinen Abbruch tat. Als großer Spaß erwies sich auch das Kürbis-Schätzen von „David und Goliath“: „Goliath“ wog 4.066 Gramm, die beste Schätzung lag bei 4.090 Gramm. Nur haarscharf vorbei schrammte der Gewinner beim Gewicht von „David“ (375 Gramm) mit der Angabe von 373 Gramm. Die Sieger aus Egelsbach beziehungsweise Oberursel können sich über je zwei Eintrittskarten zu einer Burgveranstaltung in der kommenden Saison freuen.
Fleißig Karten ausgefüllt wurden bei der Prämierung der Kürbis-Dekoration der Kronberger Kindergärten. Zum Publikumsliebling avancierte die Deko der Evangelischen Kindertagesstätte Anderland (Oberhöchstadt). Die Kinder hatten sich nicht mit dem üblichen Kürbisschnitzen begnügt, sondern einen Zoo von kleinen possierlichen Tieren geschaffen, ohne die Form der (Schlangen-Kürbisse zu verändern Ein echter Hingucker, für den die Kinder mit einer Burgführung im kommenden Frühjahr belohnt werden. Auch die Kreationen der Villa Racker-Acker, der Kita Schöne Aussicht und der Arche Noah wurden gebührend bewundert.
Voll auf ihre Kosten kamen auch die Liebhaber von Dekorativem, herbstlichem Naschwerk und Edeltrödel – und die Suppenfans. „Probieren Sie unbedingt von der Gulaschsuppe aus Wildschwein und falls sie ausverkauft sein sollte, finden Sie das Rezept zum Nachkochen auf dem Tisch im Terracottasaal“, so der Tipp einer der fleißigen Damen des Burgvereins und schon landete man bei Annegret Haake, die einmal mehr in ihrem Element, zu jedem der Rezepte und der ausgestellten Kochutensilien eine eigene Geschichte parat hatte. Anschaulicher geht es wirklich nicht mehr!
Bereits fest zu den Stammgästen der Standbetreiber zählt Monika Wiegand aus Heidenrod-Nauroth, Inhaberin einer Wildkräutergärtnerei. Ihre heißen Wildfrucht-Getränke und Kräuter für grüne Wildkräuter-Smoothies machten ebenso Lust auf mehr wie der „Wonnekauer-Speierling“ (Vegetarische süße Wurst aus Früchten und Kürbiskernen) von Monika J. Peukert. Die Diplom-Biologin bezeichnet sich selbst schmunzelnd als das Frankfurter Pendent zum Kronberger Speierlings-Papst Heiko Fischer und tüftelt ständig an neuen Verarbeitungsmöglichkeiten der herben Frucht. An anderer Stelle lockten Tessiner Kastanienpralinen, eine bunte Auswahl weiterer Marmeladen und Gelees und nicht zu vergessen die „Wein-Bar“ mit edlen Tröpfchen vom Weingut Prinz von Hessen und das „Burg-Café“ mit verlockenden Versuchungen der emsigen Burgbäckerinnen.
Nicht minder Betrieb herrschte unterhalb des Burghügels in der Innenstadt.
„Dieser reine Quittensaft ist sogar für Diabetiker geeignet“, informierte Klaus Rapp, nachdem die leuchtend gelben und vor allem ungewöhnlich großen Quitten am Stand des Obstbaubetriebs Helmut Rapp für so manche ungläubige Nachfrage sorgten. „Für Quitten und Äpfel war es trotz der großen Sommerhitze ein gutes Jahr, sofern man die Geduld aufbrachte, das Obst lange genug hängen zu lassen, sodass die Früchte noch vom Regen- und Sonneneinfluss der letzten Wochen profitieren konnten“, präzisierte Rapp. So fand der mit Birnen und Quitten abgerundete, eingekochte Apfelsaft ebenso mühelos Abnehmer wie der klassische „Süße“, der an anderer Stelle angeboten wurde.
