Seniorenbeirat sucht Bürgernähe, um Bewusstsein für Gremium zu wecken

Von oben links nach unten rechts: Gerhard Singer, Klaus Schott, Hans-Joachim Schneider, Dr. Bernhard Lubke, Ingeborg Strauß, Gianfranco Bernardini, Dietmar Göbel, Dr. Rolf Otto und die an diesem Tag verhinderte und daher nicht auf dem Foto anwesende Edelgard von Löbbecke bilden das neue Sprachrohr der Senioren. Fotos: S. Puck

Kronberg (pu) – Fünf Jahre lang leistete der bis vor wenigen Tagen aktive erste Seniorenbeirat (SBK) wahre Pionierarbeit, überwand dabei so manches Hindernis bei dem Versuch, dieses 2007 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene und 2008 erstmals gewählte Gremium mit Leben zu erfüllen. Die Nachfolger dieser emsigen Pionierarbeiter, die Ende Oktober gewählten Dr. Rolf Otto, Ingeborg Strauß, Gianfranco Bernardini, Dietmar Göbel, Klaus Schott, Gerhard Singer, Hans-Joachim Schneider und Dr. Bernhard Lubke trafen sich am Montag zur konstituierenden Sitzung im Ausschusssitzungsraum des Rathauses. Verhindert war an diesem Tag die das Gremium als neunte komplettierende Edelgard von Löbbecke. Dieses neunköpfige Sprachrohr der Senioren geht sichtlich motiviert in die fünfjährige Amtszeit und hat sich auf die Fahnen geschrieben, „mehr zu kommunizieren“, wie es der an diesem Tag einstimmig gewählte erste Vorsitzende Klaus Schott auf den Punkt brachte. Die weiteren Mitglieder der Führungsriege sind die beiden ebenfalls einstimmig gewählten Stellvertreter Hans-Joachim Schneider und Dr. Rolf Otto sowie Schriftführerin Ingeborg Strauß, die sich mit fünf auf sie abgegebenen Stimmen gegen zwei für den ebenfalls für diesen Posten kandidierenden Dietmar Göbel durchsetzte.

Der Bekanntheitsgrad des Seniorenbeirats soll künftig deutlich ausgebaut werden. Um dieses hehre Ziel umzusetzen, ist man bereit, teilweise auch neue Wege zu beschreiten. Der akute Handlungsbedarf wurde besonders bei der Wahl des Seniorenbeirats deutlich, eine Wahlbeteiligung von 6,40 Prozent bei 5.999 Wahlberechtigten (Kronberger über 60 Jahre), das sind immerhin ein Drittel der Bevölkerung, war zweifellos ernüchternd. In der Vergangenheit blieb außerdem nicht verborgen, dass nur wenige Senioren aus eigenem Antrieb mit einem Problem an den Beirat herantreten.

Die Werbetrommel soll demzufolge weitaus aktiver gerührt werden, es gab dazu im Verlauf der Sitzung schon ganz konkrete Vorschläge. „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Prophet gehen“, warb Hans-Joachim Schneider dafür, künftig auch Sitzungen im Altkönig-Stift oder im Rosenhof abzuhalten, um Menschen, die nicht mehr so mobil sind, eine Kontaktaufnahme zu erleichtern. Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) brachte in diesem Zusammenhang einen Besuch des Ernst-Winterberg-Hauses ins Gespräch. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit sowohl mit der Seniorenbeauftragten Petra Fischer-Thöns als auch der Behindertenbeauftragten Irmgard Böhlig gesucht werden. Der erst kürzlich gewählte neue Vorsitzende der Silberdisteln, Andreas Wöstmann, hatte es sich nicht nehmen lassen, an diesem Nachmittag ebenfalls ins Rathaus zu eilen. Er sieht gleichermaßen die Notwendigkeit, Institutionen stärker im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern und bot spontan Zusammenarbeit an: „Bedarf kann auch geweckt werden.“ Der gemeinsame Besuch von Wochenmärkten, Festen und Veranstaltungen scheint daher fast schon beschlossene Sache.

Erster Vorsitzender Klaus Schott will jedenfalls keine Zeit verlieren, er gab dem Team die Hausaufgabe mit auf den Weg, sich bis zur nächsten Sitzung Gedanken über anzugehende Aufgaben zu machen. Als Lektüre empfahl er die Geschäftsordnung des Seniorenbeirats. Dort steht unter dem Punkt Aufgaben und Ziele: Stärkung des Rechts der älteren Menschen auf Selbstbestimmung und ihre Integration in die städtische Gemeinschaft, Verbesserung der Lebensqualität im Alter, Beteiligung bei der Festlegung von Grundsätzen der Seniorenpolitik, Bereitstellung von Beratungsangeboten und die Förderung des Erfahrungsaustausches. Ferner soll der Ausbau des Ehrenamtes vorangetrieben und Maßnahmen und Programme für die älteren Mitbürger geplant und durchgeführt werden. Bei Fragen der Stadt- und Verkehrsplanung sowie der Sicherheit im Verkehr und Wohnumfeld können sich Bürger ebenfalls an den SBK wenden.

Am Sitzungstag lag zu letzterem sogar ein ganz konkretes Schreiben einer 86-jährigen Bewohnerin des Altkönig-Stifts vor, die sich über die Beschilderung der umliegenden Waldwege beschwerte: „Die bunten Schildchen sind albern und sagen nichts aus.“ Weitaus zielführender seien Ziel- und Entfernungsangaben. Ihre ebenfalls formulierte Sorge, die Buslinie 73 würde den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen, konnte Bürgermeister Klaus Temmen gleich entkräften: „Die Abschaffung der Linie 73 ist nicht angedacht.“ Im Anschluss an die konstituierende Sitzung verabschiedete der Rathauschef die ausgeschiedenen SBK-Mitglieder Erwin Stämmler und Josef Eberhardt mit einem herzlichen Dank für die geleistete Arbeit und einer Flasche Roten Regent, dem an diesem Tag nicht anwesenden Franz-Josef Herrmann wird dies nachgereicht. Danach lud der hinzugekommene Magistrat zu Sekt und kleinem Imbiss.



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