Schüler schreiben

So ordentlich sah es nicht in allen Zelten aus: V.l.n.r.: Jasmin, Eleni, Helena, Feli, Emma, Maite und Emma Foto: privat

Eine Klassenfahrt der besonderen Art: Zelten im Westerwald

Mitte September machten sich zwei unerschrockene sechste Klassen der Altkönigschule mit ihren Klassenlehrerinnen Undine Jentzen und Rita Eichmann, unterstützt von den beiden Kollegen Marco Kursawe und Ralph Ott, auf den Weg nach Westernohe in den Westerwald, um eine Klassenfahrt der besonderen Art zu erleben. Die Kinder (und Lehrkräfte!) waren nicht in gemütlichen Betten und Zimmern einer Jugendherberge untergebracht, sondern schliefen, eingepackt in Schlafsäcken, in Zelten – und das bei nächtlichen 7 bis 10 Grad Celsius und zwei Tagen Dauerregen. Was die beiden Klassen alles erlebt haben, darüber berichten die Schülerinnen und Schüler selbst:

Montag (Bericht von Adrian, Lasse und Moritz)

Als wir uns morgens um 9 Uhr auf dem Busparkplatz an der Schule trafen, stellte sich schnell heraus, dass es sehr klug war, dass unsere Busse eigentlich zu groß waren. Anders hätten wir das ganze Gepäck wohl nicht transportieren können. Irgendwann war es geschafft: Rucksäcke, Taschen und Koffer, Isomatten und Schlafsäcke und der zusätzliche Proviant waren verstaut, die Eltern, Geschwister und Haustiere verabschiedet – und wir starteten nach Westernohe. Nach anderthalb Stunden Dauergesang kamen wir gut gelaunt am Zentrum der Deutschen Pfadfinder Sankt Georg an und spielten einige Kennenlernspiele mit unseren Teamern. Anschließend schleppten wir unser gesamtes Gepäck zum Zeltplatz und bezogen pro Klasse vier große Zelte und wurden über die Zeltplatzregeln informiert (zum Beispiel darf man nur durch das Gelände laufen, wenn man mindestens zu dritt ist – und die Zelte anderer nur betreten, wenn die es erlauben). Nach dem Mittagessen haben wir noch zwei Gemeinschaftszelte aufgebaut und durch eine „Chaos-Rallye“ das Gelände kennen gelernt. Dabei mussten wir zu den unterschiedlichsten Stellen laufen, weil dort Schilder versteckt waren, die uns Hinweiswörter lieferten.

Nach dem Abendessen waren wir zu einer Nachtwanderung verabredet. Ganz ohne Taschenlampen liefen wir als Gruppe durch den Wald und achteten auf all das, was man dennoch sehen oder hören konnte. Als Höhepunkt der Nachtwanderung konnte man einen „Sologang“ machen. Dabei lief man eine Weile ganz alleine im völlig dunklen Wald einen relativ breiten Schotterweg entlang, der in weiten Abständen immer durch ein Grablicht gekennzeichnet war. Während dieses Sologangs konnte es einem schon ganz schön unheimlich zumute werden. Man war wirklich völlig allein im Wald und hörte und sah niemanden. Es war ein tolles Gefühl, wenn man es geschafft hatte. Wer sich diesen gruseligen Weg nicht alleine zutraute, konnte zusammen mit Herrn Ott, der die Nachhut bildete, die Strecke als Gruppe laufen.

Nach der Nachtwanderung begann die „Chaos-Nacht“. Das Schlafen in den Zelten war so ungewohnt und aufregend und kalt, dass es eigentlich nie völlig ruhig war. Als endlich die letzten eingeschlafen waren, erwachten die ersten auch schon – und unsere Lehrkräfte sahen am Morgen ganz schön müde aus.

Dienstag (Bericht von Tyler, Ben und Noel)

Der Dienstag startete mehr als hektisch. Weil der Bus, der uns zu dem Erlebnisbauernhof bringen sollte, schon deutlicher früher kam als erwartet, mussten wir in Windeseile frühstücken und unsere Gummistiefel und Ausflugsrucksäcke schnappen – und dann ging es auch schon los. Die Bäuerin Kerstin zeigte uns bei einem ersten Rundgang den Bauernhof und erklärte uns, worin die Unterschiede zwischen einem Bio-Bauernhof und einem „konventionellen“ Bauernhof bestehen. Auf Kerstins Hof haben die Tiere viel mehr Platz, sie müssen nicht immer nur im Stall sein, sondern kommen auch nach draußen und bei der Fütterung werden strengere Regeln eingehalten. Insgesamt sollen sie „artgerecht“ leben, also so, dass es ihnen gut geht. Was das bedeutet, haben wir direkt miterlebt. Wir durften einen „Menschen-Zaun“ bilden, damit die Kühe aus dem Stall auf die Weide getrieben werden konnten, ohne rechts und links auf Abwege zu geraten.

