Staab Architekten überzeugen Preisrichter mit Kammermusiksaal als Pavillon im Park

Die Preisträger, Staab Architekten aus Berlin, überzeugten die Preisrichter mit diesem Entwurf, der den Kammermusiksaal als Pavillon im Park vorsieht – hier in einer Simulation des Architekturbüros.

Kronberg (mw) – „Es war eine sehr kniffelige und komplexe Aufgabe“, gestand der frisch gekürte Preisträger, Prof. Volker Staab von Staab Architekten aus Berlin. Die Herausforderung des Architekturwettbewerbs nach den Richtlinien für Planungswettbewerbe der Architektenkammer Hessen, für den sich die Bauherren auf dem Bahnhofsareal – die Contraco GmbH und die Kronberg Academy – aufgrund der vielfältigen Bauaufgabe entschieden hatten, sei vor allem die Topografie des 8.600 Quadratmeter großen Geländes, als Schnittstelle zwischen Victoriapark und Bahnhof, gewesen. „Genau das, eine Verbindung zu schaffen zwischen der wunderbaren Parklandschaft auf der einen Seite und dem Bahnhofsplatz auf der anderen Seite war unser Hauptanliegen“, erläuterte Staab am Freitagabend im Rathaussaal nach der feierlichen Preisvergabe durch den geschäftsführenden Gesellschafter von Contraco an den national renommierten Architekten. Staab sagte, er habe sich außerdem darauf konzentriert, wie gefordert, ein Ensemble zu schaffen, das nicht in jeder x-beliebigen Großstadt stehen könne, sondern genau an dieser Stelle. Der Kammermusiksaal konzipiert als Pavillon im Park, Ecke Bahnhofstraße, Bleichstraße, Schillerstraße. Er schmiegt sich an den Hang, öffnet sich durch seine gläserne Hülle zum Park hin, wirkt leicht und anmutig. Das Studienzentrum der Kronberg Academy, das in einem zweiten Bauabschnitt ebenfalls auf dem Areal entstehen soll, hat der Architekt Volker Staab als Bindeglied zwischen Kammermusiksaal und Hotelkomplex vor den Schillergärten gänzlich an den Hang geschmiegt. Das Hotel besteht aus zwei Baukörpern, einer sechsgeschossig, einer viergeschossig. Darin entstehen sollen 110 bis 115 Hotelzimmer. „Es war schon eine enorme Baumasse, die an diesem Ort untergebracht werden musste“, so Staab, der das Hotel auf einen Natursteinsockel gesetzt hat, um die große Baumasse etwas aufzugliedern. Nicht Muschelkalk hat er für die Außenfassade vorgesehen, wie von den Preisrichtern vermutet, sondern eine Holzfassade schwebt ihm für das Hotel, als auch für die Innenhülle des Kammermusiksaals vor. Erster Stadtrat und Sprecher des Preisgerichts, Jürgen Odszuck, machte deutlich, dass die Höhe des Gebäudes, möglicherweise noch überarbeitet werden könne, gleichzeitig verwiesen er als auch Bürgermeister Klaus Temmen aber darauf, dass die Höhe der Baukörper bei den Teilnehmern im Preisgericht keine Bauchschmerzen ausgelöst hätte, da sich die Gebäude gut in das Gelände einfügten.

Einen ganzen Tag und mehr als 15 Stunden hatte das Preisgericht getagt, um die zwei Preisträger zu küren. Sie teilen sich das Preisgeld der Contraco GmbH in Höhe von 86.000 Euro, allerdings nicht zu gleichen Teilen. 53.000 Euro gehen an Staab Architekten, 33.000 Euro an Eurich-Manz Architekten aus Oberursel. „Beiden Siegerentwürfen gemeinsam ist, dass sie sich durch einen sorgfältigen Umgang, durch maßvolle Gesten im Städtebau auszeichnen.“ Während der zweite Entwurf eine groß angelegte Fußwegebeziehung durch das Wettbewerbsareal inszeniere, arbeitete der erste Siegerbeitrag von Volker Staab mit einer Abfolge von klar abgegrenzten, fein ausdifferenzierten Räumen. „Die Landschaft des Victoriaparks wird bis in das Wettbewerbsareal hineingeführt, zwischen Saal, Hotel und dem Studienzentrum entsteht ein neuer Hof, der künftige Bahnhofsplatz wird klar und städtisch definiert“, so Odszuck. Dabei gelinge es, zu Gunsten der Freibereiche die Gebäudevolumen zurückzunehmen.“ Die Gebäude und Freibereiche könnten sowohl aus der Umgebung, von der Bahnhofstraße aber auch durch einen neuen Weg durch das Gelände aus erlebt werden. „Aller Kontraste zum Trotz ist eine einheitliche Handschrift, ein Ensemble, erkennbar. Diese Qualitäten haben zu einem einstimmigen Votum des Preisgerichts geführt. In den Prozess der Entscheidungsfindung waren auch Vertreter aller politischen Parteien Kronbergs eingebunden sowie neben Rathauschef Klaus Temmen und Erstem Stadtrat Jürgen Odszuck auch die Fachbereichsleitung Stadtentwicklung, Dr. Ute Knippenberger, sowie als Sachverständige ein Statiker, ein Akustiker und ein Hotelsachverständiger sowie die Bauaufsicht des Hochtaunuskreises.