Dass in der Stadt der Märkte der Obstbau fest in der Historie verankert ist, hat sich zweifellos herumgesprochen. Nach dem Erdbeerfest im Frühsommer und dem Apfelmarkt vor 14 Tagen lockten aktuell die unterschiedlichen Darreichungsformen der vielfältigen Herbstfrüchte. Ob es der knackige, eher säuerlich schmeckende Apfel mit festem Fruchtfleisch sein sollte, oder etwa die etwas weichere und süßere Birne – nicht nur die Auswahl der heimischen Produkte bot für jeden Geschmack das Passende, gleichzeitig konnte man, sofern gewünscht, auch noch etwas über die Besonderheiten, Lagerfähigkeiten und Verwendungszwecke des Obstes erfahren. Nicht weniger begehrt waren Kürbisse, Kartoffeln & Co oder frisch geröstete Maronen.
Daneben wird das herbstliche Fest gerne genutzt, um in aller Ruhe modische Ergänzungen für den Kleiderschrank zu sondieren oder Ausschau nach ersten Weihnachtsgeschenken zu halten, immerhin stehen die großen Festtage bereits in neun Wochen vor der Tür. Und aller hin und wieder spürbaren negativen Stimmung im Einzelhandel und Unkenrufen zum Trotz erwies sich die Burgstadt wiederum als Magnet für Besucher aus nah und fern – auch zum Einkaufen! So gaben sich beim von fünf Einzelhandelsgeschäften bestückten Kronberger Outlet in der Zehntscheune mit Markenware für die ganze Familie zu absoluten Tiefpreisen die in Kauflaune erschienen Kunden die Klinke in die Hand und erfreut wurden die Lichtblicke durch jüngst in der Innenstadt eröffnete Ladenlokale oder gastronomische Betriebe registriert: „Ach guck mal, da ist ja was Neues drin!“
Obwohl die Sonne an diesem Tag doch nicht wie erhofft die Wolken durchdringen konnte, blieb es glücklicherweise trocken – ideale Rahmenbedingungen, um einige Stunden durch die Stadt zu flanieren, querbeet das kulinarische Angebot zu testen oder Herbstschmuck für das traute Heim auszusuchen.
Ausgesprochen positiv wurde das aufgestockte Angebot an Abwechslung und Bewegung für den Nachwuchs aufgenommen. Neben Clown Klinki, dem Kinderkarussel, dem beliebten Kürbis schnitzen und den Hexen des Kappenklub Kronberg, die nicht nur als Ansprechpartner für Ortsunkundige zur Verfügung standen, sondern für Groß und Klein außerdem eine süße Wegzehrung im Gepäck hatten, bot der Berliner Platz mit dem Süwag-Marktplatz ein kunterbuntes Bild.
Sportbegeisterte Kronberger legten sich dort am Sonntag mächtig ins Zeug: Mit Seilspringen „erhüpften“ sie eine beträchtliche Spende für die Jugendfeuerwehr Kronberg. 10.929 gezählte Umdrehungen wurden letztendlich notiert und von der Süwag mit einer Spende von je 10 Cent pro Hüpfer belohnt. Insgesamt kamen so 1.092,90 Euro zusammen. Diesen Betrag rundete die Süwag auf 1.150 Euro auf und übergab den Scheck an Jugendfeuerwehrwart Nico Zubrod, der versprach, das Geld im Rahmen der erfolgreichen Jugendarbeit für einen sinnvollen Zweck einzusetzen.
Zahlreiche weitere Mitmach-Aktionen luden darüber hinaus zum Stöbern und Verweilen auf dem Süwag-Marktplatz ein. Während sich die Kleinen der Bewältigung eines Rundlaufs mit Energiewerkstatt, Reaktionswand, Carrerabahn und dem finalen Seilspringen widmeten, informierten sich die Erwachsenen über die vielfältigen Angebote des Energieversorgers.
In dieser Form knüpfte die Veranstaltung nahtlos an Rekordjahre an. Ein Erfolg, der ganz besonders auch Manfred Becker, Sprecher der Gruppe Einzelhandel im Bund der Selbständigen Kronberg freute, denn der jüngste Verkaufsoffene Sonntag markierte für ihn gleichzeitig eine Zäsur. 17 Jahre lang zeichnete er für die Organisation der Einkaufssonntage verantwortlich, nun gibt er das Amt in andere Hände ab. Über die Nachfolge kann und will er noch nichts verraten, aber er hofft, dass es nahtlos unter anderer Regie im nächsten Jahr weitergeht.