Anschließend wurden wir für den weiteren Tag in zwei Gruppen eingeteilt, die im Wechsel zum einen mehr über die Milchkühe erfuhr, zum anderen im Hühnerstall lernte und arbeitete. Die Rindergruppe half beim Ausmisten des Stalles und bei der Einstreu. Weil der Hof mittlerweile einen „Gülleschlepper“ hat, der automatisch das, was die Kühe außer Milch so alles produzieren, zum Gülleloch schiebt, war das Ausmisten nicht mehr so anstrengend wie vor drei Jahren, als Frau Jentzen mit einer Klasse schon einmal hier war. Kerstin zeigte uns, dass die Rinder nach Altersgruppen in verschiedenen Ställen „wohnen“, sozusagen im Kindergarten, in der Schule und in der Studenten-WG; außerdem besuchten wir die beiden Stiere, die getrennt von der Kuhherde stehen müssen, weil sie beide schon zu alt sind. Ab einem gewissen Alter, so erklärte uns Kerstin, merken die Stiere, dass sie viel stärker sind als der Bauer. Dann kann es passieren, dass sie sich vor „ihre“ Frauen stellen und die Herde gegen den Bauer verteidigen wollen. Dies kann für den Bauer gefährlich werden, deshalb haben die Stiere einen eigenen Stall. Interessant wurde es in der Milchkammer und im Melkraum, als wir mit unserem Finger in der Melkmaschine spüren konnten, wie an den Euterzitzen gesaugt wird.

Den Unterschied zwischen Stroh und Heu konnten wir am besten dadurch lernen, dass wir von den Strohballen herunterspringen durften, was ein großes Abenteuer war (man musste ja auch erst einmal hochkommen). Im Hühnerstall wurden Eier eingesammelt, die Hühner gefüttert, das Wasser aufgefüllt – und wir durften die Hühner auch fangen und streicheln.

Aus Kerstins Erzählungen wurde uns schnell klar, wie anstrengend das Leben eines Bauern und einer Bäuerin ist. Gearbeitet wird jeden Tag, natürlich auch am Wochenende. Ferien haben sie nicht – und auch bei schlechtem Wetter wollen die Tiere versorgt werden und natürlich raus.

Der Heimweg zu unseren Zelten war eine Wanderung, und zwar 7 Kilometer weit! Aber es hat sich gelohnt. Wir kamen an schönen Landschaften vorbei, es hörte sogar auf zu regnen und wir hatten ausreichend Zeit, uns gemütlich zu unterhalten. Die Nacht wurde dann sehr viel ruhiger als die erste. Den einen oder anderen befiel der Verdacht, dass wir so lange gelaufen waren, damit wir abends vor Müdigkeit schnell einschliefen.

Mittwoch (Bericht von Michelle und Dajana)

Am Mittwoch erlebten wir am Vormittag fast so etwas wie Schule. Unsere Teamer erklärten uns den „ökologischen Fußabdruck“. Alles, was wie einkaufen, hat für die Herstellung und den Transport schon Ressourcen verbraucht. Je mehr, desto größer ist sein Fußabdruck. Wir haben dies für unser Frühstück verdeutlicht. Wer ein Ei vom benachbarten Biobauern frühstückt und die selbst hergestellte Marmelade aus Brombeeren vom eigenen Garten, der hinterlässt einen kleineren ökologischen Fußabdruck als der, der eine Kiwi aus Neuseeland isst und Kaffee aus Kolumbien trinkt. Unsere Teamer verdeutlichten uns, wie gut es ist, wenn man schon beim Einkaufen darauf achtet, möglichst viele regionale und saisonale Produkte zu kaufen, d.h. Produkte aus der eigenen Region und Produkte, die zu der Zeit, zu der man sie kauft, gerade reif sind.