Bürgermeister Klaus Temmen, der bereits im Vorfeld der Preisübergabe und Ausstellungseröffnung im Rathaus mit allen elf Entwürfen zur Pressekonferenz eingeladen hatte, betonte, dass auch die Fraktionsvertreter sich größtenteils für den ersten Preisträger entschieden haben. „Es ist ein sehr guter Tag, denn wir haben einen Meilenstein in der Entwicklung des Bahnhofsareals erreicht“, verkündete er. Das Ergebnis sei beeindruckend und die Qualität aller Entwürfe auf einem hohen Niveau. Gerade der Konzertsaal berge ein großes Potenzial für die Stadt: „Ich bin mir sicher, er wird zu einem kulturellen Epi-Zentrum in der Rhein-Main-Region“, geriet er ins Schwärmen.

Zehn Jahre lang strebt die Stadt nun eine Entwicklung der Brachflächen rund um den S-Bahnhof an. 2012 wurde mit einem neuen Rahmenplan erneut eine Entwicklung an dieser Stelle angestoßen. Im Mai 2013 hatte sich die Stadt entschieden, dass geplante Businesshotel (geplantes Gesamtinvestitionsvolumen 12 Millionen Euro) mit der Contraco GmbH zu entwickeln. Daniel Rinck, geschäftsführender Gesellschafter von Contraco, hatte bereits seit April 2012 eine Vereinbarung mit der international agierenden Hilton-Gruppe zur grundsätzlichen Zusammenarbeit treffen können. Da das Hotel jedoch nur Teilflächen der insgesamt 8.600 Quadratmeter umfassenden Wettbewerbsfläche in Anspruch nehmen sollte, hatte er von der Stadt die Aufgabe erhalten, auch für die restliche Fläche eine sinnvolle Nutzung aufzuzeigen. Daraus entstand die Idee, die Kronberg Academy mit ins Boot zu holen. Rinck verriet, dass es inzwischen durch das neue Ensemble von Kammermusiksaal und Studienzentrum der Kronberg Academy auch für das Hotel weitere Interessenten als Betreiber gebe, die nun aus dem Art-/Design-Hotelkonzeptbereich kommen.

„Für uns bedeutet das Projekt Zukunftssicherung“, machte der geschäftsführende Direktor der Kronberg Academy, Raimund Trenkler, den Standpunkt der Kulturinstitution deutlich. Wer Weltniveau fordere, könne nicht dauerhaft ein Provisorium bieten. „Die Kronberg Academy braucht ein Zuhause.“ Künstler von Weltklasseformat seien auf lange Sicht nicht in Kronberg zu halten, wenn sie nicht die entsprechenden Räume für ihre Musik vorfänden. Die Stadthalle erfülle akustisch als auch technisch diese Voraussetzungen nicht. Der Entwurf der Staab Architekten für den Kammermusiksaal am Bahnhof nannte er die passende Antwort auf den Wunsch der Kronberg Academy nach einer entsprechenden Adresse in Kronberg: Wie die Maler, die damals nach Kronberg kamen, um in der Natur Kunst zu schaffen, so seien es heute die Musiker, die nach Kronberg kommen würden, um hier Musik zu machen und neu zu entwickeln. Das Bild des gläsernen Pavillons im Grünen entspreche dieser Idee, den Künstlern die Natur erfahrbar zu machen, Kronberg als Quelle der Inspiration miteinzubeziehen. Ist der Kammermusiksaal mit 500 Plätzen gebaut, dessen Bauherr die Kronberg Academy Stiftung ist und dessen Gesamtinvestitionsvolumen Raimund Trenkler auf 15 Millionen Euro beziffert, will die Kronberg Academy einen Großteil der auf Frankfurt ausgelagerten Konzerte wieder zurück in die Burgstadt holen. Die Konzerte an verschiedenen Orten in der Altstadt sollen beibehalten werden.

Alle elf Modelle sind auch im Internetportal des Kronberger Boten unter www.taunus-nachrichten.de in der Bildergalerie zu sehen sowie auf der städtischen Internetseite www.kronberg.de.

Die Stadt teilt des Weiteren mit, dass die Wettbewerbsarbeiten bis einschließlich Freitag, 4. Juli im Sitzungssaal des Kronberger Rathauses ausgestellt sind. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr. Darüber hinaus werden geführte Besichtigungstermine angeboten: Donnerstag, 26. Juni, 17 bis 18 Uhr, Dienstag, 1. Juli, 16.30 bis 17.30 Uhr, Donnerstag, 3. Juli, 16.30 bis 17.30 Uhr. Für die Teilnahme an einer geführten Besichtigung, zu der auch explizit die Anwohner eingeladen sind, ist eine vorherige Anmeldung erforderlich, und zwar bevorzugt per E-Mail an stadtentwicklung[at]kronberg[dot]de. Anmeldungen werden auch telefonisch im Bürgerbüro unter der Nummer 06173-703-0 entgegengenommen.

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