Nachmittags haben wir in einem Workshop eine eigene Seife hergestellt. Zuerst rieben wir ein Stück Seife an einer Käsereibe. Dabei sahen die Seife-Streusel so aus wie die Kokossplitter bei Raffaelo. Diese wurden mit Wasser und Duftölen gemischt und nach eigenen Ideen in Form gebracht (als Herz, Teddybär oder Hundehaufen...). Anschließend sammelten wir draußen Blüten, Kräuter und Blätter, um unsere Seifen zu verzieren. Der zweite Workshop des heutigen Tages drehte sich um Getreide. Wir haben verschiedene Getreide, nämlich Roggen, Hafer, Weizen und Gerste, gesehen und probiert und zu Mehl gemahlen.

Abends haben wir uns am Lagerfeuer Gruselgeschichten erzählt.

Donnerstag (Bericht von Eleni, Jasmin und Helena)

Am Donnerstag standen vier unterschiedliche Stationen auf dem Programm, die wir in Gruppen nacheinander durchliefen. Unsere Gruppe war zuerst beim Niedrigseilgarten. Hier mussten wir auf Seilen balancieren, ohne dass jemand herunterfällt, was man nur als Teamwork schaffen konnte. Man musste andere stützen und halten und sich auf andere aus der Gruppe verlassen – und als Team hat man es leicht geschafft. An der nächsten Station konnte man mit Frau Jentzen schnitzen oder mit Herrn Kursawe Wikinger-Schach spielen. Wer sich zum Beispiel einen Stock für das Stockbrot-Grillen am Abend schnitzen wollte, konnte sich erst im Wald einen passenden Stock suchen und dann schnitzen.

Station 3 fand in der Turnhalle statt. Hier wurde man mit Seilen gesichert und sollte dann einen Turm aus leeren Wasserkisten bauen, indem man sich an den Rand der ersten Kiste stellte und auf diese die nächste stapelte. Man musste immer einen Kasten höher klettern. Michelle hat den höchsten Turm gebaut und konnte nach 14 Kisten fast die Decke der Turnhalle berühren.

Abends haben wir Hamburger gegrillt. Das Rindfleisch dafür stammte von Kerstins Bauernhof. Wir haben also heute die älteren Geschwister der Kühe, die wir am Dienstag versorgt haben, gegessen. Es ist schon etwas tröstend, dass sie auf dem Bauernhof von Kerstin wenigstens ein ganz gutes Leben hatten, bevor sie zu unserem Abendessen wurden.

Da der Koch den Stockbrot-Teig völlig versalzen hatte, hatten wir mehr Spaß beim Stockbrotgrillen als beim Stockbrotessen... Als Ausklang haben wir eine Klassenparty gefeiert und getanzt und uns mit Chips, Salzstangen und Süßigkeiten vollgestopft.

Freitag (Bericht von Emma La und Maite)

Am letzten Tag unserer Klassenfahrt mussten wir viel früher aufstehen, damit wir in Ruhe packen und das Chaos in den Zelten beseitigen konnten. Es dauerte etwas, bis alles verstaut und aufgeräumt war und wir auch unsere Seifen, die vom gestrigen Donnerstag noch trocknen mussten, abgeholt hatten. Um 11.30 Uhr bepackten unsere Busfahrer die Busse und wir nahmen Abschied von unseren Teamern. Tschüss, Westernohe!

Als letzte Aufgabe der Klassenfahrt stand nun noch für jeden eine Hausaufgabe an. Wir nehmen an dem „Eulensystem“ teil, bei dem man belohnt wird, wenn man sich sozial verhält. Man muss anderen gegenüber etwas Nettes machen, hilfsbereit sein, andere trösten oder ihnen etwas Gutes tun. Dann kann man von Mitschülern bei der „Eulen-Wahl“ gewählt werden. Wer am Ende des Schuljahres die meisten Eulen hat, erhält einen Sozialpreis. Auch während der Klassenfahrt hatten wir die Aufgabe, darauf zu achten, wer sich besonders gut verhält und wer also eine Eule verdient hat. Wir durften als Hausaufgabe Eulen vergeben und sollten unsere Wahl begründen. Da gab es beispielsweise eine Eule für Dominik, „weil er eine sehr gut Taschenlampen-Zeltbeleuchtungs-Konstruktion für unser Zelt gebaut hat“, und eine für Emma Lei, „weil sie uns Jungs beim Aufräumen geholfen und sogar meinen Schlafsack gefunden hat“. Dajana bekam ganz viele Eulen, „weil sie so hilfsbereit war, weil sie mich getröstet hat, wenn ich Heimweh hatte und weil sie sich um alles gekümmert hat“. Marcel wurde dafür gelobt, „dass er immer hilfsbereit war und mir geholfen
hat, als ich nicht wusste, was ich anziehen soll“.

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